Holtei, Karl von: Die Vagabunden. Bd. 4. Breslau, 1852.Kammerdiener sieht es, erbietet sich, es dem Grafen Jn einem großen Eckzimmer des oberen Stock- Kammerdiener ſieht es, erbietet ſich, es dem Grafen Jn einem großen Eckzimmer des oberen Stock- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="27"/> Kammerdiener ſieht es, erbietet ſich, es dem Grafen<lb/> einzuhaͤndigen. Anton zoͤgert; er duͤrfe es nur in die<lb/> Haͤnde der Graͤfin legen, ſagt er. Dem Diener kommt<lb/> ſein Benehmen befremdlich vor; ehe noch ein beſtimm-<lb/> ter Entſchluß ausgeſprochen wurde, erfaͤhrt Anton,<lb/> daß er angemeldet ſei und daß der Graf ihn erwarte.</p><lb/> <p>Jn einem großen Eckzimmer des oberen Stock-<lb/> werkes, mit offener Ausſicht nach einem friſch-gruͤnen-<lb/> den Park, den Krankenſtuhl an’s Fenſter geſchoben,<lb/> von Hunden umlagert, ſitzt, liegt vielmehr Graf Guido<lb/> auf Erlenſtein, ein Mann von etlichen und vierzig<lb/> Jahren und begruͤßt den von ſtreitenden Empfindun-<lb/> gen faſt betaͤubten Anton mehr erſtaunt, als unfreund-<lb/> lich, obgleich die Zuͤge des maͤnnlich-ſchoͤnen, durch<lb/> einen uͤberlangen Reiterbart abgetheilten Angeſichtes,<lb/> deutlich zeigen, daß gerade in dieſer Stunde die Fuß-<lb/> gicht einen heftigen Anfall auf des Leidenden gute<lb/> Laune unternimmt. Was dem Kammerdiener gleich<lb/> bei Antons Erſcheinen auffiel, verfehlt jetzt auch nicht,<lb/> ſichtbare Wirkung auf den Gebieter zu machen: es<lb/> iſt die Aehnlichkeit zwiſchen Vater und Sohn. Der<lb/> letztere, deſſen unſtaͤter Blick in einen großen Wand-<lb/> ſpiegel faͤllt und ſich darin neben dem Grafen erblickt,<lb/> faͤhrt erſchrocken zuruͤck, ohne paſſende Worte fuͤr eine<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0031]
Kammerdiener ſieht es, erbietet ſich, es dem Grafen
einzuhaͤndigen. Anton zoͤgert; er duͤrfe es nur in die
Haͤnde der Graͤfin legen, ſagt er. Dem Diener kommt
ſein Benehmen befremdlich vor; ehe noch ein beſtimm-
ter Entſchluß ausgeſprochen wurde, erfaͤhrt Anton,
daß er angemeldet ſei und daß der Graf ihn erwarte.
Jn einem großen Eckzimmer des oberen Stock-
werkes, mit offener Ausſicht nach einem friſch-gruͤnen-
den Park, den Krankenſtuhl an’s Fenſter geſchoben,
von Hunden umlagert, ſitzt, liegt vielmehr Graf Guido
auf Erlenſtein, ein Mann von etlichen und vierzig
Jahren und begruͤßt den von ſtreitenden Empfindun-
gen faſt betaͤubten Anton mehr erſtaunt, als unfreund-
lich, obgleich die Zuͤge des maͤnnlich-ſchoͤnen, durch
einen uͤberlangen Reiterbart abgetheilten Angeſichtes,
deutlich zeigen, daß gerade in dieſer Stunde die Fuß-
gicht einen heftigen Anfall auf des Leidenden gute
Laune unternimmt. Was dem Kammerdiener gleich
bei Antons Erſcheinen auffiel, verfehlt jetzt auch nicht,
ſichtbare Wirkung auf den Gebieter zu machen: es
iſt die Aehnlichkeit zwiſchen Vater und Sohn. Der
letztere, deſſen unſtaͤter Blick in einen großen Wand-
ſpiegel faͤllt und ſich darin neben dem Grafen erblickt,
faͤhrt erſchrocken zuruͤck, ohne paſſende Worte fuͤr eine
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |