Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Sein Bruder aber schrie Und strich sein Doppelkinn: Was willst du, tolles Vieh? Scheer dich wo anders hin! Das sauft nur immer Wein Und ekelt sich vor Wasser -- Da hier, friß diesen Stein ... Doch, sag ,Schöndank!' du Prasser! Da schrie der Aermste auf, Zu teuflisch war der Hohn, Und eine Stunde drauf Lag er im Wasser schon. Derweil nach dem Diner Hielt lammfromm vor dem Städtchen Sein Bruder, Herr P. P., Sein Mittagspromenädchen!" O, nun zum ersten Mal
Verstand er Wort für Wort, Fürs Volk war das Journal Und dies war ja ein Mord! Es war ein Mord und mehr, Es war die alte Fabel, Wie einst -- o lang ist's her -- Der Kain schlug den Abel! Sein Bruder aber ſchrie Und ſtrich ſein Doppelkinn: Was willſt du, tolles Vieh? Scheer dich wo anders hin! Das ſauft nur immer Wein Und ekelt ſich vor Waſſer — Da hier, friß dieſen Stein ... Doch, ſag ‚Schöndank!‘ du Praſſer! Da ſchrie der Aermſte auf, Zu teufliſch war der Hohn, Und eine Stunde drauf Lag er im Waſſer ſchon. Derweil nach dem Diner Hielt lammfromm vor dem Städtchen Sein Bruder, Herr P. P., Sein Mittagspromenädchen!“ O, nun zum erſten Mal
Verſtand er Wort für Wort, Fürs Volk war das Journal Und dies war ja ein Mord! Es war ein Mord und mehr, Es war die alte Fabel, Wie einſt — o lang iſt's her — Der Kain ſchlug den Abel! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0191" n="169"/> <lg n="18"> <l>Sein Bruder aber ſchrie</l><lb/> <l>Und ſtrich ſein Doppelkinn:</l><lb/> <l>Was willſt du, tolles Vieh?</l><lb/> <l>Scheer dich wo anders hin!</l><lb/> <l>Das ſauft nur immer Wein</l><lb/> <l>Und ekelt ſich vor Waſſer —</l><lb/> <l>Da hier, friß dieſen Stein ...</l><lb/> <l>Doch, ſag ‚Schöndank!‘ du Praſſer!</l><lb/> </lg> <lg n="19"> <l>Da ſchrie der Aermſte auf,</l><lb/> <l>Zu teufliſch war der Hohn,</l><lb/> <l>Und eine Stunde drauf</l><lb/> <l>Lag er im Waſſer ſchon.</l><lb/> <l>Derweil nach dem Diner</l><lb/> <l>Hielt lammfromm vor dem Städtchen</l><lb/> <l>Sein Bruder, Herr <hi rendition="#aq">P</hi>. <hi rendition="#aq">P</hi>.,</l><lb/> <l>Sein Mittagspromenädchen!“</l><lb/> </lg> <lg n="20"> <l>O, nun zum erſten Mal</l><lb/> <l>Verſtand er Wort für Wort,</l><lb/> <l>Fürs Volk war das Journal</l><lb/> <l>Und dies war ja ein Mord!</l><lb/> <l>Es war ein Mord und mehr,</l><lb/> <l>Es war die alte Fabel,</l><lb/> <l>Wie einſt — o lang iſt's her —</l><lb/> <l>Der Kain ſchlug den Abel!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [169/0191]
Sein Bruder aber ſchrie
Und ſtrich ſein Doppelkinn:
Was willſt du, tolles Vieh?
Scheer dich wo anders hin!
Das ſauft nur immer Wein
Und ekelt ſich vor Waſſer —
Da hier, friß dieſen Stein ...
Doch, ſag ‚Schöndank!‘ du Praſſer!
Da ſchrie der Aermſte auf,
Zu teufliſch war der Hohn,
Und eine Stunde drauf
Lag er im Waſſer ſchon.
Derweil nach dem Diner
Hielt lammfromm vor dem Städtchen
Sein Bruder, Herr P. P.,
Sein Mittagspromenädchen!“
O, nun zum erſten Mal
Verſtand er Wort für Wort,
Fürs Volk war das Journal
Und dies war ja ein Mord!
Es war ein Mord und mehr,
Es war die alte Fabel,
Wie einſt — o lang iſt's her —
Der Kain ſchlug den Abel!
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