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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.

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fördern konnten und manche kostspielige Reisen ersparten: da
strömte eine Menge Briefe zu, die einen ungemein hohen Porto-
gewinn brachten". Als 1654 dem Rat in Danzig angedeutet
wurde, es bestehe die Absicht, die Kurfürstlichen Posten künftig
von Königsberg an Danzig vorbei, über ein von Danzig eine
Stunde entferntes Dorf, nach Brandenburg zu führen, "dolierete
er sehr, sagte, dass dadurch die Stadt Dantzig ganz runtergebracht
und alle Handlung nach Elbingen, Königsberg und Riga geführet
werden würde
." Eine ähnliche Klage, es seien durch die Un-
ordnung der Post die commercia gleichsam ganz vernichtet,
enthält das Kölner Ratsprotokoll vom Mai 1643.

Im gleichen Schritt mit der grösseren Würdigung einer
Verkehrs-Organisation erfolgte auch ihre allmähliche Verfei-
nerung. Nur muss man sich auch bei diesem Punkte vergegen-
wärtigen, dass der Postdienst in Bezug auf Regelmässigkeit
und Sicherheit
auch im 17. Jahrhundert noch sehr pri-
mitiv 1) und das Netz seines Bereichs sehr wenig verästelt war.
Es waren immer nur die Elemente vorhanden; bis zur Herstellung
einer auch weitere Kreise umfassenden und befruchtenden Or-
ganisation war es immer noch ein weiter Schritt; das Vorhan-
dene glich einem Experiment im Laboratorium; nun galt es, das
gefundene Resultat auch für die Massenfabrikation zu verwerten.
Dieser Fortschritt vollzog sich ziemlich langsam. Selbst für
einen so bedeutenden Handelsplatz, wie Leipzig, wurde erst 1625 2)
eine Verbindung und zwar eine Fusspost nach Dresden-Prag
eingerichtet; selbst die wichtigen Speditions-Routen der Schweiz
erhielten erst im 17. Jahrhundert eine Botenpost.

Was die Zuverlässigkeit der Bestellung anbelangt, so be-
richtete z. B. im August 1638 Herzog Friedrich von Braun-

1) Im J. 1516 genügten für Nürnberg, die damals verkehrsreichste Stadt
sechs "Pottenlaufer" (s. Christoph Scheurls Aemterbüchlein in den "Chro-
niken der fränkischen Städte" V. Bd., 1874, S. 858).
2) Nach Christian Leonhardi ("Jus postarum seu cursus publici insti-
tuendi", 1710) wurde 1625 "eine Fusspost von Leipzig in Dresden und von
dannen nach Prag dergestalt neu angelegt, dass alle Briefe wöchentlich zwey-
mahl ad Montags und Donnerstags frühe von Leipzig abgeschicket, auch
Dienstags und Freitag frühe zu Dresden sein
".

fördern konnten und manche kostspielige Reisen ersparten: da
strömte eine Menge Briefe zu, die einen ungemein hohen Porto-
gewinn brachten«. Als 1654 dem Rat in Danzig angedeutet
wurde, es bestehe die Absicht, die Kurfürstlichen Posten künftig
von Königsberg an Danzig vorbei, über ein von Danzig eine
Stunde entferntes Dorf, nach Brandenburg zu führen, »dolierete
er sehr, sagte, dass dadurch die Stadt Dantzig ganz runtergebracht
und alle Handlung nach Elbingen, Königsberg und Riga geführet
werden würde
.« Eine ähnliche Klage, es seien durch die Un-
ordnung der Post die commercia gleichsam ganz vernichtet,
enthält das Kölner Ratsprotokoll vom Mai 1643.

Im gleichen Schritt mit der grösseren Würdigung einer
Verkehrs-Organisation erfolgte auch ihre allmähliche Verfei-
nerung. Nur muss man sich auch bei diesem Punkte vergegen-
wärtigen, dass der Postdienst in Bezug auf Regelmässigkeit
und Sicherheit
auch im 17. Jahrhundert noch sehr pri-
mitiv 1) und das Netz seines Bereichs sehr wenig verästelt war.
Es waren immer nur die Elemente vorhanden; bis zur Herstellung
einer auch weitere Kreise umfassenden und befruchtenden Or-
ganisation war es immer noch ein weiter Schritt; das Vorhan-
dene glich einem Experiment im Laboratorium; nun galt es, das
gefundene Resultat auch für die Massenfabrikation zu verwerten.
Dieser Fortschritt vollzog sich ziemlich langsam. Selbst für
einen so bedeutenden Handelsplatz, wie Leipzig, wurde erst 1625 2)
eine Verbindung und zwar eine Fusspost nach Dresden-Prag
eingerichtet; selbst die wichtigen Speditions-Routen der Schweiz
erhielten erst im 17. Jahrhundert eine Botenpost.

