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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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"Er schied, es bleibt sein Mund geschlossen
Im Wort so karg, im Lied so klar:
Der Mund, draus nie ein Wort geflossen,
Das seines Volks nicht würdig war.
Er schied: doch waltet sein Gedächtniß
Unsterblich fruchtend um uns her,
Das ist an uns sein groß Vermächtniß:
So treu und deutsch zu sein, wie er!"
Ich schwieg, der Lenz hielt draußen Feier
Und unsre Herzen schlugen drein,
Und leuchtend über Wald und Weiher
Sein Goldnetz wob der Sonnenschein.
Verwehte Frühlingsdüfte kamen
Von fernher über Fluß und Ried
Und wie ein feierliches Amen
Klang hoch im Blau ein Lerchenlied.

„Er ſchied, es bleibt ſein Mund geſchloſſen
Im Wort ſo karg, im Lied ſo klar:
Der Mund, draus nie ein Wort gefloſſen,
Das ſeines Volks nicht würdig war.
Er ſchied: doch waltet ſein Gedächtniß
Unſterblich fruchtend um uns her,
Das iſt an uns ſein groß Vermächtniß:
So treu und deutſch zu ſein, wie er!“
Ich ſchwieg, der Lenz hielt draußen Feier
Und unſre Herzen ſchlugen drein,
Und leuchtend über Wald und Weiher
Sein Goldnetz wob der Sonnenſchein.
Verwehte Frühlingsdüfte kamen
Von fernher über Fluß und Ried
Und wie ein feierliches Amen
Klang hoch im Blau ein Lerchenlied.

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[108/0130] „Er ſchied, es bleibt ſein Mund geſchloſſen Im Wort ſo karg, im Lied ſo klar: Der Mund, draus nie ein Wort gefloſſen, Das ſeines Volks nicht würdig war. Er ſchied: doch waltet ſein Gedächtniß Unſterblich fruchtend um uns her, Das iſt an uns ſein groß Vermächtniß: So treu und deutſch zu ſein, wie er!“ Ich ſchwieg, der Lenz hielt draußen Feier Und unſre Herzen ſchlugen drein, Und leuchtend über Wald und Weiher Sein Goldnetz wob der Sonnenſchein. Verwehte Frühlingsdüfte kamen Von fernher über Fluß und Ried Und wie ein feierliches Amen Klang hoch im Blau ein Lerchenlied.

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 108. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/130>, abgerufen am 16.05.2024.