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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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nung des Verkehrs der Städte beschränkt. Dies war
wohl mit ein Grund, dass neben und unabhängig von den
gewöhnlichen Verwaltungen z. B. in den Kantonen Bern,
Basel, Zürich und St. Gallen noch mehrere Hundert Privat-
boten
vorhanden waren (s. Stäger, das Schweizer. Post-
wesen, II. Aufl., 1879, Ilwof 1880 S. 56).

Eine andere Analogie sowohl für die Rückwirkung des
Fernverkehrs auf die binnenländische Organisation als
für die allmähliche Aufsaugung der Korporationsposten bietet
wiederum England dar. Dort nämlich gibt (im Jahre 1597)
die Wirksamkeit des Fernverkehrs der Kaufmannsgilden den
Anstoss zu Einrichtung eines Netzes von Provinzial-
Botenanstalten und eines regelrechten binnenländischen Reit-
postdienstes. Anderseits wird schon 1568 die Korporations-
post der in London ansässigen Ausländer zu verstaatlichen
gesucht, aber es dauert noch 70 Jahre (1635, 1637 und 1649)
bis der Staat gegen die ausländischen Kaufmannsgilden und
die konkurrierenden Privatboten-Anstalten im Inland das
beanspruchte Monopol mit Erfolg geltend machen kann 1).

1) Aus der Allmählichkeit dieses Wachstums lassen sich einige
Widersprüche in der Darstellung der Geschichte des englischen Postwesens
aufklären. Nach den einen nämlich finden sich "verlässliche Berichte über
die englische Post erst aus dem Jahre 1689, wo eine Kurierpost eingerichtet
wurde"; andere (Meyers Konversationslexikon IV. Aufl., 5 s. v. "Post"
S. 245) erzählen naiv, dass es "schon zu Zeiten der Königin Elisabeth rei-
tende Boten gegeben habe"; Veredarius "Das Buch von der Weltpost" redet
S. 97 von einer königl. Post ums Jahr 1320 oder gar 1130: eine derartige
Einrichtung wäre ein Beweis für die damalig politische und wirtschaftliche
Entwickelung des Königreichs, wie sie aber thatsächlich erst einige Jahr-
hunderte später eingetreten ist. Im Jahre 1619 erfolgte die Anstellung eines
speziellen Postmeisters für den ausländischen Dienst, 1635 die Neu-
Organisierung des englischen Postdienstes unter Thom. Witherings bezw.
(1640) Burlamachi, 1665 Festlegung der Post-Einnahmen als Revenüen für
James, Herzog von York und dessen männlichen Erben, 1680 Einrichtung
einer Stadtpost (Pennypost) in London durch Wilhelm Dokwra, 1711 Con-
solidation von "Postal Acts" durch 9tes Statut der Königin Anna, 1720 Ein-
richtung von Landposten unter Ralph Allen ("inventor of the cross-
roads postal system") 1782 Palmers mail-coaches.

nung des Verkehrs der Städte beschränkt. Dies war
wohl mit ein Grund, dass neben und unabhängig von den
gewöhnlichen Verwaltungen z. B. in den Kantonen Bern,
Basel, Zürich und St. Gallen noch mehrere Hundert Privat-
boten
vorhanden waren (s. Stäger, das Schweizer. Post-
wesen, II. Aufl., 1879, Ilwof 1880 S. 56).

Eine andere Analogie sowohl für die Rückwirkung des
Fernverkehrs auf die binnenländische Organisation als
für die allmähliche Aufsaugung der Korporationsposten bietet
wiederum England dar. Dort nämlich gibt (im Jahre 1597)
die Wirksamkeit des Fernverkehrs der Kaufmannsgilden den
Anstoss zu Einrichtung eines Netzes von Provinzial-
Botenanstalten und eines regelrechten binnenländischen Reit-
postdienstes. Anderseits wird schon 1568 die Korporations-
post der in London ansässigen Ausländer zu verstaatlichen
gesucht, aber es dauert noch 70 Jahre (1635, 1637 und 1649)
bis der Staat gegen die ausländischen Kaufmannsgilden und
die konkurrierenden Privatboten-Anstalten im Inland das
beanspruchte Monopol mit Erfolg geltend machen kann 1).

