Holz, Arno: Phantasus. 1. Heft. Berlin, 1898.Nacht. Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht, von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras, und mein Herz schlägt. Nacht. Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, -- still! Still!! Du? . . . Du? Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt! Und . . . deine Augen . . . gebrochen! Gebrochen!! Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn. dass die Lippen mir zucken, und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse -- Du armes Weib! Also nachts, nachts nur noch wagst du dich, schüchtern, aus deinem Sarg? Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen? Armes Weib! Nacht. Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht, von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras, und mein Herz schlägt. Nacht. Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, — still! Still!! Du? . . . Du? Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt! Und . . . deine Augen . . . gebrochen! Gebrochen!! Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn. dass die Lippen mir zucken, und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse — Du armes Weib! Also nachts, nachts nur noch wagst du dich, schüchtern, aus deinem Sarg? Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen? Armes Weib! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0011"/> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l rendition="#c">Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l rendition="#c">Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht,</l><lb/> <l rendition="#c">von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras,</l><lb/> <l rendition="#c">und mein Herz</l><lb/> <l rendition="#c">schlägt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l rendition="#c">Nacht.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l rendition="#c">Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, — still!</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l rendition="#c">Still!!</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l rendition="#c">Du? . . . Du?</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l rendition="#c">Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt!</l><lb/> <l rendition="#c">Und . . . deine Augen . . . gebrochen!</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l rendition="#c">Gebrochen!!</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l rendition="#c">Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn.</l><lb/> <l rendition="#c">dass die Lippen mir zucken,</l><lb/> <l rendition="#c">und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse —</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l rendition="#c">Du armes Weib!</l> </lg><lb/> <lg n="11"> <l rendition="#c">Also nachts,</l><lb/> <l rendition="#c">nachts nur noch wagst du dich,</l><lb/> <l rendition="#c">schüchtern,</l><lb/> <l rendition="#c">aus deinem Sarg?</l><lb/> <l rendition="#c">Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen?</l> </lg><lb/> <lg n="12"> <l rendition="#c">Armes Weib!</l> </lg><lb/> </lg> </body> </text> </TEI> [0011]
Nacht.
Der Ahorn vor meinem Fenster rauscht,
von seinen Blättern funkelt der Thau ins Gras,
und mein Herz
schlägt.
Nacht.
Ein Hund . . . bellt, . . . ein Zweig . . . knickt, — still!
Still!!
Du? . . . Du?
Ah, deine Hand! Wie kalt, wie kalt!
Und . . . deine Augen . . . gebrochen!
Gebrochen!!
Nein! Nein! Du darfst es nicht sehn.
dass die Lippen mir zucken,
und auch die Thränen nicht, die ich kindisch um dich vergiesse —
Du armes Weib!
Also nachts,
nachts nur noch wagst du dich,
schüchtern,
aus deinem Sarg?
Um dich auf Zehen zu mir zu schleichen?
Armes Weib!
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