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Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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leuten bleibe. Denn nach Urballa konnte Gigia jetzt nicht zurück. Erst mußte noch ein anderes Wunder vollbracht, erst mußten die Urballesen damit versöhnt werden, daß Gigia nun doch den Ausländer Maso heirathete. Wie es sich anstellen ließe, daß der Hader zwischen Valtella und Urballa in einem unverbrüchlichen Friedensschluß sein Ende fände, das war nun Donna Ersilia's vornehmster Gedanke; sie mußte die Angst los werden, daß Maso für sein Liebesglück noch theuer zu zahlen haben möchte. Aber selbst ihr erfinderischer Geist und ihr ausdauernder Eifer schienen scheitern zu sollen an dieser schwierigsten aller Unternehmungen: zwei Nachbarvölker zu versöhnen, welche zu der alten Erbschaft verhärteten Grolles und sorglich angesammelter Eifersucht neue Beleidigung und neue Rache gefügt haben. Vergebens schrieb sie Briefe an die vornehmsten Grundbesitzer in den zwei Gemarkungen, damit dieselben ihren Colonen strengstens jede Gewaltthat untersagten. Vergebens hielt auf ihre Eingebung der Priore eine gar schöne Predigt über den Text: "Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichtes schuldig." Die Urballeser Burschen verließen San Giorgio sehr gerührt, aber sie waren noch keine hundert Schritte von der Kirche entfernt, so zog Bistino ein Messer heraus und rief: Ach, daß ich jetzt solch einen Racker von Valtellaner hier hätte; wie werde ich ihm den struppigen Bart rasiren! Und selbst der sanfte Angelo, der die allzu

leuten bleibe. Denn nach Urballa konnte Gigia jetzt nicht zurück. Erst mußte noch ein anderes Wunder vollbracht, erst mußten die Urballesen damit versöhnt werden, daß Gigia nun doch den Ausländer Maso heirathete. Wie es sich anstellen ließe, daß der Hader zwischen Valtella und Urballa in einem unverbrüchlichen Friedensschluß sein Ende fände, das war nun Donna Ersilia's vornehmster Gedanke; sie mußte die Angst los werden, daß Maso für sein Liebesglück noch theuer zu zahlen haben möchte. Aber selbst ihr erfinderischer Geist und ihr ausdauernder Eifer schienen scheitern zu sollen an dieser schwierigsten aller Unternehmungen: zwei Nachbarvölker zu versöhnen, welche zu der alten Erbschaft verhärteten Grolles und sorglich angesammelter Eifersucht neue Beleidigung und neue Rache gefügt haben. Vergebens schrieb sie Briefe an die vornehmsten Grundbesitzer in den zwei Gemarkungen, damit dieselben ihren Colonen strengstens jede Gewaltthat untersagten. Vergebens hielt auf ihre Eingebung der Priore eine gar schöne Predigt über den Text: „Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichtes schuldig.“ Die Urballeser Burschen verließen San Giorgio sehr gerührt, aber sie waren noch keine hundert Schritte von der Kirche entfernt, so zog Bistino ein Messer heraus und rief: Ach, daß ich jetzt solch einen Racker von Valtellaner hier hätte; wie werde ich ihm den struppigen Bart rasiren! Und selbst der sanfte Angelo, der die allzu

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[0078] leuten bleibe. Denn nach Urballa konnte Gigia jetzt nicht zurück. Erst mußte noch ein anderes Wunder vollbracht, erst mußten die Urballesen damit versöhnt werden, daß Gigia nun doch den Ausländer Maso heirathete. Wie es sich anstellen ließe, daß der Hader zwischen Valtella und Urballa in einem unverbrüchlichen Friedensschluß sein Ende fände, das war nun Donna Ersilia's vornehmster Gedanke; sie mußte die Angst los werden, daß Maso für sein Liebesglück noch theuer zu zahlen haben möchte. Aber selbst ihr erfinderischer Geist und ihr ausdauernder Eifer schienen scheitern zu sollen an dieser schwierigsten aller Unternehmungen: zwei Nachbarvölker zu versöhnen, welche zu der alten Erbschaft verhärteten Grolles und sorglich angesammelter Eifersucht neue Beleidigung und neue Rache gefügt haben. Vergebens schrieb sie Briefe an die vornehmsten Grundbesitzer in den zwei Gemarkungen, damit dieselben ihren Colonen strengstens jede Gewaltthat untersagten. Vergebens hielt auf ihre Eingebung der Priore eine gar schöne Predigt über den Text: „Wer mit seinem Bruder zürnet, der ist des Gerichtes schuldig.“ Die Urballeser Burschen verließen San Giorgio sehr gerührt, aber sie waren noch keine hundert Schritte von der Kirche entfernt, so zog Bistino ein Messer heraus und rief: Ach, daß ich jetzt solch einen Racker von Valtellaner hier hätte; wie werde ich ihm den struppigen Bart rasiren! Und selbst der sanfte Angelo, der die allzu

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-15T12:13:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-15T12:13:28Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Horner, Heinrich [d. i. Heinrich Homberger]: Der Säugling. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 23. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 211–295. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/horner_saeugling_1910/78>, abgerufen am 21.11.2024.