sie locker, halb hervorgelehnt, nur theilweise an dem Atlas haftend, dastehen. Unter die Schwei- fe der Pfauen konnte ich meine Hand legen, in- deß die Leiber halb erhaben an dem Grunde fest- hingen; ein Pfötchen war Basrelief, indeß ein anderes hervorstand mit der trügendsten Aehnlichkeit mit Seide umsponnen, die jedes Gelenk und Kralle abzeichnete. Die Felsen sind von bunten Stoffen mit Baumwolle gepolstert, ganz in den abentheuer- lichen Formen, die uns unsere ächtchinesischen Fä- cher darbieten, und mit schönen Sträuchen bewach- sen, an denen glänzende Früchte hangen. Die Vögel sind vielleicht nach der Natur, der Pfau gewiß, nur nicht ganz so groß, wie die, welche wir auf unsern Höfen haben. Die Pracht der Far- ben ist nicht zu beschreiben, das Gemisch von Gold und Grün an den Federn, das Roth, das Blau -- ich denke, die Säle, welche Tausend und eine Nacht uns schildert, müsten so ausgesehen haben. Die Thüren dieses Gemachs sind von schwarzem Lak mit goldenen Gestalten -- ich hätte gewünscht, man hätte dem Geräthe auch eine orientalische Form gegeben, und den weißen Atlas mit der abentheuerlichen Stickerei von Männerchen, Fel- sen, Bäumen und Häuserchen, der die Stühle
ſie locker, halb hervorgelehnt, nur theilweiſe an dem Atlas haftend, daſtehen. Unter die Schwei- fe der Pfauen konnte ich meine Hand legen, in- deß die Leiber halb erhaben an dem Grunde feſt- hingen; ein Pfoͤtchen war Basrelief, indeß ein anderes hervorſtand mit der truͤgendſten Aehnlichkeit mit Seide umſponnen, die jedes Gelenk und Kralle abzeichnete. Die Felſen ſind von bunten Stoffen mit Baumwolle gepolſtert, ganz in den abentheuer- lichen Formen, die uns unſere aͤchtchineſiſchen Faͤ- cher darbieten, und mit ſchoͤnen Straͤuchen bewach- ſen, an denen glaͤnzende Fruͤchte hangen. Die Voͤgel ſind vielleicht nach der Natur, der Pfau gewiß, nur nicht ganz ſo groß, wie die, welche wir auf unſern Hoͤfen haben. Die Pracht der Far- ben iſt nicht zu beſchreiben, das Gemiſch von Gold und Gruͤn an den Federn, das Roth, das Blau — ich denke, die Saͤle, welche Tauſend und eine Nacht uns ſchildert, muͤſten ſo ausgeſehen haben. Die Thuͤren dieſes Gemachs ſind von ſchwarzem Lak mit goldenen Geſtalten — ich haͤtte gewuͤnſcht, man haͤtte dem Geraͤthe auch eine orientaliſche Form gegeben, und den weißen Atlas mit der abentheuerlichen Stickerei von Maͤnnerchen, Fel- ſen, Baͤumen und Haͤuſerchen, der die Stuͤhle
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0352"n="338"/>ſie locker, halb hervorgelehnt, nur theilweiſe an<lb/>
dem Atlas haftend, daſtehen. Unter die Schwei-<lb/>
fe der Pfauen konnte ich meine Hand legen, in-<lb/>
deß die Leiber halb erhaben an dem Grunde feſt-<lb/>
hingen; ein Pfoͤtchen war Basrelief, indeß ein<lb/>
anderes hervorſtand mit der truͤgendſten Aehnlichkeit<lb/>
mit Seide umſponnen, die jedes Gelenk und Kralle<lb/>
abzeichnete. Die Felſen ſind von bunten Stoffen<lb/>
mit Baumwolle gepolſtert, ganz in den abentheuer-<lb/>
lichen Formen, die uns unſere aͤchtchineſiſchen Faͤ-<lb/>
cher darbieten, und mit ſchoͤnen Straͤuchen bewach-<lb/>ſen, an denen glaͤnzende Fruͤchte hangen. Die<lb/>
Voͤgel ſind vielleicht nach der Natur, der Pfau<lb/>
gewiß, nur nicht ganz ſo groß, wie die, welche<lb/>
wir auf unſern Hoͤfen haben. Die Pracht der Far-<lb/>
ben iſt nicht zu beſchreiben, das Gemiſch von Gold<lb/>
und Gruͤn an den Federn, das Roth, das Blau<lb/>— ich denke, die Saͤle, welche Tauſend und eine<lb/>
Nacht uns ſchildert, muͤſten ſo ausgeſehen haben.<lb/>
Die Thuͤren dieſes Gemachs ſind von ſchwarzem<lb/>
Lak mit goldenen Geſtalten — ich haͤtte gewuͤnſcht,<lb/>
man haͤtte dem Geraͤthe auch eine orientaliſche<lb/>
Form gegeben, und den weißen Atlas mit der<lb/>
abentheuerlichen Stickerei von Maͤnnerchen, Fel-<lb/>ſen, Baͤumen und Haͤuſerchen, der die Stuͤhle<lb/></p></div></body></text></TEI>
[338/0352]
ſie locker, halb hervorgelehnt, nur theilweiſe an
dem Atlas haftend, daſtehen. Unter die Schwei-
fe der Pfauen konnte ich meine Hand legen, in-
deß die Leiber halb erhaben an dem Grunde feſt-
hingen; ein Pfoͤtchen war Basrelief, indeß ein
anderes hervorſtand mit der truͤgendſten Aehnlichkeit
mit Seide umſponnen, die jedes Gelenk und Kralle
abzeichnete. Die Felſen ſind von bunten Stoffen
mit Baumwolle gepolſtert, ganz in den abentheuer-
lichen Formen, die uns unſere aͤchtchineſiſchen Faͤ-
cher darbieten, und mit ſchoͤnen Straͤuchen bewach-
ſen, an denen glaͤnzende Fruͤchte hangen. Die
Voͤgel ſind vielleicht nach der Natur, der Pfau
gewiß, nur nicht ganz ſo groß, wie die, welche
wir auf unſern Hoͤfen haben. Die Pracht der Far-
ben iſt nicht zu beſchreiben, das Gemiſch von Gold
und Gruͤn an den Federn, das Roth, das Blau
— ich denke, die Saͤle, welche Tauſend und eine
Nacht uns ſchildert, muͤſten ſo ausgeſehen haben.
Die Thuͤren dieſes Gemachs ſind von ſchwarzem
Lak mit goldenen Geſtalten — ich haͤtte gewuͤnſcht,
man haͤtte dem Geraͤthe auch eine orientaliſche
Form gegeben, und den weißen Atlas mit der
abentheuerlichen Stickerei von Maͤnnerchen, Fel-
ſen, Baͤumen und Haͤuſerchen, der die Stuͤhle
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 338. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/352>, abgerufen am 23.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.