Holz, Arno; Schlaf, Johannes: Die Familie Selicke. Berlin, 1890.
hat): Ach nein, Mutterchen! Der Vater wird ganz anders werden! -- Er ist ganz verändert! ... Frau Selicke: Nein! Nein! Der wird nie anders! In dem Blick ..., wie er mich so ansah ..., da konnte ich so recht deutlich lesen: wenn Du 's doch wärst! ... Ach, und ich wollt 'm ja so gerne Platz machen! Weiss Gott im hohen Himmel! ... Ach -- so -- gerne! Toni (traurig): Nein! Das hat er sicher nicht gedacht! Frau Selicke: So gerne wollt' ich ihm den Ge- fallen thun! ... So recht aus Herzensgrunde wünscht' ich das! ... Aber 's is, als ob der liebe Gott grade mich ausersehen hätte ... (Hat wieder zu weinen angefangen.) Toni: Nein, Mutterchen! Du musst nicht so was denken! ... Siehste, wir müssen uns jetzt alle recht zusammenschliessen! ... Sei nur recht gut und geduldig mit ihm ... Du sollst sehn. dann wird es besser ... dann -- wird alles gut werden! Frau Selicke: Ach, ich bin ja schon immer zu allererst wieder gut! ... Ich bin ja immer, jedesmal zuerst wieder zu ihm gekommen und freundlich mit 'm gewesen! .... Ach Gott, schon um 'n lieben Frieden willen! .... Ich sehne mich ja nach weiter nichts mehr, als nach 'n bischen Ruh und Frieden ... nur ein bischen Ruh und Frieden ... (Es klopft an Wendt's Thür.) Frau Selicke (halb für sich, sich erinnernd): Ach Gott, Herr Wendt! (laut) Herein! (Wendt tritt ein Er ist bleich und sieht überwacht aus. Seine Backen scheinen etwas eingefallen zu sein). Frau Selicke (weinend): Herr Wendt! ... Ach,
hat): Ach nein, Mutterchen! Der Vater wird ganz anders werden! — Er ist ganz verändert! … Frau Selicke: Nein! Nein! Der wird nie anders! In dem Blick …, wie er mich so ansah …, da konnte ich so recht deutlich lesen: wenn Du ’s doch wärst! … Ach, und ich wollt ’m ja so gerne Platz machen! Weiss Gott im hohen Himmel! … Ach — so — gerne! Toni (traurig): Nein! Das hat er sicher nicht gedacht! Frau Selicke: So gerne wollt’ ich ihm den Ge- fallen thun! … So recht aus Herzensgrunde wünscht’ ich das! … Aber ’s is, als ob der liebe Gott grade mich ausersehen hätte … (Hat wieder zu weinen angefangen.) Toni: Nein, Mutterchen! Du musst nicht so was denken! … Siehste, wir müssen uns jetzt alle recht zusammenschliessen! … Sei nur recht gut und geduldig mit ihm … Du sollst sehn. dann wird es besser … dann — wird alles gut werden! Frau Selicke: Ach, ich bin ja schon immer zu allererst wieder gut! … Ich bin ja immer, jedesmal zuerst wieder zu ihm gekommen und freundlich mit ’m gewesen! .... Ach Gott, schon um ’n lieben Frieden willen! .... Ich sehne mich ja nach weiter nichts mehr, als nach ’n bischen Ruh und Frieden … nur ein bischen Ruh und Frieden … (Es klopft an Wendt’s Thür.) Frau Selicke (halb für sich, sich erinnernd): Ach Gott, Herr Wendt! (laut) Herein! (Wendt tritt ein Er ist bleich und sieht überwacht aus. Seine Backen scheinen etwas eingefallen zu sein). Frau Selicke (weinend): Herr Wendt! … Ach, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#TON"> <stage><pb facs="#f0101" n="79"/> hat):</stage> <p>Ach nein, Mutterchen! Der Vater wird<lb/> ganz anders werden! — Er ist ganz verändert! …</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Selicke</hi>:</speaker> <p>Nein! Nein! Der wird <hi rendition="#g">nie</hi> anders!<lb/> In dem Blick …, wie er mich so ansah …,<lb/> da konnte ich so recht deutlich lesen: wenn<lb/> Du ’s doch wärst! … Ach, und ich wollt ’m ja<lb/> so <hi rendition="#g">gerne</hi> Platz machen! Weiss Gott im hohen<lb/> Himmel! … <hi rendition="#g">Ach — so — gerne</hi>!