denn weniger wie ein bischen Carmin? und sind die Ansprüche an rothe Backen, welche ein lebhaf- tes Gespräch, ein schneller Gang, einem Jeden auf Augenblicke giebt, betrügerischer als der Pu- der, der ein fettes, rothes oder graues Haar ver- birgt, oder die Schnürbrust, und das Halstuch, welches viel sinnlichere Annehmlichkeiten vorfa- belt? Also zur Erquickung der Schminkhasser be- merke ich, daß sich die Holländerinnen gar nicht schminken, und alle geschminkte Gesichter vor Je- zabols Larven halten. In diesem Augenblick stimmt die Mode mit ihrem heiligen Abscheu zusammen, denn man soll in den Thuillerien auch ohne Roth erscheinen, das heißt a la Psyche -- wahrschein- lich wie der Funke der bösen Lampe auf Amors Schulter fiel, ward sie so blaß? -- ich fürchte nur que le diable ni perdra rien -- wenn man nicht mehr roth seyn darf, wird man weiß werden. Sonderbar ist es, daß die Holländerinnen den Theil der Reinlichkeit, welcher das Waschen bei der Toilette entzweckt, nicht sehr beachten. Sie halten es für ungesund, und der Haut nachthei- lig. -- Diese Gründe aus dem Klima genommen, und durch die Lilien und Rosen ihrer Haut bewie- sen, gaben sie mir wenigstens an. Diese Wasser-
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denn weniger wie ein bischen Carmin? und ſind die Anſpruͤche an rothe Backen, welche ein lebhaf- tes Geſpraͤch, ein ſchneller Gang, einem Jeden auf Augenblicke giebt, betruͤgeriſcher als der Pu- der, der ein fettes, rothes oder graues Haar ver- birgt, oder die Schnuͤrbruſt, und das Halstuch, welches viel ſinnlichere Annehmlichkeiten vorfa- belt? Alſo zur Erquickung der Schminkhaſſer be- merke ich, daß ſich die Hollaͤnderinnen gar nicht ſchminken, und alle geſchminkte Geſichter vor Je- zabols Larven halten. In dieſem Augenblick ſtimmt die Mode mit ihrem heiligen Abſcheu zuſammen, denn man ſoll in den Thuillerien auch ohne Roth erſcheinen, das heißt à la Psyche — wahrſchein- lich wie der Funke der boͤſen Lampe auf Amors Schulter fiel, ward ſie ſo blaß? — ich fuͤrchte nur que le diable ni perdra rien — wenn man nicht mehr roth ſeyn darf, wird man weiß werden. Sonderbar iſt es, daß die Hollaͤnderinnen den Theil der Reinlichkeit, welcher das Waſchen bei der Toilette entzweckt, nicht ſehr beachten. Sie halten es fuͤr ungeſund, und der Haut nachthei- lig. — Dieſe Gruͤnde aus dem Klima genommen, und durch die Lilien und Roſen ihrer Haut bewie- ſen, gaben ſie mir wenigſtens an. Dieſe Waſſer-
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denn weniger wie ein bischen Carmin? und ſind
die Anſpruͤche an rothe Backen, welche ein lebhaf-
tes Geſpraͤch, ein ſchneller Gang, einem Jeden
auf Augenblicke giebt, betruͤgeriſcher als der Pu-
der, der ein fettes, rothes oder graues Haar ver-
birgt, oder die Schnuͤrbruſt, und das Halstuch,
welches viel ſinnlichere Annehmlichkeiten vorfa-
belt? Alſo zur Erquickung der Schminkhaſſer be-
merke ich, daß ſich die Hollaͤnderinnen gar nicht
ſchminken, und alle geſchminkte Geſichter vor Je-
zabols Larven halten. In dieſem Augenblick ſtimmt
die Mode mit ihrem heiligen Abſcheu zuſammen,
denn man ſoll in den Thuillerien auch ohne Roth
erſcheinen, das heißt à la Psyche — wahrſchein-
lich wie der Funke der boͤſen Lampe auf Amors
Schulter fiel, ward ſie ſo blaß? — ich fuͤrchte
nur que le diable ni perdra rien — wenn man
nicht mehr roth ſeyn darf, wird man weiß werden.
Sonderbar iſt es, daß die Hollaͤnderinnen den
Theil der Reinlichkeit, welcher das Waſchen bei
der Toilette entzweckt, nicht ſehr beachten. Sie
halten es fuͤr ungeſund, und der Haut nachthei-
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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/241>, abgerufen am 22.12.2024.
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