Zwecke jeder Art zu befördern. Diese Gesellschaft hat ein ansehnliches Gebäude aufgeführt, und Kunstwerke mancher Art gesammelt, die Samm- lung phisikalischer Instrumente ward von einigen Männern meiner Bekanntschaft, denen ich Kennt- nisse zutrauen darf, sehr geschätzt. Eben so sollen die astronomischen Instrumente von vielem Werth seyn. Eine Anzahl Abgüsse der bekanntesten An- tiken-Bildsäulen findet sich zum Behelf einer Zei- chenanstalt vor, von der ich jedoch keine Spur sah; in einem Musiksaale werden von Liebhabern, die aber oft die berühmtesten ausländischen Künst- ler einladen und reichlich beschenken, Konzerte ge- geben. Dieser Saal war ganz gegen alle meine Erwartung, nicht einmal nur unverziert, sondern fast unsauber, obgleich die Gestalt und Höhe sehr zweckmäßig war. Ein anderer ist zu wissenschaft- lichen Vorlesungen bestimmt, zu denen die Gesell- schaft auch einen Theil des gebildeten Publikums einladet. Wenn die Zuhörer zahlreich sind, müssen sie, so wie der Redner, sehr leiden. Der Saal bildet eine Rotunde, die Bänke steigen amphi- theatralisch viel zu hoch unter die Decke, und ge- hen viel zu nahe an die Rednerbühne. Mit vielem Genuß und Nutzen würde ich -- sobald mir die
Zwecke jeder Art zu befoͤrdern. Dieſe Geſellſchaft hat ein anſehnliches Gebaͤude aufgefuͤhrt, und Kunſtwerke mancher Art geſammelt, die Samm- lung phiſikaliſcher Inſtrumente ward von einigen Maͤnnern meiner Bekanntſchaft, denen ich Kennt- niſſe zutrauen darf, ſehr geſchaͤtzt. Eben ſo ſollen die aſtronomiſchen Inſtrumente von vielem Werth ſeyn. Eine Anzahl Abguͤſſe der bekannteſten An- tiken-Bildſaͤulen findet ſich zum Behelf einer Zei- chenanſtalt vor, von der ich jedoch keine Spur ſah; in einem Muſikſaale werden von Liebhabern, die aber oft die beruͤhmteſten auslaͤndiſchen Kuͤnſt- ler einladen und reichlich beſchenken, Konzerte ge- geben. Dieſer Saal war ganz gegen alle meine Erwartung, nicht einmal nur unverziert, ſondern faſt unſauber, obgleich die Geſtalt und Hoͤhe ſehr zweckmaͤßig war. Ein anderer iſt zu wiſſenſchaft- lichen Vorleſungen beſtimmt, zu denen die Geſell- ſchaft auch einen Theil des gebildeten Publikums einladet. Wenn die Zuhoͤrer zahlreich ſind, muͤſſen ſie, ſo wie der Redner, ſehr leiden. Der Saal bildet eine Rotunde, die Baͤnke ſteigen amphi- theatraliſch viel zu hoch unter die Decke, und ge- hen viel zu nahe an die Rednerbuͤhne. Mit vielem Genuß und Nutzen wuͤrde ich — ſobald mir die
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Zwecke jeder Art zu befoͤrdern. Dieſe Geſellſchaft
hat ein anſehnliches Gebaͤude aufgefuͤhrt, und
Kunſtwerke mancher Art geſammelt, die Samm-
lung phiſikaliſcher Inſtrumente ward von einigen
Maͤnnern meiner Bekanntſchaft, denen ich Kennt-
niſſe zutrauen darf, ſehr geſchaͤtzt. Eben ſo ſollen
die aſtronomiſchen Inſtrumente von vielem Werth
ſeyn. Eine Anzahl Abguͤſſe der bekannteſten An-
tiken-Bildſaͤulen findet ſich zum Behelf einer Zei-
chenanſtalt vor, von der ich jedoch keine Spur ſah;
in einem Muſikſaale werden von Liebhabern,
die aber oft die beruͤhmteſten auslaͤndiſchen Kuͤnſt-
ler einladen und reichlich beſchenken, Konzerte ge-
geben. Dieſer Saal war ganz gegen alle meine
Erwartung, nicht einmal nur unverziert, ſondern
faſt unſauber, obgleich die Geſtalt und Hoͤhe ſehr
zweckmaͤßig war. Ein anderer iſt zu wiſſenſchaft-
lichen Vorleſungen beſtimmt, zu denen die Geſell-
ſchaft auch einen Theil des gebildeten Publikums
einladet. Wenn die Zuhoͤrer zahlreich ſind, muͤſſen
ſie, ſo wie der Redner, ſehr leiden. Der Saal
bildet eine Rotunde, die Baͤnke ſteigen amphi-
theatraliſch viel zu hoch unter die Decke, und ge-
hen viel zu nahe an die Rednerbuͤhne. Mit vielem
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/214>, abgerufen am 22.12.2024.
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