kehr innerhalb der Stadt auf Schlitten getrieben wird, und daß nicht der Gebrauch der Kutschkasten auf Schlitten sehr üblich sey. Um das Dahin- gleiten der Kuffen über das Pflaster zu erleichtern, und so Pflaster und Schlitten zu schonen, hat man sehr einfache Vorkehrungen getroffen. Vorn auf dem Lastschlitten liegt ein kleines Faß mit Wasser angefüllt, und mit kleinen Löchern versehen, wo- durch im Fahren die Spur der beiden Kuffen be- ständig benetzt wird. Für die Kutschen welche auf Schlitten gefahren werden, ist das Mittel schon zu- sammengesetzter -- so ein mißgebohrnes Fuhrwerk ist nämlich nur mit einem Pferde bespannt, und der Fuhrmann geht Schritt vor Schritt neben ihm her. An der Ecke des Kutschkastens hängt nun ein lederner Beutel, wie ein ehemaliger Puderbeutel, mit Schmalz oder andern halbflüssigem Fette ge- füllt, er mag auch zarte Löcher haben, genug der Fuhrmann faßt ihn von Zeit zu Zeit und schlägt damit unter die Kuffe, wodurch ihr Vordertheil etwas gefettet wird, und somit im Fortrücken ihre ganze Länge einsalbt. Dieses elegante Fuhr- werk scheint mir ganz für das alte Amsterdam ge- macht. Es ist sicher, bedächtig, compendiös; auch noch heut zu Tage bedienen sich sehr angese-
kehr innerhalb der Stadt auf Schlitten getrieben wird, und daß nicht der Gebrauch der Kutſchkaſten auf Schlitten ſehr uͤblich ſey. Um das Dahin- gleiten der Kuffen uͤber das Pflaſter zu erleichtern, und ſo Pflaſter und Schlitten zu ſchonen, hat man ſehr einfache Vorkehrungen getroffen. Vorn auf dem Laſtſchlitten liegt ein kleines Faß mit Waſſer angefuͤllt, und mit kleinen Loͤchern verſehen, wo- durch im Fahren die Spur der beiden Kuffen be- ſtaͤndig benetzt wird. Fuͤr die Kutſchen welche auf Schlitten gefahren werden, iſt das Mittel ſchon zu- ſammengeſetzter — ſo ein mißgebohrnes Fuhrwerk iſt naͤmlich nur mit einem Pferde beſpannt, und der Fuhrmann geht Schritt vor Schritt neben ihm her. An der Ecke des Kutſchkaſtens haͤngt nun ein lederner Beutel, wie ein ehemaliger Puderbeutel, mit Schmalz oder andern halbfluͤſſigem Fette ge- fuͤllt, er mag auch zarte Loͤcher haben, genug der Fuhrmann faßt ihn von Zeit zu Zeit und ſchlaͤgt damit unter die Kuffe, wodurch ihr Vordertheil etwas gefettet wird, und ſomit im Fortruͤcken ihre ganze Laͤnge einſalbt. Dieſes elegante Fuhr- werk ſcheint mir ganz fuͤr das alte Amſterdam ge- macht. Es iſt ſicher, bedaͤchtig, compendioͤs; auch noch heut zu Tage bedienen ſich ſehr angeſe-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0211"n="197"/>
kehr innerhalb der Stadt auf Schlitten getrieben<lb/>
wird, und daß nicht der Gebrauch der Kutſchkaſten<lb/>
auf Schlitten ſehr uͤblich ſey. Um das Dahin-<lb/>
gleiten der Kuffen uͤber das Pflaſter zu erleichtern,<lb/>
und ſo Pflaſter und Schlitten zu ſchonen, hat man<lb/>ſehr einfache Vorkehrungen getroffen. Vorn auf<lb/>
dem Laſtſchlitten liegt ein kleines Faß mit Waſſer<lb/>
angefuͤllt, und mit kleinen Loͤchern verſehen, wo-<lb/>
durch im Fahren die Spur der beiden Kuffen be-<lb/>ſtaͤndig benetzt wird. Fuͤr die Kutſchen welche auf<lb/>
Schlitten gefahren werden, iſt das Mittel ſchon zu-<lb/>ſammengeſetzter —ſo ein mißgebohrnes Fuhrwerk<lb/>
iſt naͤmlich nur mit einem Pferde beſpannt, und<lb/>
der Fuhrmann geht Schritt vor Schritt neben ihm<lb/>
her. An der Ecke des Kutſchkaſtens haͤngt nun ein<lb/>
lederner Beutel, wie ein ehemaliger Puderbeutel,<lb/>
mit Schmalz oder andern halbfluͤſſigem Fette ge-<lb/>
fuͤllt, er mag auch zarte Loͤcher haben, genug der<lb/>
Fuhrmann faßt ihn von Zeit zu Zeit und ſchlaͤgt<lb/>
damit unter die Kuffe, wodurch ihr Vordertheil<lb/>
etwas <hirendition="#g">gefettet</hi> wird, und ſomit im Fortruͤcken<lb/>
ihre ganze Laͤnge einſalbt. Dieſes elegante Fuhr-<lb/>
werk ſcheint mir ganz fuͤr das alte Amſterdam ge-<lb/>
macht. Es iſt ſicher, bedaͤchtig, compendioͤs;<lb/>
auch noch heut zu Tage bedienen ſich ſehr angeſe-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[197/0211]
kehr innerhalb der Stadt auf Schlitten getrieben
wird, und daß nicht der Gebrauch der Kutſchkaſten
auf Schlitten ſehr uͤblich ſey. Um das Dahin-
gleiten der Kuffen uͤber das Pflaſter zu erleichtern,
und ſo Pflaſter und Schlitten zu ſchonen, hat man
ſehr einfache Vorkehrungen getroffen. Vorn auf
dem Laſtſchlitten liegt ein kleines Faß mit Waſſer
angefuͤllt, und mit kleinen Loͤchern verſehen, wo-
durch im Fahren die Spur der beiden Kuffen be-
ſtaͤndig benetzt wird. Fuͤr die Kutſchen welche auf
Schlitten gefahren werden, iſt das Mittel ſchon zu-
ſammengeſetzter — ſo ein mißgebohrnes Fuhrwerk
iſt naͤmlich nur mit einem Pferde beſpannt, und
der Fuhrmann geht Schritt vor Schritt neben ihm
her. An der Ecke des Kutſchkaſtens haͤngt nun ein
lederner Beutel, wie ein ehemaliger Puderbeutel,
mit Schmalz oder andern halbfluͤſſigem Fette ge-
fuͤllt, er mag auch zarte Loͤcher haben, genug der
Fuhrmann faßt ihn von Zeit zu Zeit und ſchlaͤgt
damit unter die Kuffe, wodurch ihr Vordertheil
etwas gefettet wird, und ſomit im Fortruͤcken
ihre ganze Laͤnge einſalbt. Dieſes elegante Fuhr-
werk ſcheint mir ganz fuͤr das alte Amſterdam ge-
macht. Es iſt ſicher, bedaͤchtig, compendioͤs;
auch noch heut zu Tage bedienen ſich ſehr angeſe-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/211>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.