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Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

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trockneten, staubigen Chausseegraben, zwi¬
schen den Wurzeln einer riesigen, dunkel¬
grünen Pappel, ein Brett mit der Aufschrift:
"Heute Abend bei Eintritt der Dunkelheit
feenhafte Beleuchtung".

Kotel Thiem hatte sich jetzt seine Hände
grossspurig in die Hosentaschen gesteckt und
spuckte nun verächtlich vor sich aus.

Die kleinen, flachsköpfigen Bälge zwischen
den Tümpeln hatten eben dicht hinter der
Mauer unter Steinen und Brennnesseln einen
alten, zerbrochenen Kochtopf gefunden und
tuteten nun die Nationalhymne auf ihm. Um
den ersten kleinen, blauen Tümpel herum ver¬
anstalteten sie einen Gänsemarsch. Der Lehm
unter ihren kleinen Füssen platschte, ihre Hem¬
den flatterten. Ulle Lüders, der einen Drei¬
spitz aus Strohpapier aufhatte, allen voran.

Kotel Thiem überlegte noch.

Die beiden, grossen, weissen Störche oben
auf Linkerholts Scheune waren jetzt von dem
plötzlichen Lärm unten scheu geworden und
schwammen grade mit grossen, weitausgebreite¬
ten Flügeln, die langen dünnen Beine wie zwei
riesige, rote Streichhölzer zurückgeklappt, nach

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trockneten, staubigen Chausseegraben, zwi¬
schen den Wurzeln einer riesigen, dunkel¬
grünen Pappel, ein Brett mit der Aufschrift:
„Heute Abend bei Eintritt der Dunkelheit
feenhafte Beleuchtung“.

Kotel Thiem hatte sich jetzt seine Hände
grossspurig in die Hosentaschen gesteckt und
spuckte nun verächtlich vor sich aus.

Die kleinen, flachsköpfigen Bälge zwischen
den Tümpeln hatten eben dicht hinter der
Mauer unter Steinen und Brennnesseln einen
alten, zerbrochenen Kochtopf gefunden und
tuteten nun die Nationalhymne auf ihm. Um
den ersten kleinen, blauen Tümpel herum ver¬
anstalteten sie einen Gänsemarsch. Der Lehm
unter ihren kleinen Füssen platschte, ihre Hem¬
den flatterten. Ulle Lüders, der einen Drei¬
spitz aus Strohpapier aufhatte, allen voran.

Kotel Thiem überlegte noch.

Die beiden, grossen, weissen Störche oben
auf Linkerholts Scheune waren jetzt von dem
plötzlichen Lärm unten scheu geworden und
schwammen grade mit grossen, weitausgebreite¬
ten Flügeln, die langen dünnen Beine wie zwei
riesige, rote Streichhölzer zurückgeklappt, nach

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[—129/0133] trockneten, staubigen Chausseegraben, zwi¬ schen den Wurzeln einer riesigen, dunkel¬ grünen Pappel, ein Brett mit der Aufschrift: „Heute Abend bei Eintritt der Dunkelheit feenhafte Beleuchtung“. Kotel Thiem hatte sich jetzt seine Hände grossspurig in die Hosentaschen gesteckt und spuckte nun verächtlich vor sich aus. Die kleinen, flachsköpfigen Bälge zwischen den Tümpeln hatten eben dicht hinter der Mauer unter Steinen und Brennnesseln einen alten, zerbrochenen Kochtopf gefunden und tuteten nun die Nationalhymne auf ihm. Um den ersten kleinen, blauen Tümpel herum ver¬ anstalteten sie einen Gänsemarsch. Der Lehm unter ihren kleinen Füssen platschte, ihre Hem¬ den flatterten. Ulle Lüders, der einen Drei¬ spitz aus Strohpapier aufhatte, allen voran. Kotel Thiem überlegte noch. Die beiden, grossen, weissen Störche oben auf Linkerholts Scheune waren jetzt von dem plötzlichen Lärm unten scheu geworden und schwammen grade mit grossen, weitausgebreite¬ ten Flügeln, die langen dünnen Beine wie zwei riesige, rote Streichhölzer zurückgeklappt, nach 9

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Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. —129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/133>, abgerufen am 17.05.2024.