</p> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker> <hi rendition="#g">Toni</hi> </speaker> <stage>(traurig):</stage> <p>Nein! <hi rendition="#g">Das</hi> hat er <hi rendition="#g">sicher</hi> nicht<lb/> gedacht!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Selicke</hi>:</speaker> <p>So <hi rendition="#g">gerne</hi> wollt’ ich ihm den Ge-<lb/> fallen thun! … So <hi rendition="#g">recht</hi> aus <hi rendition="#g">Herzensgrunde</hi><lb/> wünscht’ ich das! … Aber ’s is, als ob der<lb/> liebe Gott grade <hi rendition="#g">mich</hi> ausersehen hätte …</p><lb/> <stage>(Hat wieder zu weinen angefangen.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#TON"> <speaker><hi rendition="#g">Toni</hi>:</speaker> <p>Nein, Mutterchen! Du musst nicht so was<lb/> denken! … Siehste, wir müssen uns jetzt alle<lb/> recht zusammenschliessen! … Sei nur recht<lb/> gut und geduldig mit ihm … Du sollst sehn.<lb/> dann wird es besser … dann — wird alles<lb/> gut werden!</p> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Selicke</hi>:</speaker> <p>Ach, ich bin ja schon immer zu<lb/> allererst wieder gut! … Ich bin ja immer,<lb/> jedesmal zuerst wieder zu ihm gekommen und<lb/> freundlich mit ’m gewesen! .... Ach Gott,<lb/> schon um ’n lieben Frieden willen! .... Ich<lb/> sehne mich ja nach weiter nichts mehr, als nach<lb/> ’n bischen Ruh und Frieden … nur ein <hi rendition="#g">bischen</hi><lb/> Ruh und Frieden …</p><lb/> <stage>(Es klopft an Wendt’s Thür.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Selicke</hi> </speaker> <stage>(halb für sich, sich erinnernd):</stage> <p>Ach<lb/> Gott, Herr Wendt!</p> <stage>(laut)</stage> <p>Herein!</p><lb/> <stage>(<hi rendition="#g">Wendt</hi> tritt ein Er ist bleich und sieht überwacht aus.<lb/> Seine Backen scheinen etwas eingefallen zu sein).</stage> </sp><lb/> <sp who="#FRASELI"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Selicke</hi> </speaker> <stage>(weinend):</stage> <p>Herr Wendt! … Ach,<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [79/0101]
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Frau Selicke: Nein! Nein! Der wird nie anders!
In dem Blick …, wie er mich so ansah …,
da konnte ich so recht deutlich lesen: wenn
Du ’s doch wärst! … Ach, und ich wollt ’m ja
so gerne Platz machen! Weiss Gott im hohen
Himmel! … Ach — so — gerne!
Toni (traurig): Nein! Das hat er sicher nicht
gedacht!
Frau Selicke: So gerne wollt’ ich ihm den Ge-
fallen thun! … So recht aus Herzensgrunde
wünscht’ ich das! … Aber ’s is, als ob der
liebe Gott grade mich ausersehen hätte …
(Hat wieder zu weinen angefangen.)
Toni: Nein, Mutterchen! Du musst nicht so was
denken! … Siehste, wir müssen uns jetzt alle
recht zusammenschliessen! … Sei nur recht
gut und geduldig mit ihm … Du sollst sehn.
dann wird es besser … dann — wird alles
gut werden!
Frau Selicke: Ach, ich bin ja schon immer zu
allererst wieder gut! … Ich bin ja immer,
jedesmal zuerst wieder zu ihm gekommen und
freundlich mit ’m gewesen! .... Ach Gott,
schon um ’n lieben Frieden willen! .... Ich
sehne mich ja nach weiter nichts mehr, als nach
’n bischen Ruh und Frieden … nur ein bischen
Ruh und Frieden …
(Es klopft an Wendt’s Thür.)
Frau Selicke (halb für sich, sich erinnernd): Ach
Gott, Herr Wendt! (laut) Herein!
(Wendt tritt ein Er ist bleich und sieht überwacht aus.
Seine Backen scheinen etwas eingefallen zu sein).
Frau Selicke (weinend): Herr Wendt! … Ach,
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