Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Beim Sterngeflimmer der Plejaden
Durchruderten wir die Cycladen Und Gold, nur Gold war unsre Fracht; Und wieder von der Insel Paros Ging's südwärts, wo der Leuchtthurm Pharos Die Ptolemäerstadt bewacht. Das Wunderland der Pyramiden, Die Zauberwelt der Abbassiden, Selbst sie, sie schlossen sich uns auf: So, ewig wechselnd, manches Jährchen Schwamm ich, mir selbst ein buntes Märchen, Das Mittelmeer hinab, hinauf! Doch ob auch noch so blau die Wogen, Nach Deutschland fühlt ich mich gezogen, Nach Deutschland kehrt ich auch zurück; Ich fuhr den Rhein hinab bei Bingen Und tief im Herzen fühlt ich's klingen: Nur in der Heimat wohnt das Glück! Und westwärts dann im Morgengrauen Zog ich durch Frankens goldne Auen, Vorbei an Dörfern, Weilern, Seen; Und oft sang ich auf grüner Haide, Wie Walther von der Vogelweide: Der Lande hab ich viel gesehn! Doch was gilt Frankreich mir, was Spanien, Was Gräcien gegen dich, Germanien, O du mein liebes Vaterland! Auf Jahre warst du mir verloren, Beim Sterngeflimmer der Plejaden
Durchruderten wir die Cycladen Und Gold, nur Gold war unſre Fracht; Und wieder von der Inſel Paros Ging's ſüdwärts, wo der Leuchtthurm Pharos Die Ptolemäerſtadt bewacht. Das Wunderland der Pyramiden, Die Zauberwelt der Abbaſſiden, Selbſt ſie, ſie ſchloſſen ſich uns auf: So, ewig wechſelnd, manches Jährchen Schwamm ich, mir ſelbſt ein buntes Märchen, Das Mittelmeer hinab, hinauf! Doch ob auch noch ſo blau die Wogen, Nach Deutſchland fühlt ich mich gezogen, Nach Deutſchland kehrt ich auch zurück; Ich fuhr den Rhein hinab bei Bingen Und tief im Herzen fühlt ich's klingen: Nur in der Heimat wohnt das Glück! Und weſtwärts dann im Morgengrauen Zog ich durch Frankens goldne Auen, Vorbei an Dörfern, Weilern, Seen; Und oft ſang ich auf grüner Haide, Wie Walther von der Vogelweide: Der Lande hab ich viel geſehn! Doch was gilt Frankreich mir, was Spanien, Was Gräcien gegen dich, Germanien, O du mein liebes Vaterland! Auf Jahre warſt du mir verloren, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0153" n="131"/> <lg n="15"> <l>Beim Sterngeflimmer der Plejaden</l><lb/> <l>Durchruderten wir die Cycladen</l><lb/> <l>Und Gold, nur Gold war unſre Fracht;</l><lb/> <l>Und wieder von der Inſel Paros</l><lb/> <l>Ging's ſüdwärts, wo der Leuchtthurm Pharos</l><lb/> <l>Die Ptolemäerſtadt bewacht.</l><lb/> <l>Das Wunderland der Pyramiden,</l><lb/> <l>Die Zauberwelt der Abbaſſiden,</l><lb/> <l>Selbſt ſie, ſie ſchloſſen ſich uns auf:</l><lb/> <l>So, ewig wechſelnd, manches Jährchen</l><lb/> <l>Schwamm ich, mir ſelbſt ein buntes Märchen,</l><lb/> <l>Das Mittelmeer hinab, hinauf!</l><lb/> <l>Doch ob auch noch ſo blau die Wogen,</l><lb/> <l>Nach Deutſchland fühlt ich mich gezogen,</l><lb/> <l>Nach Deutſchland kehrt ich auch zurück;</l><lb/> <l>Ich fuhr den Rhein hinab bei Bingen</l><lb/> <l>Und tief im Herzen fühlt ich's klingen:</l><lb/> <l>Nur in der Heimat wohnt das Glück!</l><lb/> <l>Und weſtwärts dann im Morgengrauen</l><lb/> <l>Zog ich durch Frankens goldne Auen,</l><lb/> <l>Vorbei an Dörfern, Weilern, Seen;</l><lb/> <l>Und oft ſang ich auf grüner Haide,</l><lb/> <l>Wie Walther von der Vogelweide:</l><lb/> <l>Der Lande hab ich viel geſehn!</l><lb/> <l>Doch was gilt Frankreich mir, was Spanien,</l><lb/> <l>Was Gräcien gegen dich, Germanien,</l><lb/> <l>O du mein liebes Vaterland!</l><lb/> <l>Auf Jahre warſt du mir verloren,</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [131/0153]
Beim Sterngeflimmer der Plejaden
Durchruderten wir die Cycladen
Und Gold, nur Gold war unſre Fracht;
Und wieder von der Inſel Paros
Ging's ſüdwärts, wo der Leuchtthurm Pharos
Die Ptolemäerſtadt bewacht.
Das Wunderland der Pyramiden,
Die Zauberwelt der Abbaſſiden,
Selbſt ſie, ſie ſchloſſen ſich uns auf:
So, ewig wechſelnd, manches Jährchen
Schwamm ich, mir ſelbſt ein buntes Märchen,
Das Mittelmeer hinab, hinauf!
Doch ob auch noch ſo blau die Wogen,
Nach Deutſchland fühlt ich mich gezogen,
Nach Deutſchland kehrt ich auch zurück;
Ich fuhr den Rhein hinab bei Bingen
Und tief im Herzen fühlt ich's klingen:
Nur in der Heimat wohnt das Glück!
Und weſtwärts dann im Morgengrauen
Zog ich durch Frankens goldne Auen,
Vorbei an Dörfern, Weilern, Seen;
Und oft ſang ich auf grüner Haide,
Wie Walther von der Vogelweide:
Der Lande hab ich viel geſehn!
Doch was gilt Frankreich mir, was Spanien,
Was Gräcien gegen dich, Germanien,
O du mein liebes Vaterland!
Auf Jahre warſt du mir verloren,
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