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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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blick -- das heißt Mittags zwölf Uhr Ende Au-
gusts machte? -- Der berühmte Spiegel Zemi-
rens
hätte eine saubre Gruppe gezeigt! bis zum
Käseessen konnte es meine Verzogenheit freilich
nicht bringen, aber in dem verzweifelten Kasten
auf Kuffen, mit den beiden essenden Weibern, la-
chend wie die Kobolde, und dem unerschütterlichen
Fuhrmann mit seinem Fettbeutel zur Hand -- das
hättet ihr in dem magischen Glase erblickt und hät-
tet diese Zusammensetzung nicht verstanden.

So unter Geschwätz und Gelächter kamen wir
zu Felix merites -- -- -- was Felix merites ist?
-- ich war auch recht neugierig, denn ein jeder
Holländer, der mich sah, und der meine qualite
d'etrangere
merkte, rieth mir wohlmeinend, Felix
merites
zu sehen. Ich bat meine Freunde, mir
doch endlich zu dieser lateinischen Merkwürdigkeit,
von der ich mir wunderbare Vorstellungen machte,
zu verhelfen. Mein, jedem freiwilligen Verein
zu einem nützlichen Zweck liebendes Gemüthe --
-- -- ach die herrliche Phrase! -- wollte der
Sache im Voraus wohl, und dabei ist es denn
auch geblieben, denn Felix merites ist eine Anstalt,
welche eine Gesellschaft reicher Amsterdammer stif-
tete, um nützliche, besonders wissenschaftliche

blick — das heißt Mittags zwoͤlf Uhr Ende Au-
guſts machte? — Der beruͤhmte Spiegel Zemi-
rens
haͤtte eine ſaubre Gruppe gezeigt! bis zum
Kaͤſeeſſen konnte es meine Verzogenheit freilich
nicht bringen, aber in dem verzweifelten Kaſten
auf Kuffen, mit den beiden eſſenden Weibern, la-
chend wie die Kobolde, und dem unerſchuͤtterlichen
Fuhrmann mit ſeinem Fettbeutel zur Hand — das
haͤttet ihr in dem magiſchen Glaſe erblickt und haͤt-
tet dieſe Zuſammenſetzung nicht verſtanden.

So unter Geſchwaͤtz und Gelaͤchter kamen wir
zu Felix merites — — — was Felix merites iſt?
— ich war auch recht neugierig, denn ein jeder
Hollaͤnder, der mich ſah, und der meine qualité
d’etrangére
merkte, rieth mir wohlmeinend, Felix
merites
zu ſehen. Ich bat meine Freunde, mir
doch endlich zu dieſer lateiniſchen Merkwuͤrdigkeit,
von der ich mir wunderbare Vorſtellungen machte,
zu verhelfen. Mein, jedem freiwilligen Verein
zu einem nuͤtzlichen Zweck liebendes Gemuͤthe —
— — ach die herrliche Phraſe! — wollte der
Sache im Voraus wohl, und dabei iſt es denn
auch geblieben, denn Felix merites iſt eine Anſtalt,
welche eine Geſellſchaft reicher Amſterdammer ſtif-
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[199/0213] blick — das heißt Mittags zwoͤlf Uhr Ende Au- guſts machte? — Der beruͤhmte Spiegel Zemi- rens haͤtte eine ſaubre Gruppe gezeigt! bis zum Kaͤſeeſſen konnte es meine Verzogenheit freilich nicht bringen, aber in dem verzweifelten Kaſten auf Kuffen, mit den beiden eſſenden Weibern, la- chend wie die Kobolde, und dem unerſchuͤtterlichen Fuhrmann mit ſeinem Fettbeutel zur Hand — das haͤttet ihr in dem magiſchen Glaſe erblickt und haͤt- tet dieſe Zuſammenſetzung nicht verſtanden. So unter Geſchwaͤtz und Gelaͤchter kamen wir zu Felix merites — — — was Felix merites iſt? — ich war auch recht neugierig, denn ein jeder Hollaͤnder, der mich ſah, und der meine qualité d’etrangére merkte, rieth mir wohlmeinend, Felix merites zu ſehen. Ich bat meine Freunde, mir doch endlich zu dieſer lateiniſchen Merkwuͤrdigkeit, von der ich mir wunderbare Vorſtellungen machte, zu verhelfen. Mein, jedem freiwilligen Verein zu einem nuͤtzlichen Zweck liebendes Gemuͤthe — — — ach die herrliche Phraſe! — wollte der Sache im Voraus wohl, und dabei iſt es denn auch geblieben, denn Felix merites iſt eine Anſtalt, welche eine Geſellſchaft reicher Amſterdammer ſtif- tete, um nuͤtzliche, beſonders wiſſenſchaftliche

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/213>, abgerufen am 22.12.2024.