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Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811.

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verkauft wurde. Das sah denn freilich sehr' ver-
dächtig aus, ging mich aber weiter nichts an, nur
kann ich hier nicht unbemerkt lassen, daß das
Zollwesen vom Volke hier eben so behandelt wird,
wie an den meisten Orten die Conscription und
die Forstordnung, das heißt, es macht sich nicht
das Gesetz zur Regel, sondern die Möglichkeit,
das Gesetz zu umgehen. Welchen traurigen Ein-
fluß es auf die Ansicht des Gesetzes im Ganzen
hat, wenn sich der Mensch erlaubt, auch das
Kleinste als ihn nicht bindend zu betrachten,
liegt wohl klar vor Augen. Und leider ge-
ben in diesen Fällen die Classen, welche vor-
angehen sollten im Guten, das verderblichste
Beispiel.

Das Wirthshaus zu Weseling sah so klein
aus, daß ich meinen Zweifel ob wir Platz genug
finden würden ein Bischen vorlaut äußerte; der
Wirth, den ich in dem Helldunkel noch gar nicht
bemerkt hatte, sagte sehr heiter: doch wohl! das
Haus hätte so viel Platz als wir brauchten, und
wenn er erst reicher wär, wollte er es vergrößern
lassen. Nun führte uns sein rundes nettes Weib
die enge Treppe hinauf unter das Dach, welches

verkauft wurde. Das ſah denn freilich ſehr’ ver-
daͤchtig aus, ging mich aber weiter nichts an, nur
kann ich hier nicht unbemerkt laſſen, daß das
Zollweſen vom Volke hier eben ſo behandelt wird,
wie an den meiſten Orten die Conſcription und
die Forſtordnung, das heißt, es macht ſich nicht
das Geſetz zur Regel, ſondern die Moͤglichkeit,
das Geſetz zu umgehen. Welchen traurigen Ein-
fluß es auf die Anſicht des Geſetzes im Ganzen
hat, wenn ſich der Menſch erlaubt, auch das
Kleinſte als ihn nicht bindend zu betrachten,
liegt wohl klar vor Augen. Und leider ge-
ben in dieſen Faͤllen die Claſſen, welche vor-
angehen ſollten im Guten, das verderblichſte
Beiſpiel.

Das Wirthshaus zu Weſeling ſah ſo klein
aus, daß ich meinen Zweifel ob wir Platz genug
finden wuͤrden ein Bischen vorlaut aͤußerte; der
Wirth, den ich in dem Helldunkel noch gar nicht
bemerkt hatte, ſagte ſehr heiter: doch wohl! das
Haus haͤtte ſo viel Platz als wir brauchten, und
wenn er erſt reicher waͤr, wollte er es vergroͤßern
laſſen. Nun fuͤhrte uns ſein rundes nettes Weib
die enge Treppe hinauf unter das Dach, welches

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[63/0077] verkauft wurde. Das ſah denn freilich ſehr’ ver- daͤchtig aus, ging mich aber weiter nichts an, nur kann ich hier nicht unbemerkt laſſen, daß das Zollweſen vom Volke hier eben ſo behandelt wird, wie an den meiſten Orten die Conſcription und die Forſtordnung, das heißt, es macht ſich nicht das Geſetz zur Regel, ſondern die Moͤglichkeit, das Geſetz zu umgehen. Welchen traurigen Ein- fluß es auf die Anſicht des Geſetzes im Ganzen hat, wenn ſich der Menſch erlaubt, auch das Kleinſte als ihn nicht bindend zu betrachten, liegt wohl klar vor Augen. Und leider ge- ben in dieſen Faͤllen die Claſſen, welche vor- angehen ſollten im Guten, das verderblichſte Beiſpiel. Das Wirthshaus zu Weſeling ſah ſo klein aus, daß ich meinen Zweifel ob wir Platz genug finden wuͤrden ein Bischen vorlaut aͤußerte; der Wirth, den ich in dem Helldunkel noch gar nicht bemerkt hatte, ſagte ſehr heiter: doch wohl! das Haus haͤtte ſo viel Platz als wir brauchten, und wenn er erſt reicher waͤr, wollte er es vergroͤßern laſſen. Nun fuͤhrte uns ſein rundes nettes Weib die enge Treppe hinauf unter das Dach, welches

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Zitationshilfe: Huber, Therese: Bemerkungen über Holland aus dem Reisejournal einer deutschen Frau. Leipzig, 1811, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_reisejournal_1811/77>, abgerufen am 22.12.2024.