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Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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gehandelt werden mußte. Sie gab dem Arzt einen Wink, daß er den Jungen einstweilen nicht aus der Stube entlasse, sie gebot den Verwaltersleuten, jeden Besuch abzuweisen und selbst kein Wort von Gigia's bevorstehender Hochzeit zu reden; den Priore aber bat sie dringend, die Trauung zu beschleunigen, und dieselbe wurde, da Agenore nichts Besseres begehrte und Gigia keinen Einspruch that, auf den nächsten Sonntag angesetzt.

Es war spät am Samstagabend. Sora Maria hatte sich in den Gedanken, daß ihre Tochter den Agenore heirathe, um so rascher gefunden, als ihr ja früher der Colone des Marchese di Sdraino keineswegs ein übler Schwiegersohn gedünkt hatte. Der Schreck, welchen auch ihr das funkelnde Messer des hitzigen Burschen eingejagt, war überwunden, und sie fürchtete nicht mehr, ihre Tochter könne das Verbrechen des Schnarchens mit dem Tode zu büßen haben. Gigia pflegte ja gar nicht zu schnarchen, sondern so still im Bette zu liegen wie der Bambino Gesu in der Krippe. Auch empfand es Sora Maria, als wäre ihr ein Stein vom Herzen genommen worden, daß nun endlich einmal Gigia dicht vor der Hochzeit stand; denn sie war der Meinung, daß die Töchter im Haus der Mutter und die Waren im Laden des Kaufmanns durch das Liegen nicht an Werth zunehmen. Uebrigens aber kam ja keine Klage über Gigia's Lippen, und wenn sie blaß war, nun, so bedeutete das auch nicht viel.

gehandelt werden mußte. Sie gab dem Arzt einen Wink, daß er den Jungen einstweilen nicht aus der Stube entlasse, sie gebot den Verwaltersleuten, jeden Besuch abzuweisen und selbst kein Wort von Gigia's bevorstehender Hochzeit zu reden; den Priore aber bat sie dringend, die Trauung zu beschleunigen, und dieselbe wurde, da Agenore nichts Besseres begehrte und Gigia keinen Einspruch that, auf den nächsten Sonntag angesetzt.

Es war spät am Samstagabend. Sora Maria hatte sich in den Gedanken, daß ihre Tochter den Agenore heirathe, um so rascher gefunden, als ihr ja früher der Colone des Marchese di Sdraino keineswegs ein übler Schwiegersohn gedünkt hatte. Der Schreck, welchen auch ihr das funkelnde Messer des hitzigen Burschen eingejagt, war überwunden, und sie fürchtete nicht mehr, ihre Tochter könne das Verbrechen des Schnarchens mit dem Tode zu büßen haben. Gigia pflegte ja gar nicht zu schnarchen, sondern so still im Bette zu liegen wie der Bambino Gesù in der Krippe. Auch empfand es Sora Maria, als wäre ihr ein Stein vom Herzen genommen worden, daß nun endlich einmal Gigia dicht vor der Hochzeit stand; denn sie war der Meinung, daß die Töchter im Haus der Mutter und die Waren im Laden des Kaufmanns durch das Liegen nicht an Werth zunehmen. Uebrigens aber kam ja keine Klage über Gigia's Lippen, und wenn sie blaß war, nun, so bedeutete das auch nicht viel.

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[0065] gehandelt werden mußte. Sie gab dem Arzt einen Wink, daß er den Jungen einstweilen nicht aus der Stube entlasse, sie gebot den Verwaltersleuten, jeden Besuch abzuweisen und selbst kein Wort von Gigia's bevorstehender Hochzeit zu reden; den Priore aber bat sie dringend, die Trauung zu beschleunigen, und dieselbe wurde, da Agenore nichts Besseres begehrte und Gigia keinen Einspruch that, auf den nächsten Sonntag angesetzt. Es war spät am Samstagabend. Sora Maria hatte sich in den Gedanken, daß ihre Tochter den Agenore heirathe, um so rascher gefunden, als ihr ja früher der Colone des Marchese di Sdraino keineswegs ein übler Schwiegersohn gedünkt hatte. Der Schreck, welchen auch ihr das funkelnde Messer des hitzigen Burschen eingejagt, war überwunden, und sie fürchtete nicht mehr, ihre Tochter könne das Verbrechen des Schnarchens mit dem Tode zu büßen haben. Gigia pflegte ja gar nicht zu schnarchen, sondern so still im Bette zu liegen wie der Bambino Gesù in der Krippe. Auch empfand es Sora Maria, als wäre ihr ein Stein vom Herzen genommen worden, daß nun endlich einmal Gigia dicht vor der Hochzeit stand; denn sie war der Meinung, daß die Töchter im Haus der Mutter und die Waren im Laden des Kaufmanns durch das Liegen nicht an Werth zunehmen. Uebrigens aber kam ja keine Klage über Gigia's Lippen, und wenn sie blaß war, nun, so bedeutete das auch nicht viel.

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:13:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:13:28Z)

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Zitationshilfe: Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/horner_saeugling_1910/65>, abgerufen am 21.11.2024.