Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Noch herrscht der Tod; doch wenig Wochen später Und hoch im Winde schwankt das junge Ried, Dann singt ein Lerchenchor im blauen Aether Des Frühlings Auferstehungslied. Und wonniger, als du dir je erträumt, Wird die Natur dir noch ihr Herz erschließen, Wenn von des Sommers Aehrengold umsäumt, Des Lebens Quellen rauschend dich umfließen. Doch was in dieser Welt dich auch entzückte, Vergilt es uns auf deiner Tage Flucht Und jede Blüthe, die im Lenz dich schmückte, Gieb uns im Herbst als reife Frucht! Und schlägt dereinst die Stunde deines Seins, Dann sei dein Segen für das Wunschgedeihen, Wenn wir statt eines todten Marmorsteins, Dir ein lebendiges Gedächtniß weihen! Noch herrſcht der Tod; doch wenig Wochen ſpäter Und hoch im Winde ſchwankt das junge Ried, Dann ſingt ein Lerchenchor im blauen Aether Des Frühlings Auferſtehungslied. Und wonniger, als du dir je erträumt, Wird die Natur dir noch ihr Herz erſchließen, Wenn von des Sommers Aehrengold umſäumt, Des Lebens Quellen rauſchend dich umfließen. Doch was in dieſer Welt dich auch entzückte, Vergilt es uns auf deiner Tage Flucht Und jede Blüthe, die im Lenz dich ſchmückte, Gieb uns im Herbſt als reife Frucht! Und ſchlägt dereinſt die Stunde deines Seins, Dann ſei dein Segen für das Wunſchgedeihen, Wenn wir ſtatt eines todten Marmorſteins, Dir ein lebendiges Gedächtniß weihen! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0260" n="238"/> <lg n="3"> <l>Noch herrſcht der Tod; doch wenig Wochen ſpäter</l><lb/> <l>Und hoch im Winde ſchwankt das junge Ried,</l><lb/> <l>Dann ſingt ein Lerchenchor im blauen Aether</l><lb/> <l>Des Frühlings Auferſtehungslied.</l><lb/> <l>Und wonniger, als du dir je erträumt,</l><lb/> <l>Wird die Natur dir noch ihr Herz erſchließen,</l><lb/> <l>Wenn von des Sommers Aehrengold umſäumt,</l><lb/> <l>Des Lebens Quellen rauſchend dich umfließen.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>Doch was in dieſer Welt dich auch entzückte,</l><lb/> <l>Vergilt es <hi rendition="#g">uns</hi> auf deiner Tage Flucht</l><lb/> <l>Und jede Blüthe, die im Lenz dich ſchmückte,</l><lb/> <l>Gieb uns im Herbſt als reife Frucht!</l><lb/> <l>Und ſchlägt dereinſt die Stunde deines Seins,</l><lb/> <l>Dann ſei dein Segen für das Wunſchgedeihen,</l><lb/> <l>Wenn wir ſtatt eines todten Marmorſteins,</l><lb/> <l>Dir ein lebendiges Gedächtniß weihen!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [238/0260]
Noch herrſcht der Tod; doch wenig Wochen ſpäter
Und hoch im Winde ſchwankt das junge Ried,
Dann ſingt ein Lerchenchor im blauen Aether
Des Frühlings Auferſtehungslied.
Und wonniger, als du dir je erträumt,
Wird die Natur dir noch ihr Herz erſchließen,
Wenn von des Sommers Aehrengold umſäumt,
Des Lebens Quellen rauſchend dich umfließen.
Doch was in dieſer Welt dich auch entzückte,
Vergilt es uns auf deiner Tage Flucht
Und jede Blüthe, die im Lenz dich ſchmückte,
Gieb uns im Herbſt als reife Frucht!
Und ſchlägt dereinſt die Stunde deines Seins,
Dann ſei dein Segen für das Wunſchgedeihen,
Wenn wir ſtatt eines todten Marmorſteins,
Dir ein lebendiges Gedächtniß weihen!
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