1) Aus der Allmählichkeit dieses Wachstums lassen sich einige
Widersprüche in der Darstellung der Geschichte des englischen Postwesens
aufklären. Nach den einen nämlich finden sich »verlässliche Berichte über
die englische Post erst aus dem Jahre 1689, wo eine Kurierpost eingerichtet
wurde«; andere (Meyers Konversationslexikon IV. Aufl., 5 s. v. »Post«
S. 245) erzählen naiv, dass es »schon zu Zeiten der Königin Elisabeth rei-
tende Boten gegeben habe«; Veredarius »Das Buch von der Weltpost« redet
S. 97 von einer königl. Post ums Jahr 1320 oder gar 1130: eine derartige
Einrichtung wäre ein Beweis für die damalig politische und wirtschaftliche
Entwickelung des Königreichs, wie sie aber thatsächlich erst einige Jahr-
hunderte später eingetreten ist. Im Jahre 1619 erfolgte die Anstellung eines
speziellen Postmeisters für den ausländischen Dienst, 1635 die Neu-
Organisierung des englischen Postdienstes unter Thom. Witherings bezw.
(1640) Burlamachi, 1665 Festlegung der Post-Einnahmen als Revenüen für
James, Herzog von York und dessen männlichen Erben, 1680 Einrichtung
einer Stadtpost (Pennypost) in London durch Wilhelm Dokwra, 1711 Con-
solidation von »Postal Acts« durch 9tes Statut der Königin Anna, 1720 Ein-
richtung von Landposten unter Ralph Allen (»inventor of the cross-
roads postal system«) 1782 Palmers mail-coaches.
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[105/0121] nung des Verkehrs der Städte beschränkt. Dies war wohl mit ein Grund, dass neben und unabhängig von den gewöhnlichen Verwaltungen z. B. in den Kantonen Bern, Basel, Zürich und St. Gallen noch mehrere Hundert Privat- boten vorhanden waren (s. Stäger, das Schweizer. Post- wesen, II. Aufl., 1879, Ilwof 1880 S. 56). Eine andere Analogie sowohl für die Rückwirkung des Fernverkehrs auf die binnenländische Organisation als für die allmähliche Aufsaugung der Korporationsposten bietet wiederum England dar. Dort nämlich gibt (im Jahre 1597) die Wirksamkeit des Fernverkehrs der Kaufmannsgilden den Anstoss zu Einrichtung eines Netzes von Provinzial- Botenanstalten und eines regelrechten binnenländischen Reit- postdienstes. Anderseits wird schon 1568 die Korporations- post der in London ansässigen Ausländer zu verstaatlichen gesucht, aber es dauert noch 70 Jahre (1635, 1637 und 1649) bis der Staat gegen die ausländischen Kaufmannsgilden und die konkurrierenden Privatboten-Anstalten im Inland das beanspruchte Monopol mit Erfolg geltend machen kann 1). 1) Aus der Allmählichkeit dieses Wachstums lassen sich einige Widersprüche in der Darstellung der Geschichte des englischen Postwesens aufklären. Nach den einen nämlich finden sich »verlässliche Berichte über die englische Post erst aus dem Jahre 1689, wo eine Kurierpost eingerichtet wurde«; andere (Meyers Konversationslexikon IV. Aufl., 5 s. v. »Post« S. 245) erzählen naiv, dass es »schon zu Zeiten der Königin Elisabeth rei- tende Boten gegeben habe«; Veredarius »Das Buch von der Weltpost« redet S. 97 von einer königl. Post ums Jahr 1320 oder gar 1130: eine derartige Einrichtung wäre ein Beweis für die damalig politische und wirtschaftliche Entwickelung des Königreichs, wie sie aber thatsächlich erst einige Jahr- hunderte später eingetreten ist. Im Jahre 1619 erfolgte die Anstellung eines speziellen Postmeisters für den ausländischen Dienst, 1635 die Neu- Organisierung des englischen Postdienstes unter Thom. Witherings bezw. (1640) Burlamachi, 1665 Festlegung der Post-Einnahmen als Revenüen für James, Herzog von York und dessen männlichen Erben, 1680 Einrichtung einer Stadtpost (Pennypost) in London durch Wilhelm Dokwra, 1711 Con- solidation von »Postal Acts« durch 9tes Statut der Königin Anna, 1720 Ein- richtung von Landposten unter Ralph Allen (»inventor of the cross- roads postal system«) 1782 Palmers mail-coaches.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/121>, abgerufen am 24.11.2024.