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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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zwischen zwanzig und dreißig Fuß breit seyn, mehr
nicht; eben so weit mögen die Säulen von einan-
der entfernt seyn, die wahrscheinlich von Stein
sind, mir aber den Eindruck von ärmlichen hölzer-
nen Pfosten machten. Diese Pfosten und die weiße
Mauer ist überall mehr oder weniger mit farbigen
und unfarbigen Affischen beklebt. An jedem Pfo-
sten ist das Geschäft angeheftet, über welches an
diesem Platze verhandelt wird, z. B. Wiener Pa-
piere, Amerikanische Papiere, Ostindische Baum-
wolle, Französische Weine, u. s. w. Die Men-
schen, die über die angezeigten Gegenstände Nach-
richten haben oder suchen, treffen sich unter dieser
Säule und thun ihr Geschäfft ab. Oberhalb woh-
nen Schreiber oder schreiben wenigstens droben,
haben Mäkler ihre Geschäftszimmer, und sind sol-
che gleichgültige Winkel, die meiner Wißbegierde
weder Geheimnisse noch Kenntnisse mittheilten.
Seht, das ist nun die Börse, und nichts Drollige-
res wie die Wichtigkeit dieses Lokals, gegen den
Anblick, den es darbietet, wenn es leer ist. Voll?
nun, da würde es Micromeges für einen aufge-
rührten Ameisenhaufen halten, Diogenes für ein
großes Narrenhaus, und Pater Kochem für einen
Viehstall des Satanas. Ich stand dabei und

zwiſchen zwanzig und dreißig Fuß breit ſeyn, mehr
nicht; eben ſo weit moͤgen die Saͤulen von einan-
der entfernt ſeyn, die wahrſcheinlich von Stein
ſind, mir aber den Eindruck von aͤrmlichen hoͤlzer-
nen Pfoſten machten. Dieſe Pfoſten und die weiße
Mauer iſt uͤberall mehr oder weniger mit farbigen
und unfarbigen Affiſchen beklebt. An jedem Pfo-
ſten iſt das Geſchaͤft angeheftet, uͤber welches an
dieſem Platze verhandelt wird, z. B. Wiener Pa-
piere, Amerikaniſche Papiere, Oſtindiſche Baum-
wolle, Franzoͤſiſche Weine, u. ſ. w. Die Men-
ſchen, die uͤber die angezeigten Gegenſtaͤnde Nach-
richten haben oder ſuchen, treffen ſich unter dieſer
Saͤule und thun ihr Geſchaͤfft ab. Oberhalb woh-
nen Schreiber oder ſchreiben wenigſtens droben,
haben Maͤkler ihre Geſchaͤftszimmer, und ſind ſol-
che gleichguͤltige Winkel, die meiner Wißbegierde
weder Geheimniſſe noch Kenntniſſe mittheilten.
Seht, das iſt nun die Boͤrſe, und nichts Drollige-
res wie die Wichtigkeit dieſes Lokals, gegen den
Anblick, den es darbietet, wenn es leer iſt. Voll?
nun, da wuͤrde es Micromeges fuͤr einen aufge-
ruͤhrten Ameiſenhaufen halten, Diogenes fuͤr ein
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[206/0220] zwiſchen zwanzig und dreißig Fuß breit ſeyn, mehr nicht; eben ſo weit moͤgen die Saͤulen von einan- der entfernt ſeyn, die wahrſcheinlich von Stein ſind, mir aber den Eindruck von aͤrmlichen hoͤlzer- nen Pfoſten machten. Dieſe Pfoſten und die weiße Mauer iſt uͤberall mehr oder weniger mit farbigen und unfarbigen Affiſchen beklebt. An jedem Pfo- ſten iſt das Geſchaͤft angeheftet, uͤber welches an dieſem Platze verhandelt wird, z. B. Wiener Pa- piere, Amerikaniſche Papiere, Oſtindiſche Baum- wolle, Franzoͤſiſche Weine, u. ſ. w. Die Men- ſchen, die uͤber die angezeigten Gegenſtaͤnde Nach- richten haben oder ſuchen, treffen ſich unter dieſer Saͤule und thun ihr Geſchaͤfft ab. Oberhalb woh- nen Schreiber oder ſchreiben wenigſtens droben, haben Maͤkler ihre Geſchaͤftszimmer, und ſind ſol- che gleichguͤltige Winkel, die meiner Wißbegierde weder Geheimniſſe noch Kenntniſſe mittheilten. Seht, das iſt nun die Boͤrſe, und nichts Drollige- res wie die Wichtigkeit dieſes Lokals, gegen den Anblick, den es darbietet, wenn es leer iſt. Voll? nun, da wuͤrde es Micromeges fuͤr einen aufge- ruͤhrten Ameiſenhaufen halten, Diogenes fuͤr ein großes Narrenhaus, und Pater Kochem fuͤr einen Viehſtall des Satanas. Ich ſtand dabei und

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/220>, abgerufen am 22.12.2024.