Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.25. Die Schöpfung ist ein ew'ges Werden, Ein ew'ger Wechsel ist die Welt; Der kleinste Stein lehrt's dich auf Erden, Er wächst, er dauert und zerschellt. Und dennoch willst du sie verklagen, Die Parze, die den Faden spinnt, Und meinst du könntest es nicht tragen, Wenn dir ein Traum in Nichts zerrinnt? O sieh, wie hoch sich dir zu Häupten Die Sterne drehn im Sphärentanz; Wer weiß, ob sie nicht längst zerstäubten, Und dennoch blendet dich ihr Glanz. So läßt Erinnrung auch im Busen Dich dein versunknes Eden sehn Und durch die goldne Gunst der Musen In Liedern wieder auferstehn. 25. Die Schöpfung iſt ein ew'ges Werden, Ein ew'ger Wechſel iſt die Welt; Der kleinſte Stein lehrt's dich auf Erden, Er wächst, er dauert und zerſchellt. Und dennoch willſt du ſie verklagen, Die Parze, die den Faden ſpinnt, Und meinſt du könnteſt es nicht tragen, Wenn dir ein Traum in Nichts zerrinnt? O ſieh, wie hoch ſich dir zu Häupten Die Sterne drehn im Sphärentanz; Wer weiß, ob ſie nicht längſt zerſtäubten, Und dennoch blendet dich ihr Glanz. So läßt Erinnrung auch im Buſen Dich dein verſunknes Eden ſehn Und durch die goldne Gunſt der Muſen In Liedern wieder auferſtehn. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0261" n="239"/> </div> <div n="2"> <head>25.<lb/></head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Schöpfung iſt ein ew'ges Werden,</l><lb/> <l>Ein ew'ger Wechſel iſt die Welt;</l><lb/> <l>Der kleinſte Stein lehrt's dich auf Erden,</l><lb/> <l>Er wächst, er dauert und zerſchellt.</l><lb/> <l>Und dennoch willſt du ſie verklagen,</l><lb/> <l>Die Parze, die den Faden ſpinnt,</l><lb/> <l>Und meinſt du könnteſt es nicht tragen,</l><lb/> <l>Wenn dir ein Traum in Nichts zerrinnt?</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l>O ſieh, wie hoch ſich dir zu Häupten</l><lb/> <l>Die Sterne drehn im Sphärentanz;</l><lb/> <l>Wer weiß, ob ſie nicht längſt zerſtäubten,</l><lb/> <l>Und dennoch blendet dich ihr Glanz.</l><lb/> <l>So läßt Erinnrung auch im Buſen</l><lb/> <l>Dich dein verſunknes Eden ſehn</l><lb/> <l>Und durch die goldne Gunſt der Muſen</l><lb/> <l>In Liedern wieder auferſtehn.</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [239/0261]
25.
Die Schöpfung iſt ein ew'ges Werden,
Ein ew'ger Wechſel iſt die Welt;
Der kleinſte Stein lehrt's dich auf Erden,
Er wächst, er dauert und zerſchellt.
Und dennoch willſt du ſie verklagen,
Die Parze, die den Faden ſpinnt,
Und meinſt du könnteſt es nicht tragen,
Wenn dir ein Traum in Nichts zerrinnt?
O ſieh, wie hoch ſich dir zu Häupten
Die Sterne drehn im Sphärentanz;
Wer weiß, ob ſie nicht längſt zerſtäubten,
Und dennoch blendet dich ihr Glanz.
So läßt Erinnrung auch im Buſen
Dich dein verſunknes Eden ſehn
Und durch die goldne Gunſt der Muſen
In Liedern wieder auferſtehn.
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Zitationshilfe: | Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/261>, abgerufen am 28.07.2024. |