Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.tigam, -- basta -- nimm ihn und sieh zu, nicht noch mehr Unheil zu stiften. Großer Gott, wenn ich denke, daß der Maso die Tollheit wieder von vorne beginnen wollte, und er wird es, er wird -- kenn' ihn jetzt -- er ist im Stande, ganz allein Krieg zu führen mit eurem ganzen Orte -- so vernarrt ist er in dich, daß er keine Gefahr kennt, keinen Tod scheut -- ich meine, so viel Barmherzigkeit müßtest du fühlen, daß es dir nicht gleich wäre, wenn der Junge um deinetwillen sich zu Grunde richtete. Er ist ein so guter Junge, eigentlich ein Kind, ganz Liebe und Zärtlichkeit. Das sollte auch dich ein wenig rühren, und du glaubst ja doch an Gott und die Heiligen und hoffst auf die himmlische Gnade: also lade nicht noch größere Schuld auf dich! Ich will Maso nicht hier aus dem Hause lassen, bis du verheirathet bist, ich versprech' es dir -- du aber versprichst[...] mir, alsbald Hochzeit zu machen. Wenn du verheirathet bist, nimmt er's hoffentlich ruhiger. Ich will dem Priore schreiben, daß er euch traue, ohne anderes Aufgebot, -- und nun geh, meine Tochter, Gott der Herr rette und befreie dich! Im nächsten Augenblicke wurde die Ankunft der Gäste aus Florenz gemeldet. Das Mädchen mußte gehen, obwohl es noch eine Frage auf dem Herzen zu haben schien; denn trotz der Verabschiedung war es stehen geblieben und hatte die Signora mit großen Augen angeschaut, während seine Lippen zuckten, als gelänge es ihnen nicht, das rechte Wort zu sprechen. tigam, — basta — nimm ihn und sieh zu, nicht noch mehr Unheil zu stiften. Großer Gott, wenn ich denke, daß der Maso die Tollheit wieder von vorne beginnen wollte, und er wird es, er wird — kenn' ihn jetzt — er ist im Stande, ganz allein Krieg zu führen mit eurem ganzen Orte — so vernarrt ist er in dich, daß er keine Gefahr kennt, keinen Tod scheut — ich meine, so viel Barmherzigkeit müßtest du fühlen, daß es dir nicht gleich wäre, wenn der Junge um deinetwillen sich zu Grunde richtete. Er ist ein so guter Junge, eigentlich ein Kind, ganz Liebe und Zärtlichkeit. Das sollte auch dich ein wenig rühren, und du glaubst ja doch an Gott und die Heiligen und hoffst auf die himmlische Gnade: also lade nicht noch größere Schuld auf dich! Ich will Maso nicht hier aus dem Hause lassen, bis du verheirathet bist, ich versprech' es dir — du aber versprichst[…] mir, alsbald Hochzeit zu machen. Wenn du verheirathet bist, nimmt er's hoffentlich ruhiger. Ich will dem Priore schreiben, daß er euch traue, ohne anderes Aufgebot, — und nun geh, meine Tochter, Gott der Herr rette und befreie dich! Im nächsten Augenblicke wurde die Ankunft der Gäste aus Florenz gemeldet. Das Mädchen mußte gehen, obwohl es noch eine Frage auf dem Herzen zu haben schien; denn trotz der Verabschiedung war es stehen geblieben und hatte die Signora mit großen Augen angeschaut, während seine Lippen zuckten, als gelänge es ihnen nicht, das rechte Wort zu sprechen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0061"/> tigam, — basta — nimm ihn und sieh zu, nicht noch mehr Unheil zu stiften. Großer Gott, wenn ich denke, daß der Maso die Tollheit wieder von vorne beginnen wollte, und er wird es, er wird — kenn' ihn jetzt — er ist im Stande, ganz allein Krieg zu führen mit eurem ganzen Orte — so vernarrt ist er in dich, daß er keine Gefahr kennt, keinen Tod scheut — ich meine, so viel Barmherzigkeit müßtest du fühlen, daß es dir nicht gleich wäre, wenn der Junge um deinetwillen sich zu Grunde richtete. Er ist ein so guter Junge, eigentlich ein Kind, ganz Liebe und Zärtlichkeit. Das sollte auch dich ein wenig rühren, und du glaubst ja doch an Gott und die Heiligen und hoffst auf die himmlische Gnade: also lade nicht noch größere Schuld auf dich! Ich will Maso nicht hier aus dem Hause lassen, bis du verheirathet bist, ich versprech' es dir — du aber versprichst<choice><sic>,</sic><corr/></choice> mir<choice><sic/><corr>,</corr></choice> alsbald Hochzeit zu machen. Wenn du verheirathet bist, nimmt er's hoffentlich ruhiger. Ich will dem Priore schreiben, daß er euch traue, ohne anderes Aufgebot, — und nun geh, meine Tochter, Gott der Herr rette und befreie dich!</p><lb/> <p>Im nächsten Augenblicke wurde die Ankunft der Gäste aus Florenz gemeldet. Das Mädchen mußte gehen, obwohl es noch eine Frage auf dem Herzen zu haben schien; denn trotz der Verabschiedung war es stehen geblieben und hatte die Signora mit großen Augen angeschaut, während seine Lippen zuckten, als gelänge es ihnen nicht, das rechte Wort zu sprechen.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [0061]
tigam, — basta — nimm ihn und sieh zu, nicht noch mehr Unheil zu stiften. Großer Gott, wenn ich denke, daß der Maso die Tollheit wieder von vorne beginnen wollte, und er wird es, er wird — kenn' ihn jetzt — er ist im Stande, ganz allein Krieg zu führen mit eurem ganzen Orte — so vernarrt ist er in dich, daß er keine Gefahr kennt, keinen Tod scheut — ich meine, so viel Barmherzigkeit müßtest du fühlen, daß es dir nicht gleich wäre, wenn der Junge um deinetwillen sich zu Grunde richtete. Er ist ein so guter Junge, eigentlich ein Kind, ganz Liebe und Zärtlichkeit. Das sollte auch dich ein wenig rühren, und du glaubst ja doch an Gott und die Heiligen und hoffst auf die himmlische Gnade: also lade nicht noch größere Schuld auf dich! Ich will Maso nicht hier aus dem Hause lassen, bis du verheirathet bist, ich versprech' es dir — du aber versprichst mir, alsbald Hochzeit zu machen. Wenn du verheirathet bist, nimmt er's hoffentlich ruhiger. Ich will dem Priore schreiben, daß er euch traue, ohne anderes Aufgebot, — und nun geh, meine Tochter, Gott der Herr rette und befreie dich!
Im nächsten Augenblicke wurde die Ankunft der Gäste aus Florenz gemeldet. Das Mädchen mußte gehen, obwohl es noch eine Frage auf dem Herzen zu haben schien; denn trotz der Verabschiedung war es stehen geblieben und hatte die Signora mit großen Augen angeschaut, während seine Lippen zuckten, als gelänge es ihnen nicht, das rechte Wort zu sprechen.
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