Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.7. Er that mir leid, der arme Mann,
Wie er so traurig saß und sann. Es schaute ihn der Abend nur Und die ersterbende Natur. Von Zeit zu Zeit fuhr aus dem Strauch Ihm übers Haar Novemberhauch, Und Blatt im Baum und Rohr im Ried Sang ihm ins Ohr ihr Schlummerlied. Er aber lauschte statt auf sie Und ihre süße Melodie Nur in sein eigen Herz hinein Und war ganz mutterseelallein. Da trat zu ihm die dunkle Nacht Und sprach es aus, was er gedacht. Das klang so ahnungsvoll bewegt, Wie wenn im Lenz die Drossel schlägt: 7. Er that mir leid, der arme Mann,
Wie er ſo traurig ſaß und ſann. Es ſchaute ihn der Abend nur Und die erſterbende Natur. Von Zeit zu Zeit fuhr aus dem Strauch Ihm übers Haar Novemberhauch, Und Blatt im Baum und Rohr im Ried Sang ihm ins Ohr ihr Schlummerlied. Er aber lauſchte ſtatt auf ſie Und ihre ſüße Melodie Nur in ſein eigen Herz hinein Und war ganz mutterſeelallein. Da trat zu ihm die dunkle Nacht Und ſprach es aus, was er gedacht. Das klang ſo ahnungsvoll bewegt, Wie wenn im Lenz die Droſſel ſchlägt: <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0219" n="197"/> </div> <div n="2"> <head>7.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">E</hi>r that mir leid, der arme Mann,</l><lb/> <l>Wie er ſo traurig ſaß und ſann.</l><lb/> <l>Es ſchaute ihn der Abend nur</l><lb/> <l>Und die erſterbende Natur.</l><lb/> <l>Von Zeit zu Zeit fuhr aus dem Strauch</l><lb/> <l>Ihm übers Haar Novemberhauch,</l><lb/> <l>Und Blatt im Baum und Rohr im Ried</l><lb/> <l>Sang ihm ins Ohr ihr Schlummerlied.</l><lb/> <l>Er aber lauſchte ſtatt auf ſie</l><lb/> <l>Und ihre ſüße Melodie</l><lb/> <l>Nur in ſein eigen Herz hinein</l><lb/> <l>Und war ganz mutterſeelallein.</l><lb/> <l>Da trat zu ihm die dunkle Nacht</l><lb/> <l>Und ſprach es aus, was er gedacht.</l><lb/> <l>Das klang ſo ahnungsvoll bewegt,</l><lb/> <l>Wie wenn im Lenz die Droſſel ſchlägt:</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [197/0219]
7.
Er that mir leid, der arme Mann,
Wie er ſo traurig ſaß und ſann.
Es ſchaute ihn der Abend nur
Und die erſterbende Natur.
Von Zeit zu Zeit fuhr aus dem Strauch
Ihm übers Haar Novemberhauch,
Und Blatt im Baum und Rohr im Ried
Sang ihm ins Ohr ihr Schlummerlied.
Er aber lauſchte ſtatt auf ſie
Und ihre ſüße Melodie
Nur in ſein eigen Herz hinein
Und war ganz mutterſeelallein.
Da trat zu ihm die dunkle Nacht
Und ſprach es aus, was er gedacht.
Das klang ſo ahnungsvoll bewegt,
Wie wenn im Lenz die Droſſel ſchlägt:
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