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Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.

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Ein Andres.
Fünf wurmzernagte Stiegen geht's hinauf
Ins letzte Stockwerk einer Miethskaserne;
Hier hält der Nordwind sich am liebsten auf
Und durch das Dachwerk schaun des Himmels Sterne.
Was sie erspähn, o, es ist grad genug,
Um mit dem Elend brüderlich zu weinen:
Ein Stückchen Schwarzbrod und ein Wasserkrug,
Ein Werktisch und ein Schemel mit drei Beinen.
Das Fenster ist vernagelt durch ein Brett
Und doch durchpfeift der Wind es hin und wieder
Und dort auf jenem strohgestopften Bett
Liegt fieberkrank ein junges Weib darnieder.
Drei kleine Kinder stehn um sie herum,
Die stieren Blicks an ihren Zügen hangen,
Vor vielem Weinen ward ihr Mündlein stumm
Und keine Thräne mehr netzt ihre Wangen.

Ein Andres.
Fünf wurmzernagte Stiegen geht's hinauf
Ins letzte Stockwerk einer Miethskaſerne;
Hier hält der Nordwind ſich am liebſten auf
Und durch das Dachwerk ſchaun des Himmels Sterne.
Was ſie erſpähn, o, es iſt grad genug,
Um mit dem Elend brüderlich zu weinen:
Ein Stückchen Schwarzbrod und ein Waſſerkrug,
Ein Werktiſch und ein Schemel mit drei Beinen.
Das Fenſter iſt vernagelt durch ein Brett
Und doch durchpfeift der Wind es hin und wieder
Und dort auf jenem ſtrohgeſtopften Bett
Liegt fieberkrank ein junges Weib darnieder.
Drei kleine Kinder ſtehn um ſie herum,
Die ſtieren Blicks an ihren Zügen hangen,
Vor vielem Weinen ward ihr Mündlein ſtumm
Und keine Thräne mehr netzt ihre Wangen.
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[23/0045] Ein Andres. Fünf wurmzernagte Stiegen geht's hinauf Ins letzte Stockwerk einer Miethskaſerne; Hier hält der Nordwind ſich am liebſten auf Und durch das Dachwerk ſchaun des Himmels Sterne. Was ſie erſpähn, o, es iſt grad genug, Um mit dem Elend brüderlich zu weinen: Ein Stückchen Schwarzbrod und ein Waſſerkrug, Ein Werktiſch und ein Schemel mit drei Beinen. Das Fenſter iſt vernagelt durch ein Brett Und doch durchpfeift der Wind es hin und wieder Und dort auf jenem ſtrohgeſtopften Bett Liegt fieberkrank ein junges Weib darnieder. Drei kleine Kinder ſtehn um ſie herum, Die ſtieren Blicks an ihren Zügen hangen, Vor vielem Weinen ward ihr Mündlein ſtumm Und keine Thräne mehr netzt ihre Wangen.

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Zitationshilfe: Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_buch_1886/45>, abgerufen am 21.11.2024.