Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

Bild:
<< vorherige Seite
Warum beim Stümpfchen Talg
Hat dich das Glück geheckt
Und nicht als Wechselbalg
In Eiderdun gesteckt?
Dann stündest du nicht hier,
Behängt mit schmutzgen Lappen,
Dann wärst du auch kein Thier
Und pochtest auf dein Wappen.
Du wärst auch nicht wie nun
An Leib und Seele krank,
Du brauchtest nichts zu thun
Und sagtest: Gottseidank!
Auch hättest du dann Geld,
Wie Rothschild ganze Frachten,
Und könntest diese Welt
Noch mehr als jetzt verachten!"
So stand er düster da
Und rang mit seinem Groll
Und sein College sah,
Wie ihm die Ader schwoll.
Zu tief saß es, zu tief,
Er grollte, sann und dachte,
Bis sie, die in ihm schlief,
Die Urkraft, jäh erwachte.
Warum beim Stümpfchen Talg
Hat dich das Glück geheckt
Und nicht als Wechſelbalg
In Eiderdun geſteckt?
Dann ſtündeſt du nicht hier,
Behängt mit ſchmutzgen Lappen,
Dann wärſt du auch kein Thier
Und pochteſt auf dein Wappen.
Du wärſt auch nicht wie nun
An Leib und Seele krank,
Du brauchteſt nichts zu thun
Und ſagteſt: Gottſeidank!
Auch hätteſt du dann Geld,
Wie Rothſchild ganze Frachten,
Und könnteſt dieſe Welt
Noch mehr als jetzt verachten!“
So ſtand er düſter da
Und rang mit ſeinem Groll
Und ſein College ſah,
Wie ihm die Ader ſchwoll.
Zu tief ſaß es, zu tief,
Er grollte, ſann und dachte,
Bis ſie, die in ihm ſchlief,
Die Urkraft, jäh erwachte.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0189" n="167"/>
          <lg n="12">
            <l>Warum beim Stümpfchen Talg</l><lb/>
            <l>Hat dich das Glück geheckt</l><lb/>
            <l>Und nicht als Wech&#x017F;elbalg</l><lb/>
            <l>In Eiderdun ge&#x017F;teckt?</l><lb/>
            <l>Dann &#x017F;tünde&#x017F;t du nicht hier,</l><lb/>
            <l>Behängt mit &#x017F;chmutzgen Lappen,</l><lb/>
            <l>Dann wär&#x017F;t du auch kein Thier</l><lb/>
            <l>Und pochte&#x017F;t auf dein Wappen.</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="13">
            <l>Du wär&#x017F;t auch nicht wie nun</l><lb/>
            <l>An Leib und Seele krank,</l><lb/>
            <l>Du brauchte&#x017F;t nichts zu thun</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;agte&#x017F;t: Gott&#x017F;eidank!</l><lb/>
            <l>Auch hätte&#x017F;t du dann Geld,</l><lb/>
            <l>Wie Roth&#x017F;child ganze Frachten,</l><lb/>
            <l>Und könnte&#x017F;t die&#x017F;e Welt</l><lb/>
            <l>Noch mehr als jetzt verachten!&#x201C;</l><lb/>
          </lg>
          <lg n="14">
            <l>So &#x017F;tand er dü&#x017F;ter da</l><lb/>
            <l>Und rang mit &#x017F;einem Groll</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;ein College &#x017F;ah,</l><lb/>
            <l>Wie ihm die Ader &#x017F;chwoll.</l><lb/>
            <l>Zu tief &#x017F;aß es, zu tief,</l><lb/>
            <l>Er grollte, &#x017F;ann und dachte,</l><lb/>
            <l>Bis &#x017F;ie, die in ihm &#x017F;chlief,</l><lb/>
            <l>Die Urkraft, jäh erwachte.</l><lb/>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0189] Warum beim Stümpfchen Talg Hat dich das Glück geheckt Und nicht als Wechſelbalg In Eiderdun geſteckt? Dann ſtündeſt du nicht hier, Behängt mit ſchmutzgen Lappen, Dann wärſt du auch kein Thier Und pochteſt auf dein Wappen. Du wärſt auch nicht wie nun An Leib und Seele krank, Du brauchteſt nichts zu thun Und ſagteſt: Gottſeidank! Auch hätteſt du dann Geld, Wie Rothſchild ganze Frachten, Und könnteſt dieſe Welt Noch mehr als jetzt verachten!“ So ſtand er düſter da Und rang mit ſeinem Groll Und ſein College ſah, Wie ihm die Ader ſchwoll. Zu tief ſaß es, zu tief, Er grollte, ſann und dachte, Bis ſie, die in ihm ſchlief, Die Urkraft, jäh erwachte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/189
Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/189>, abgerufen am 21.11.2024.