Holz, Arno: Das Buch der Zeit. Lieder eines Modernen. Zürich, 1886.Nun rast er durch die Auen Und spielt sein wildes Spiel Und uns durchrinnt ein Grauen, Bedenken wir sein Ziel. Die Tafel der Gesetze Zerbarst wie sprödes Glas, Die Tugend ward zur Metze, Die Liebe ward zum Haß. Die Wahrheit liegt im Staube, Die Hoffnung sitzt und weint, Gestorben ist der Glaube Und ach, das Herz versteint! Des Wahnsinns Schlangen zischen Und Alp thürmt sich auf Alp Und wüst erschallt dazwischen Der Tanz ums goldne Kalb. Doch nahn schon Gottes Boten
Und ihre Stimme spricht: "Lebendig sind die Todten Und nahe das Gericht!" Der Erdball wankt und zittert, Des Himmels Wolken drohn Und durch die Lande wittert Der Hauch des Todes schon. Nun rast er durch die Auen Und ſpielt ſein wildes Spiel Und uns durchrinnt ein Grauen, Bedenken wir ſein Ziel. Die Tafel der Geſetze Zerbarſt wie ſprödes Glas, Die Tugend ward zur Metze, Die Liebe ward zum Haß. Die Wahrheit liegt im Staube, Die Hoffnung ſitzt und weint, Geſtorben iſt der Glaube Und ach, das Herz verſteint! Des Wahnſinns Schlangen ziſchen Und Alp thürmt ſich auf Alp Und wüſt erſchallt dazwiſchen Der Tanz ums goldne Kalb. Doch nahn ſchon Gottes Boten
Und ihre Stimme ſpricht: „Lebendig ſind die Todten Und nahe das Gericht!“ Der Erdball wankt und zittert, Des Himmels Wolken drohn Und durch die Lande wittert Der Hauch des Todes ſchon. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0090" n="68"/> <lg n="6"> <l>Nun rast er durch die Auen</l><lb/> <l>Und ſpielt ſein wildes Spiel</l><lb/> <l>Und uns durchrinnt ein Grauen,</l><lb/> <l>Bedenken wir ſein Ziel.</l><lb/> <l>Die Tafel der Geſetze</l><lb/> <l>Zerbarſt wie ſprödes Glas,</l><lb/> <l>Die Tugend ward zur Metze,</l><lb/> <l>Die Liebe ward zum Haß.</l><lb/> </lg> <lg n="7"> <l>Die Wahrheit liegt im Staube,</l><lb/> <l>Die Hoffnung ſitzt und weint,</l><lb/> <l>Geſtorben iſt der Glaube</l><lb/> <l>Und ach, das Herz verſteint!</l><lb/> <l>Des Wahnſinns Schlangen ziſchen</l><lb/> <l>Und Alp thürmt ſich auf Alp</l><lb/> <l>Und wüſt erſchallt dazwiſchen</l><lb/> <l>Der Tanz ums goldne Kalb.</l><lb/> </lg> <lg n="8"> <l>Doch nahn ſchon Gottes Boten</l><lb/> <l>Und ihre Stimme ſpricht:</l><lb/> <l>„Lebendig ſind die Todten</l><lb/> <l>Und nahe das Gericht!“</l><lb/> <l>Der Erdball wankt und zittert,</l><lb/> <l>Des Himmels Wolken drohn</l><lb/> <l>Und durch die Lande wittert</l><lb/> <l>Der Hauch des Todes ſchon.</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0090]
Nun rast er durch die Auen
Und ſpielt ſein wildes Spiel
Und uns durchrinnt ein Grauen,
Bedenken wir ſein Ziel.
Die Tafel der Geſetze
Zerbarſt wie ſprödes Glas,
Die Tugend ward zur Metze,
Die Liebe ward zum Haß.
Die Wahrheit liegt im Staube,
Die Hoffnung ſitzt und weint,
Geſtorben iſt der Glaube
Und ach, das Herz verſteint!
Des Wahnſinns Schlangen ziſchen
Und Alp thürmt ſich auf Alp
Und wüſt erſchallt dazwiſchen
Der Tanz ums goldne Kalb.
Doch nahn ſchon Gottes Boten
Und ihre Stimme ſpricht:
„Lebendig ſind die Todten
Und nahe das Gericht!“
Der Erdball wankt und zittert,
Des Himmels Wolken drohn
Und durch die Lande wittert
Der Hauch des Todes ſchon.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |