Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.seine Helden nach Nürnberg reisen ließ. Ich sag- floh. Man sagte ihr, der Papst habe dispensirt, aber
nicht Gott. In England heurathete sie Humfried, Bruder König Heinrich des VI. von England, kehrt mit ihm zurück, und läßt die Hennegauer ihrem neuen Gatten schwören; den Herrschaftsnebenbuhler Johann von Baiern läßt sie im Jahr 1424 vergiften, Humfried aber, von Johann von Brabant und Philipp von Bur- gund vertrieben, geht nach England zurück. Johann von Brabant erhält den Besitz von Hennegau, worauf Jakoba wieder Ansprüche macht seine Gattin zu wer- den, er verweigert diese Ehre aber mit vieler Beharr- lichkeit, und die beleidigte Dame entflieht in Manns- kleider verhüllt nach Holland. Die Holländer, ihres Vaters und Großvaters Güte eingedenk, nehmen sie freudig auf und schwören ihr Treue. Nun ruft sie ih- ren Gemahl Humfried aus England zurück, statt aber selbst zu kommen, schickt er ihr Truppen; Philipp von Burgund greift sie an, wird aber wiederholt geschla- gen, jedoch macht sie Friede mit ihm, da der eine ihrer Männer Johann von Brabant starb, und der andere, Humfried, indeß eine andre Frau genommen hatte. Sie erhielt nun ihres Vaters ganze Erbländer wieder, und regierte sie sechs Jahre lang ruhig und friedlich, nur brach sie die Zusage, nicht ohne Philipps Einwilli- gung zu heirathen, welche sie bei dem Friedensschlusse mit ihm gegeben hatte, und vermählte sich unter ihrem Stande, mit Franz von Bursele. Philipp führt diesen listig gefangen weg, und Jakoba, um ihn wieder zu er- halten, tritt alle ihre väterliche Güter an Philipp ab, ſeine Helden nach Nuͤrnberg reiſen ließ. Ich ſag- floh. Man ſagte ihr, der Papſt habe dispenſirt, aber
nicht Gott. In England heurathete ſie Humfried, Bruder Koͤnig Heinrich des VI. von England, kehrt mit ihm zuruͤck, und laͤßt die Hennegauer ihrem neuen Gatten ſchwoͤren; den Herrſchaftsnebenbuhler Johann von Baiern laͤßt ſie im Jahr 1424 vergiften, Humfried aber, von Johann von Brabant und Philipp von Bur- gund vertrieben, geht nach England zuruͤck. Johann von Brabant erhaͤlt den Beſitz von Hennegau, worauf Jakoba wieder Anſpruͤche macht ſeine Gattin zu wer- den, er verweigert dieſe Ehre aber mit vieler Beharr- lichkeit, und die beleidigte Dame entflieht in Manns- kleider verhuͤllt nach Holland. Die Hollaͤnder, ihres Vaters und Großvaters Guͤte eingedenk, nehmen ſie freudig auf und ſchwoͤren ihr Treue. Nun ruft ſie ih- ren Gemahl Humfried aus England zuruͤck, ſtatt aber ſelbſt zu kommen, ſchickt er ihr Truppen; Philipp von Burgund greift ſie an, wird aber wiederholt geſchla- gen, jedoch macht ſie Friede mit ihm, da der eine ihrer Maͤnner Johann von Brabant ſtarb, und der andere, Humfried, indeß eine andre Frau genommen hatte. Sie erhielt nun ihres Vaters ganze Erblaͤnder wieder, und regierte ſie ſechs Jahre lang ruhig und friedlich, nur brach ſie die Zuſage, nicht ohne Philipps Einwilli- gung zu heirathen, welche ſie bei dem Friedensſchluſſe mit ihm gegeben hatte, und vermaͤhlte ſich unter ihrem Stande, mit Franz von Burſele. Philipp fuͤhrt dieſen liſtig gefangen weg, und Jakoba, um ihn wieder zu er- halten, tritt alle ihre vaͤterliche Guͤter an Philipp ab, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0187" n="173"/> ſeine Helden nach Nuͤrnberg reiſen ließ. Ich ſag-<lb/> te euch von der braven Dame nichts, wenn ich<lb/><note next="#note-0188" xml:id="note-0187" prev="#note-0186" place="foot" n="*)">floh. Man ſagte ihr, der Papſt habe dispenſirt, aber<lb/> nicht Gott. In England heurathete ſie Humfried,<lb/> Bruder Koͤnig Heinrich des <hi rendition="#aq">VI.