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Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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in meinem armen Kopf das Licht der Vernunft, und ich rief Agenore's Namen, und wußte nicht, wie ich dazu kam.

Du meinst, als Agenore dem Maso mit dem Messer drohte -- -- also hätte es dir doch leid gethan um den Jungen, wenn er getroffen worden wäre?

O Signora, um jeden Christenmenschen hätte es mir leid gethan -- ich kann nun einmal kein Blut sehen, ich Närrin, und um kein Blut zu sehen, habe ich mich selbst an den Schlächter verkauft. Denn Agenore wird mich umbringen, ich weiß es, ob ich ihn heirathe oder nicht.

So so! rief Donna Ersilia empört, wie sie es selten war, wie aber nur sie es sein konnte, du hast also nie sagen hören, daß das Herz kostbarer ist als das Blut. Daß Agenore's Messer ihn träfe, davor graute dir, aber wenn er an deiner Starrheit sich zerreißt, wie ein Lamm, das der Sturm wider den Felsen wirft, das merkst du nicht und es kümmert dich nicht. Gott muß wissen, was er mit dir vor hatte, als er dich schuf; ich werde nicht klug aus solch einer Creatur wie du, welche ein Menschenantlitz, ein Weiberantlitz trägt, und ist doch gefühllos wie der Kiesel, der den armen Maso getroffen hat, um deinetwegen getroffen hat, setzte die Signora mit zwiefach erhobener Stimme hinzu. Wieder ging sie durch die Stube, und mehr im Selbstgespräch als zu dem Mädchen, welches demüthig mit ineinander gelegten Händen dastand

in meinem armen Kopf das Licht der Vernunft, und ich rief Agenore's Namen, und wußte nicht, wie ich dazu kam.

Du meinst, als Agenore dem Maso mit dem Messer drohte — — also hätte es dir doch leid gethan um den Jungen, wenn er getroffen worden wäre?

O Signora, um jeden Christenmenschen hätte es mir leid gethan — ich kann nun einmal kein Blut sehen, ich Närrin, und um kein Blut zu sehen, habe ich mich selbst an den Schlächter verkauft. Denn Agenore wird mich umbringen, ich weiß es, ob ich ihn heirathe oder nicht.

So so! rief Donna Ersilia empört, wie sie es selten war, wie aber nur sie es sein konnte, du hast also nie sagen hören, daß das Herz kostbarer ist als das Blut. Daß Agenore's Messer ihn träfe, davor graute dir, aber wenn er an deiner Starrheit sich zerreißt, wie ein Lamm, das der Sturm wider den Felsen wirft, das merkst du nicht und es kümmert dich nicht. Gott muß wissen, was er mit dir vor hatte, als er dich schuf; ich werde nicht klug aus solch einer Creatur wie du, welche ein Menschenantlitz, ein Weiberantlitz trägt, und ist doch gefühllos wie der Kiesel, der den armen Maso getroffen hat, um deinetwegen getroffen hat, setzte die Signora mit zwiefach erhobener Stimme hinzu. Wieder ging sie durch die Stube, und mehr im Selbstgespräch als zu dem Mädchen, welches demüthig mit ineinander gelegten Händen dastand

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[0059] in meinem armen Kopf das Licht der Vernunft, und ich rief Agenore's Namen, und wußte nicht, wie ich dazu kam. Du meinst, als Agenore dem Maso mit dem Messer drohte — — also hätte es dir doch leid gethan um den Jungen, wenn er getroffen worden wäre? O Signora, um jeden Christenmenschen hätte es mir leid gethan — ich kann nun einmal kein Blut sehen, ich Närrin, und um kein Blut zu sehen, habe ich mich selbst an den Schlächter verkauft. Denn Agenore wird mich umbringen, ich weiß es, ob ich ihn heirathe oder nicht. So so! rief Donna Ersilia empört, wie sie es selten war, wie aber nur sie es sein konnte, du hast also nie sagen hören, daß das Herz kostbarer ist als das Blut. Daß Agenore's Messer ihn träfe, davor graute dir, aber wenn er an deiner Starrheit sich zerreißt, wie ein Lamm, das der Sturm wider den Felsen wirft, das merkst du nicht und es kümmert dich nicht. Gott muß wissen, was er mit dir vor hatte, als er dich schuf; ich werde nicht klug aus solch einer Creatur wie du, welche ein Menschenantlitz, ein Weiberantlitz trägt, und ist doch gefühllos wie der Kiesel, der den armen Maso getroffen hat, um deinetwegen getroffen hat, setzte die Signora mit zwiefach erhobener Stimme hinzu. Wieder ging sie durch die Stube, und mehr im Selbstgespräch als zu dem Mädchen, welches demüthig mit ineinander gelegten Händen dastand

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:13:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:13:28Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/horner_saeugling_1910/59>, abgerufen am 21.11.2024.