Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889.

Bild:
<< vorherige Seite

Denn . . . e . . . jeder Mensch hat Neigung und
Beruf!

Am schlimmsten erging es entschieden dem
kleinen Fortinbras. Seine Zähnchen hatten ihm
seinen schönen Gummipfropfen ganz verleidet.
Er hatte an nichts mehr Freude; nicht einmal
am Schreien mehr.

Er war ein vollendeter Pessimist geworden.
An seinem künftigen Beruf, seinen grossen
Vater den Unbefriedigten zu erklären, schien
ihm nur noch wenig zu liegen. Sein kleines
Züngchen war dick belegt, seine Händchen
sahen weiss, wie Kuchenteig aus, er schlief
jetzt oft ganze Tage lang.

Nur heute Abend war er auffallend munter.

Die beiden hellen Lampen auf dem Tische,
die vielen Leute, der Scandal, der merkwürdig
grosse Zuckerkringel, den man ihm so uner¬
wartet in die Hand gesteckt hatte: er begriff
das alles nicht. Nun blos noch'n bisschen
Streupulver! --

Die Damen hatten auf dem Sopha Platz
genommen, die kleine Mieze, die sich zu den
Mannsleuten rechnete, sass dem kleinen Ole
vis-a-vis, der grosse Thienwiebel präsidirte.

Denn . . . e . . . jeder Mensch hat Neigung und
Beruf!

Am schlimmsten erging es entschieden dem
kleinen Fortinbras. Seine Zähnchen hatten ihm
seinen schönen Gummipfropfen ganz verleidet.
Er hatte an nichts mehr Freude; nicht einmal
am Schreien mehr.

Er war ein vollendeter Pessimist geworden.
An seinem künftigen Beruf, seinen grossen
Vater den Unbefriedigten zu erklären, schien
ihm nur noch wenig zu liegen. Sein kleines
Züngchen war dick belegt, seine Händchen
sahen weiss, wie Kuchenteig aus, er schlief
jetzt oft ganze Tage lang.

Nur heute Abend war er auffallend munter.

Die beiden hellen Lampen auf dem Tische,
die vielen Leute, der Scandal, der merkwürdig
grosse Zuckerkringel, den man ihm so uner¬
wartet in die Hand gesteckt hatte: er begriff
das alles nicht. Nun blos noch'n bisschen
Streupulver! —

Die Damen hatten auf dem Sopha Platz
genommen, die kleine Mieze, die sich zu den
Mannsleuten rechnete, sass dem kleinen Ole
vis-à-vis, der grosse Thienwiebel präsidirte.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0059" n="55"/>
Denn . . . e . . . jeder Mensch hat Neigung und<lb/>
Beruf!</p><lb/>
          <p>Am schlimmsten erging es entschieden dem<lb/>
kleinen Fortinbras. Seine Zähnchen hatten ihm<lb/>
seinen schönen Gummipfropfen ganz verleidet.<lb/>
Er hatte an nichts mehr Freude; nicht einmal<lb/>
am Schreien mehr.</p><lb/>
          <p>Er war ein vollendeter Pessimist geworden.<lb/>
An seinem künftigen Beruf, seinen grossen<lb/>
Vater den Unbefriedigten zu erklären, schien<lb/>
ihm nur noch wenig zu liegen. Sein kleines<lb/>
Züngchen war dick belegt, seine Händchen<lb/>
sahen weiss, wie Kuchenteig aus, er schlief<lb/>
jetzt oft ganze Tage lang.</p><lb/>
          <p>Nur heute Abend war er auffallend munter.</p><lb/>
          <p>Die beiden hellen Lampen auf dem Tische,<lb/>
die vielen Leute, der Scandal, der merkwürdig<lb/>
grosse Zuckerkringel, den man ihm so uner¬<lb/>
wartet in die Hand gesteckt hatte: er begriff<lb/>
das alles nicht. Nun blos noch'n bisschen<lb/>
Streupulver! &#x2014;</p><lb/>
          <p>Die Damen hatten auf dem Sopha Platz<lb/>
genommen, die kleine Mieze, die sich zu den<lb/>
Mannsleuten rechnete, sass dem kleinen Ole<lb/>
vis-à-vis, der grosse Thienwiebel präsidirte.<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0059] Denn . . . e . . . jeder Mensch hat Neigung und Beruf! Am schlimmsten erging es entschieden dem kleinen Fortinbras. Seine Zähnchen hatten ihm seinen schönen Gummipfropfen ganz verleidet. Er hatte an nichts mehr Freude; nicht einmal am Schreien mehr. Er war ein vollendeter Pessimist geworden. An seinem künftigen Beruf, seinen grossen Vater den Unbefriedigten zu erklären, schien ihm nur noch wenig zu liegen. Sein kleines Züngchen war dick belegt, seine Händchen sahen weiss, wie Kuchenteig aus, er schlief jetzt oft ganze Tage lang. Nur heute Abend war er auffallend munter. Die beiden hellen Lampen auf dem Tische, die vielen Leute, der Scandal, der merkwürdig grosse Zuckerkringel, den man ihm so uner¬ wartet in die Hand gesteckt hatte: er begriff das alles nicht. Nun blos noch'n bisschen Streupulver! — Die Damen hatten auf dem Sopha Platz genommen, die kleine Mieze, die sich zu den Mannsleuten rechnete, sass dem kleinen Ole vis-à-vis, der grosse Thienwiebel präsidirte.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/59
Zitationshilfe: Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Papa Hamlet. Übers. v. Bruno Franzius. Leipzig, 1889, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/holz_hamlet_1889/59>, abgerufen am 22.12.2024.