Was die Zuverlässigkeit der Bestellung anbelangt, so be-
richtete z. B. im August 1638 Herzog Friedrich von Braun-

1) Im J. 1516 genügten für Nürnberg, die damals verkehrsreichste Stadt
sechs »Pottenlaufer« (s. Christoph Scheurls Aemterbüchlein in den »Chro-
niken der fränkischen Städte« V. Bd., 1874, S. 858).
2) Nach Christian Leonhardi (»Jus postarum seu cursus publici insti-
tuendi«, 1710) wurde 1625 »eine Fusspost von Leipzig in Dresden und von
dannen nach Prag dergestalt neu angelegt, dass alle Briefe wöchentlich zwey-
mahl ad Montags und Donnerstags frühe von Leipzig abgeschicket, auch
Dienstags und Freitag frühe zu Dresden sein
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[173/0189] fördern konnten und manche kostspielige Reisen ersparten: da strömte eine Menge Briefe zu, die einen ungemein hohen Porto- gewinn brachten«. Als 1654 dem Rat in Danzig angedeutet wurde, es bestehe die Absicht, die Kurfürstlichen Posten künftig von Königsberg an Danzig vorbei, über ein von Danzig eine Stunde entferntes Dorf, nach Brandenburg zu führen, »dolierete er sehr, sagte, dass dadurch die Stadt Dantzig ganz runtergebracht und alle Handlung nach Elbingen, Königsberg und Riga geführet werden würde.« Eine ähnliche Klage, es seien durch die Un- ordnung der Post die commercia gleichsam ganz vernichtet, enthält das Kölner Ratsprotokoll vom Mai 1643. Im gleichen Schritt mit der grösseren Würdigung einer Verkehrs-Organisation erfolgte auch ihre allmähliche Verfei- nerung. Nur muss man sich auch bei diesem Punkte vergegen- wärtigen, dass der Postdienst in Bezug auf Regelmässigkeit und Sicherheit auch im 17. Jahrhundert noch sehr pri- mitiv 1) und das Netz seines Bereichs sehr wenig verästelt war. Es waren immer nur die Elemente vorhanden; bis zur Herstellung einer auch weitere Kreise umfassenden und befruchtenden Or- ganisation war es immer noch ein weiter Schritt; das Vorhan- dene glich einem Experiment im Laboratorium; nun galt es, das gefundene Resultat auch für die Massenfabrikation zu verwerten. Dieser Fortschritt vollzog sich ziemlich langsam. Selbst für einen so bedeutenden Handelsplatz, wie Leipzig, wurde erst 1625 2) eine Verbindung und zwar eine Fusspost nach Dresden-Prag eingerichtet; selbst die wichtigen Speditions-Routen der Schweiz erhielten erst im 17. Jahrhundert eine Botenpost. Was die Zuverlässigkeit der Bestellung anbelangt, so be- richtete z. B. im August 1638 Herzog Friedrich von Braun- 1) Im J. 1516 genügten für Nürnberg, die damals verkehrsreichste Stadt sechs »Pottenlaufer« (s. Christoph Scheurls Aemterbüchlein in den »Chro- niken der fränkischen Städte« V. Bd., 1874, S. 858). 2) Nach Christian Leonhardi (»Jus postarum seu cursus publici insti- tuendi«, 1710) wurde 1625 »eine Fusspost von Leipzig in Dresden und von dannen nach Prag dergestalt neu angelegt, dass alle Briefe wöchentlich zwey- mahl ad Montags und Donnerstags frühe von Leipzig abgeschicket, auch Dienstags und Freitag frühe zu Dresden sein«.

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Zitationshilfe: Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/189>, abgerufen am 21.11.2024.