</hi> von England, kehrt<lb/> mit ihm zuruͤck, und laͤßt die Hennegauer ihrem neuen<lb/> Gatten ſchwoͤren; den Herrſchaftsnebenbuhler Johann<lb/> von Baiern laͤßt ſie im Jahr 1424 vergiften, Humfried<lb/> aber, von Johann von Brabant und Philipp von Bur-<lb/> gund vertrieben, geht nach England zuruͤck. Johann<lb/> von Brabant erhaͤlt den Beſitz von Hennegau, worauf<lb/> Jakoba wieder Anſpruͤche macht ſeine Gattin zu wer-<lb/> den, er verweigert dieſe Ehre aber mit vieler Beharr-<lb/> lichkeit, und die beleidigte Dame entflieht in Manns-<lb/> kleider verhuͤllt nach Holland. Die Hollaͤnder, ihres<lb/> Vaters und Großvaters Guͤte eingedenk, nehmen ſie<lb/> freudig auf und ſchwoͤren ihr Treue. Nun ruft ſie ih-<lb/> ren Gemahl Humfried aus England zuruͤck, ſtatt aber<lb/> ſelbſt zu kommen, ſchickt er ihr Truppen; Philipp von<lb/> Burgund greift ſie an, wird aber wiederholt geſchla-<lb/> gen, jedoch macht ſie Friede mit ihm, da der eine ihrer<lb/> Maͤnner Johann von Brabant ſtarb, und der andere,<lb/> Humfried, indeß eine andre Frau genommen hatte.<lb/> Sie erhielt nun ihres Vaters ganze Erblaͤnder wieder,<lb/> und regierte ſie ſechs Jahre lang ruhig und friedlich,<lb/> nur brach ſie die Zuſage, nicht ohne Philipps Einwilli-<lb/> gung zu heirathen, welche ſie bei dem Friedensſchluſſe<lb/> mit ihm gegeben hatte, und vermaͤhlte ſich unter ihrem<lb/> Stande, mit Franz von Burſele. Philipp fuͤhrt dieſen<lb/> liſtig gefangen weg, und Jakoba, um ihn wieder zu er-<lb/> halten, tritt alle ihre vaͤterliche Guͤter an Philipp ab,</note><lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [173/0187]
ſeine Helden nach Nuͤrnberg reiſen ließ. Ich ſag-
te euch von der braven Dame nichts, wenn ich
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*) floh. Man ſagte ihr, der Papſt habe dispenſirt, aber
nicht Gott. In England heurathete ſie Humfried,
Bruder Koͤnig Heinrich des VI. von England, kehrt
mit ihm zuruͤck, und laͤßt die Hennegauer ihrem neuen
Gatten ſchwoͤren; den Herrſchaftsnebenbuhler Johann
von Baiern laͤßt ſie im Jahr 1424 vergiften, Humfried
aber, von Johann von Brabant und Philipp von Bur-
gund vertrieben, geht nach England zuruͤck. Johann
von Brabant erhaͤlt den Beſitz von Hennegau, worauf
Jakoba wieder Anſpruͤche macht ſeine Gattin zu wer-
den, er verweigert dieſe Ehre aber mit vieler Beharr-
lichkeit, und die beleidigte Dame entflieht in Manns-
kleider verhuͤllt nach Holland. Die Hollaͤnder, ihres
Vaters und Großvaters Guͤte eingedenk, nehmen ſie
freudig auf und ſchwoͤren ihr Treue. Nun ruft ſie ih-
ren Gemahl Humfried aus England zuruͤck, ſtatt aber
ſelbſt zu kommen, ſchickt er ihr Truppen; Philipp von
Burgund greift ſie an, wird aber wiederholt geſchla-
gen, jedoch macht ſie Friede mit ihm, da der eine ihrer
Maͤnner Johann von Brabant ſtarb, und der andere,
Humfried, indeß eine andre Frau genommen hatte.
Sie erhielt nun ihres Vaters ganze Erblaͤnder wieder,
und regierte ſie ſechs Jahre lang ruhig und friedlich,
nur brach ſie die Zuſage, nicht ohne Philipps Einwilli-
gung zu heirathen, welche ſie bei dem Friedensſchluſſe
mit ihm gegeben hatte, und vermaͤhlte ſich unter ihrem
Stande, mit Franz von Burſele. Philipp fuͤhrt dieſen
liſtig gefangen weg, und Jakoba, um ihn wieder zu er-
halten, tritt alle ihre vaͤterliche Guͤter an Philipp ab,
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