Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Dort ruht unter Myrthen und Rosen Ein Brautpaar auf schwellendem Thron, Doch sein heimliches Küssen und Kosen Mich trifft es wie schneidender Hohn. Gedenk der gebrochenen Eide, Empört sich mein siedendes Blut -- Nun nehme mich und euch Beide Der Himmel in seine Hut! Doch eh ich noch über die Schwelle Den Weg in das Blumenmeer fand, Hat wieder die blendende Helle Sich gähnend ins Dunkel gewandt. Und wieder sitz ich und sinne Hier unten im düstern Gelaß, Und das Lied von der sterbenden Minne Verkehrt sich in glühenden Haß. Und mir ist es, als müßte nun suchen Mein Herz sich die ewige Ruh, Als müßt ich mich selber verfluchen Und dich und den Himmel dazu! Dort ruht unter Myrthen und Roſen Ein Brautpaar auf ſchwellendem Thron, Doch ſein heimliches Küſſen und Koſen Mich trifft es wie ſchneidender Hohn. Gedenk der gebrochenen Eide, Empört ſich mein ſiedendes Blut — Nun nehme mich und euch Beide Der Himmel in ſeine Hut! Doch eh ich noch über die Schwelle Den Weg in das Blumenmeer fand, Hat wieder die blendende Helle Sich gähnend ins Dunkel gewandt. Und wieder ſitz ich und ſinne Hier unten im düſtern Gelaß, Und das Lied von der ſterbenden Minne Verkehrt ſich in glühenden Haß. Und mir iſt es, als müßte nun ſuchen Mein Herz ſich die ewige Ruh, Als müßt ich mich ſelber verfluchen Und dich und den Himmel dazu! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0241" n="219"/> <lg n="14"> <l>Dort ruht unter Myrthen und Roſen</l><lb/> <l>Ein Brautpaar auf ſchwellendem Thron,</l><lb/> <l>Doch ſein heimliches Küſſen und Koſen</l><lb/> <l>Mich trifft es wie ſchneidender Hohn.</l><lb/> </lg> <lg n="15"> <l>Gedenk der gebrochenen Eide,</l><lb/> <l>Empört ſich mein ſiedendes Blut —</l><lb/> <l>Nun nehme mich und euch Beide</l><lb/> <l>Der Himmel in ſeine Hut!</l><lb/> </lg> <lg n="16"> <l>Doch eh ich noch über die Schwelle</l><lb/> <l>Den Weg in das Blumenmeer fand,</l><lb/> <l>Hat wieder die blendende Helle</l><lb/> <l>Sich gähnend ins Dunkel gewandt.</l><lb/> </lg> <lg n="17"> <l>Und wieder ſitz ich und ſinne</l><lb/> <l>Hier unten im düſtern Gelaß,</l><lb/> <l>Und das Lied von der ſterbenden Minne</l><lb/> <l>Verkehrt ſich in glühenden Haß.</l><lb/> </lg> <lg n="18"> <l>Und mir iſt es, als müßte nun ſuchen</l><lb/> <l>Mein Herz ſich die ewige Ruh,</l><lb/> <l>Als müßt ich mich ſelber verfluchen</l><lb/> <l>Und dich und den Himmel dazu!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [219/0241]
Dort ruht unter Myrthen und Roſen
Ein Brautpaar auf ſchwellendem Thron,
Doch ſein heimliches Küſſen und Koſen
Mich trifft es wie ſchneidender Hohn.
Gedenk der gebrochenen Eide,
Empört ſich mein ſiedendes Blut —
Nun nehme mich und euch Beide
Der Himmel in ſeine Hut!
Doch eh ich noch über die Schwelle
Den Weg in das Blumenmeer fand,
Hat wieder die blendende Helle
Sich gähnend ins Dunkel gewandt.
Und wieder ſitz ich und ſinne
Hier unten im düſtern Gelaß,
Und das Lied von der ſterbenden Minne
Verkehrt ſich in glühenden Haß.
Und mir iſt es, als müßte nun ſuchen
Mein Herz ſich die ewige Ruh,
Als müßt ich mich ſelber verfluchen
Und dich und den Himmel dazu!
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