Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Und heiß ins Hirn empor Kam ihm das Blut gespritzt, Wie wenn ein Meteor Nachts durch den Himmel blitzt. Denn plötzlich riesengroß Sah er ein Schreckbild thronen -- Es war sein eigen Loos, Das Loos von Millionen! Da, deutlich, schwarz auf weiß, Stand's da und sah ihn an, Daß ihm das Blut wie Eis Kalt durch die Adern rann. Es war nur ein Fragment, Ein abgerissner Fetzen, Ein neustes Testament, Und er, er sollt es setzen! "Ein armer Bettler kroch
Vor seines Bruders Haus Und bat, o reich mir doch Ein Stückchen Brot heraus! Vor meinen Augen flirrt's, Ich habe nichts zu essen, Der liebe Herrgott wird's Dir sicher nicht vergessen! Und heiß ins Hirn empor Kam ihm das Blut geſpritzt, Wie wenn ein Meteor Nachts durch den Himmel blitzt. Denn plötzlich rieſengroß Sah er ein Schreckbild thronen — Es war ſein eigen Loos, Das Loos von Millionen! Da, deutlich, ſchwarz auf weiß, Stand's da und ſah ihn an, Daß ihm das Blut wie Eis Kalt durch die Adern rann. Es war nur ein Fragment, Ein abgeriſſner Fetzen, Ein neuſtes Teſtament, Und er, er ſollt es ſetzen! „Ein armer Bettler kroch
Vor ſeines Bruders Haus Und bat, o reich mir doch Ein Stückchen Brot heraus! Vor meinen Augen flirrt's, Ich habe nichts zu eſſen, Der liebe Herrgott wird's Dir ſicher nicht vergeſſen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0190" n="168"/> <lg n="15"> <l>Und heiß ins Hirn empor</l><lb/> <l>Kam ihm das Blut geſpritzt,</l><lb/> <l>Wie wenn ein Meteor</l><lb/> <l>Nachts durch den Himmel blitzt.</l><lb/> <l>Denn plötzlich rieſengroß</l><lb/> <l>Sah er ein Schreckbild thronen —</l><lb/> <l>Es war ſein eigen Loos,</l><lb/> <l>Das Loos von Millionen!</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Da, deutlich, ſchwarz auf weiß,</l><lb/> <l>Stand's da und ſah ihn an,</l><lb/> <l>Daß ihm das Blut wie Eis</l><lb/> <l>Kalt durch die Adern rann.</l><lb/> <l>Es war nur ein Fragment,</l><lb/> <l>Ein abgeriſſner Fetzen,</l><lb/> <l>Ein neuſtes Teſtament,</l><lb/> <l>Und er, er ſollt es ſetzen!</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>„Ein armer Bettler kroch</l><lb/> <l>Vor ſeines Bruders Haus</l><lb/> <l>Und bat, o reich mir doch</l><lb/> <l>Ein Stückchen Brot heraus!</l><lb/> <l>Vor meinen Augen flirrt's,</l><lb/> <l>Ich habe nichts zu eſſen,</l><lb/> <l>Der liebe Herrgott wird's</l><lb/> <l>Dir ſicher nicht vergeſſen!</l><lb/> </lg> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [168/0190]
Und heiß ins Hirn empor
Kam ihm das Blut geſpritzt,
Wie wenn ein Meteor
Nachts durch den Himmel blitzt.
Denn plötzlich rieſengroß
Sah er ein Schreckbild thronen —
Es war ſein eigen Loos,
Das Loos von Millionen!
Da, deutlich, ſchwarz auf weiß,
Stand's da und ſah ihn an,
Daß ihm das Blut wie Eis
Kalt durch die Adern rann.
Es war nur ein Fragment,
Ein abgeriſſner Fetzen,
Ein neuſtes Teſtament,
Und er, er ſollt es ſetzen!
„Ein armer Bettler kroch
Vor ſeines Bruders Haus
Und bat, o reich mir doch
Ein Stückchen Brot heraus!
Vor meinen Augen flirrt's,
Ich habe nichts zu eſſen,
Der liebe Herrgott wird's
Dir ſicher nicht vergeſſen!
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