dachte Kinder und Enkel und schüttelte das Haupt. Eine Pandoras Büchse mags denn doch wohl seyn. Das Wirren, Sausen, Rechnen, Streben, wie unentbehrlich im Gebäude des Ganzen und wie nichtig! Erkauften die Millionen die, seit diese Säulen stehen, hier verhandelt wurden, erkauften sie einen Blick aus Mollys Kinderaugen? Eine Thräne bei meines Sohnes Wiedersehn? einen der Ruhegedanken, die mich einst umgeben wer- den, wenn ich in langen Schlaf sinkend mein Au- denken segenvoll in eurer Brust leben weiß? -- Wenn das die Amsterdammer Millionairs wüß- ten, daß mir der Anblick ihrer Geldfabrik nichts Besseres eingab, wie solche christliche Gedanken, sie würden mit mir überzeugt seyn, daß aus mir lebelang kein Millionair wird. Sie haben Recht! und ich habe, seit ich sie sah, weniger Lust dazu, als je. Nehm ich nun aber das Ding von einer andern Seite und sehe es als Exertion des mensch- lichen Geistes an, und denke mir die wunderbare Uebereinkunft mit gewissen Zeichen vom Indus bis an die Themse zu sprechen, und wie nun der Mag- net, der die Menschen hier unter diese hölzernen Hallen zieht, zu gleicher Zeit Mittel wird, die Schätze der Natur dem Geiste zu offenbaren, wie
dachte Kinder und Enkel und ſchuͤttelte das Haupt. Eine Pandoras Buͤchſe mags denn doch wohl ſeyn. Das Wirren, Sauſen, Rechnen, Streben, wie unentbehrlich im Gebaͤude des Ganzen und wie nichtig! Erkauften die Millionen die, ſeit dieſe Saͤulen ſtehen, hier verhandelt wurden, erkauften ſie einen Blick aus Mollys Kinderaugen? Eine Thraͤne bei meines Sohnes Wiederſehn? einen der Ruhegedanken, die mich einſt umgeben wer- den, wenn ich in langen Schlaf ſinkend mein Au- denken ſegenvoll in eurer Bruſt leben weiß? — Wenn das die Amſterdammer Millionairs wuͤß- ten, daß mir der Anblick ihrer Geldfabrik nichts Beſſeres eingab, wie ſolche chriſtliche Gedanken, ſie wuͤrden mit mir uͤberzeugt ſeyn, daß aus mir lebelang kein Millionair wird. Sie haben Recht! und ich habe, ſeit ich ſie ſah, weniger Luſt dazu, als je. Nehm ich nun aber das Ding von einer andern Seite und ſehe es als Exertion des menſch- lichen Geiſtes an, und denke mir die wunderbare Uebereinkunft mit gewiſſen Zeichen vom Indus bis an die Themſe zu ſprechen, und wie nun der Mag- net, der die Menſchen hier unter dieſe hoͤlzernen Hallen zieht, zu gleicher Zeit Mittel wird, die Schaͤtze der Natur dem Geiſte zu offenbaren, wie
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dachte Kinder und Enkel und ſchuͤttelte das Haupt.
Eine Pandoras Buͤchſe mags denn doch wohl ſeyn.
Das Wirren, Sauſen, Rechnen, Streben, wie
unentbehrlich im Gebaͤude des Ganzen und wie
nichtig! Erkauften die Millionen die, ſeit dieſe
Saͤulen ſtehen, hier verhandelt wurden, erkauften
ſie einen Blick aus Mollys Kinderaugen? Eine
Thraͤne bei meines Sohnes Wiederſehn? einen
der Ruhegedanken, die mich einſt umgeben wer-
den, wenn ich in langen Schlaf ſinkend mein Au-
denken ſegenvoll in eurer Bruſt leben weiß? —
Wenn das die Amſterdammer Millionairs wuͤß-
ten, daß mir der Anblick ihrer Geldfabrik nichts
Beſſeres eingab, wie ſolche chriſtliche Gedanken,
ſie wuͤrden mit mir uͤberzeugt ſeyn, daß aus mir
lebelang kein Millionair wird. Sie haben Recht!
und ich habe, ſeit ich ſie ſah, weniger Luſt dazu,
als je. Nehm ich nun aber das Ding von einer
andern Seite und ſehe es als Exertion des menſch-
lichen Geiſtes an, und denke mir die wunderbare
Uebereinkunft mit gewiſſen Zeichen vom Indus bis
an die Themſe zu ſprechen, und wie nun der Mag-
net, der die Menſchen hier unter dieſe hoͤlzernen
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/221>, abgerufen am 22.12.2024.
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