Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Drum noch einmal: Streu Sand aufs Blatt Und schreibe endlich "Punktum" drauf! Wir sind den alten Krimskrams satt Und athmen täglich freier auf. Wir wünschen Dir, weil Du ergraut, Auch schließlich noch ein langes Leben; Nur darfst Du nie, was Du verdaut, In Versen wieder von Dir geben!!! Denn traurig ist's mit anzuschaun, Wenn ein zerbrochner Hampelmann Noch immer thun will wie ein Faun Und doch nicht kann, o Gott, nicht kann! Dann zuckt's mir durch das Herz: Er weint! Gespenstisch däucht mir seine Glatze, Und wenn die Sonne drüber scheint, Verklärt sie golden -- eine Fratze! Drum noch einmal: Streu Sand aufs Blatt Und ſchreibe endlich „Punktum“ drauf! Wir ſind den alten Krimskrams ſatt Und athmen täglich freier auf. Wir wünſchen Dir, weil Du ergraut, Auch ſchließlich noch ein langes Leben; Nur darfſt Du nie, was Du verdaut, In Verſen wieder von Dir geben!!! Denn traurig iſt's mit anzuſchaun, Wenn ein zerbrochner Hampelmann Noch immer thun will wie ein Faun Und doch nicht kann, o Gott, nicht kann! Dann zuckt's mir durch das Herz: Er weint! Geſpenſtiſch däucht mir ſeine Glatze, Und wenn die Sonne drüber ſcheint, Verklärt ſie golden — eine Fratze! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0084" n="62"/> <lg n="6"> <l>Drum noch einmal: Streu Sand aufs Blatt</l><lb/> <l>Und ſchreibe endlich „Punktum“ drauf!</l><lb/> <l>Wir ſind den alten Krimskrams ſatt</l><lb/> <l>Und athmen täglich freier auf.</l><lb/> <l>Wir wünſchen Dir, weil Du ergraut,</l><lb/> <l>Auch ſchließlich noch ein langes Leben;</l><lb/> <l>Nur darfſt Du nie, was Du verdaut,</l><lb/> <l>In Verſen wieder von Dir geben!!!</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Denn traurig iſt's mit anzuſchaun,</l><lb/> <l>Wenn ein zerbrochner Hampelmann</l><lb/> <l>Noch immer thun will wie ein Faun</l><lb/> <l>Und doch nicht kann, o Gott, nicht kann!</l><lb/> <l>Dann zuckt's mir durch das Herz: Er weint!</l><lb/> <l>Geſpenſtiſch däucht mir ſeine Glatze,</l><lb/> <l>Und wenn die Sonne drüber ſcheint,</l><lb/> <l>Verklärt ſie golden — eine Fratze!</l><lb/> </lg> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [62/0084]
Drum noch einmal: Streu Sand aufs Blatt
Und ſchreibe endlich „Punktum“ drauf!
Wir ſind den alten Krimskrams ſatt
Und athmen täglich freier auf.
Wir wünſchen Dir, weil Du ergraut,
Auch ſchließlich noch ein langes Leben;
Nur darfſt Du nie, was Du verdaut,
In Verſen wieder von Dir geben!!!
Denn traurig iſt's mit anzuſchaun,
Wenn ein zerbrochner Hampelmann
Noch immer thun will wie ein Faun
Und doch nicht kann, o Gott, nicht kann!
Dann zuckt's mir durch das Herz: Er weint!
Geſpenſtiſch däucht mir ſeine Glatze,
Und wenn die Sonne drüber ſcheint,
Verklärt ſie golden — eine Fratze!
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