Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.Näher erfasst man diese Einheit, wenn man die weiteren Stadien Das Ideal aller Nationalökonomen des vorigen Jahrhunderts Die naturgemässen Vorkämpfer für dieses Anschlussbedürf- Näher erfasst man diese Einheit, wenn man die weiteren Stadien Das Ideal aller Nationalökonomen des vorigen Jahrhunderts Die naturgemässen Vorkämpfer für dieses Anschlussbedürf- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0240" n="224"/> Näher erfasst man diese Einheit, wenn man die weiteren Stadien<lb/> ihrer Entwickelung durchmisst.</p><lb/> <p>Das Ideal aller Nationalökonomen des vorigen Jahrhunderts<lb/> bildet die Beschleunigung der <hi rendition="#g">»Cirkulation«;</hi> die meisten<lb/> verstanden darunter nur den Kreislauf des Geldes, dessen Umwand-<lb/> lung in »Mehrwert heckendes« Reproduktions-Kapital. Manche<lb/> aber erkannten ebenso den Wert des Kreislaufs und der Kontinui-<lb/> tät der <hi rendition="#g">Ideen,</hi> des geistigen Rapports; Valvassor z. B. (»Die<lb/> Ehre des Herzogtums Krain« 1689, I. Bd., S. 133) bezeichnet<lb/> ihn als eine <hi rendition="#i">»Kommunikation dergestalt, dass die briefliche Corre-<lb/> spondentz geeichsam im Cirkel herum von einem Ort zum andern<lb/> laufft«.</hi> Dieses geistige Band war nicht nur für den kaufmän-<lb/> nischen Verkehr, sondern auch für die <hi rendition="#g">allgemeine Bildung</hi><lb/> und für das <hi rendition="#g">politische Leben</hi> von grosser Bedeutung. Der<lb/> eben citierte Valvassor fährt fort: »Die Posten seien mit allen<lb/> europäischen Reichen in Kommunikation begriffen, gestaltsam<lb/> durch solchen Vorteil wir die <hi rendition="#g">fürnehmste Neuheiten</hi><lb/> in unsere Erfahrung ziehen; ferner seien die neueren Posten<lb/> gleich den <hi rendition="#g">Hauptströmen</hi> beschaffen, die viel andere kleine<lb/> Flüsse zu- und mit sich nehmen; denn sie empfangen auch von<lb/> allen kleinen Städten, wo keine Heerstrasse ist, bei ordentlicher<lb/> richtiger Zeit, einen <hi rendition="#g">Zufluss von Briefen</hi> durch gewisse da-<lb/> hin gehende Boten: weswegen auch die kleinsten Städte den<lb/><hi rendition="#g">allgemeinen Zustand der Welt</hi> nach und nach desto<lb/> füglicher erfahren können«.</p><lb/> <p>Die naturgemässen Vorkämpfer für dieses Anschlussbedürf-<lb/> nis der Völker waren die <hi rendition="#g">Städte,</hi> für die es eine Lebensfrage<lb/> bildete, dass man von ihnen aus entlegene Verkehrspunkte rasch<lb/> erreichen konnte. Es erstanden so Verkehrs-Radien, welche<lb/> sich zu einem Netze verschlangen; in ihm schlossen sich die<lb/> ursprünglich isolierten Verkehrskomplexe — oft unter Nachhilfe<lb/> äusserer Machtmittel — gegenseitig zusammen; es verdichtete<lb/> sich die Verteilung der Postanstalten im Verhältnis zur Bevölker-<lb/> ung und zum Flächeninhalt, und erhöhte sich die Zahl und die<lb/> Frequenz der Postverbindungen. Noch fehlt aber ein Haupt-<lb/> hebel des Verkehrs, nämlich die <hi rendition="#g">Billigkeit.</hi> Schon vor der<lb/> Eisenbahn zeigt sich das Hauptelement des Grossbetriebs nämlich<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [224/0240]
Näher erfasst man diese Einheit, wenn man die weiteren Stadien
ihrer Entwickelung durchmisst.
Das Ideal aller Nationalökonomen des vorigen Jahrhunderts
bildet die Beschleunigung der »Cirkulation«; die meisten
verstanden darunter nur den Kreislauf des Geldes, dessen Umwand-
lung in »Mehrwert heckendes« Reproduktions-Kapital. Manche
aber erkannten ebenso den Wert des Kreislaufs und der Kontinui-
tät der Ideen, des geistigen Rapports; Valvassor z. B. (»Die
Ehre des Herzogtums Krain« 1689, I. Bd., S. 133) bezeichnet
ihn als eine »Kommunikation dergestalt, dass die briefliche Corre-
spondentz geeichsam im Cirkel herum von einem Ort zum andern
laufft«. Dieses geistige Band war nicht nur für den kaufmän-
nischen Verkehr, sondern auch für die allgemeine Bildung
und für das politische Leben von grosser Bedeutung. Der
eben citierte Valvassor fährt fort: »Die Posten seien mit allen
europäischen Reichen in Kommunikation begriffen, gestaltsam
durch solchen Vorteil wir die fürnehmste Neuheiten
in unsere Erfahrung ziehen; ferner seien die neueren Posten
gleich den Hauptströmen beschaffen, die viel andere kleine
Flüsse zu- und mit sich nehmen; denn sie empfangen auch von
allen kleinen Städten, wo keine Heerstrasse ist, bei ordentlicher
richtiger Zeit, einen Zufluss von Briefen durch gewisse da-
hin gehende Boten: weswegen auch die kleinsten Städte den
allgemeinen Zustand der Welt nach und nach desto
füglicher erfahren können«.
Die naturgemässen Vorkämpfer für dieses Anschlussbedürf-
nis der Völker waren die Städte, für die es eine Lebensfrage
bildete, dass man von ihnen aus entlegene Verkehrspunkte rasch
erreichen konnte. Es erstanden so Verkehrs-Radien, welche
sich zu einem Netze verschlangen; in ihm schlossen sich die
ursprünglich isolierten Verkehrskomplexe — oft unter Nachhilfe
äusserer Machtmittel — gegenseitig zusammen; es verdichtete
sich die Verteilung der Postanstalten im Verhältnis zur Bevölker-
ung und zum Flächeninhalt, und erhöhte sich die Zahl und die
Frequenz der Postverbindungen. Noch fehlt aber ein Haupt-
hebel des Verkehrs, nämlich die Billigkeit. Schon vor der
Eisenbahn zeigt sich das Hauptelement des Grossbetriebs nämlich
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