Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893.anführen: nach der gewöhnlichen Darstellung wurde damals Ein anderes Beispiel: das alte Aegypten, das byzan- Ein drittes Beispiel bietet die Urgeschichte der Post: 1) Ich brauche wohl nicht hervorzuheben, dass diese Schlussfolgerung
aus der inneren Natur des Volkshaushalts sich von der anderen wesentlich unterscheidet, welcher die Absendung irgend eines Boten oder gar den Ge- brauch der Buchstabenschrift -- schon die Aegypter sagt Matthias (1832 S. 28), kannten das Briefschreiben und Briefsenden, ergo einen Briefwechsel und eine Staats-Botenanstalt -- als Beweis genügt. anführen: nach der gewöhnlichen Darstellung wurde damals Ein anderes Beispiel: das alte Aegypten, das byzan- Ein drittes Beispiel bietet die Urgeschichte der Post: 1) Ich brauche wohl nicht hervorzuheben, dass diese Schlussfolgerung
aus der inneren Natur des Volkshaushalts sich von der anderen wesentlich unterscheidet, welcher die Absendung irgend eines Boten oder gar den Ge- brauch der Buchstabenschrift — schon die Aegypter sagt Matthias (1832 S. 28), kannten das Briefschreiben und Briefsenden, ergo einen Briefwechsel und eine Staats-Botenanstalt — als Beweis genügt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0040" n="24"/> anführen: nach der gewöhnlichen Darstellung wurde damals<lb/> in Frankreich die Post eingerichtet, bestand aber eine solche<lb/> noch nicht in Deutschland; so sagt z. B. <hi rendition="#g">Quetsch,</hi> »Ge-<lb/> schichte des Verkehrswesens am Mittelrhein« 1891 S. 118:<lb/> vor der kaiserlichen Lehenspost haben in den Gebieten der<lb/> Kurfürsten von Mainz, Trier und Köln Landesposten nie<lb/> bestanden; andererseits rühmt er den Mittelrhein als alten<lb/> Hauptknotenpunkt des Transit- und Binnenverkehrs, schon<lb/> in der Urzeit und unter der Römerherrschaft. Gemäss<lb/> meinem Ausgangspunkt ist es mir — da die Wirtschaftsstufe,<lb/> auf der Frankreich und Rheinland damals stand, nicht wesent-<lb/> lich von einander abwich, — sehr fraglich, ob auch die posta-<lb/> lische Verbindung beider Länder so wesentlich, wie gewöhn-<lb/> lich angenommen wird, verschieden war; die »poste« Lud-<lb/> wigs XI. und Karls V. ist nicht das, als was sie auf-<lb/> gefasst wird, und in Rheinland muss ein dieser »poste«<lb/> ähnlicher Botendienst funktioniert haben, wenn er gleich<lb/> vorerst noch nicht urkundlich belegt werden kann.</p><lb/> <p>Ein anderes Beispiel: das alte Aegypten, das byzan-<lb/> tinische Kaiserreich, die italienischen Städterepubliken sind<lb/> politisch so zentralisiert und kommerziell so hoch ent-<lb/> wickelt, dass sie einen, wenn auch primitiven Relaisdienst<lb/> besessen haben müssen. Es liegt über denselben vorerst<lb/> auch nicht eine Urkunde vor, und doch bin ich sicher, dass<lb/> sich noch Belege hiefür auffinden lassen <note place="foot" n="1)">Ich brauche wohl nicht hervorzuheben, dass diese Schlussfolgerung<lb/> aus der inneren Natur des Volkshaushalts sich von der anderen wesentlich<lb/> unterscheidet, welcher die Absendung irgend eines Boten oder gar den Ge-<lb/> brauch der Buchstabenschrift — schon die Aegypter sagt <hi rendition="#g">Matthias</hi> (1832<lb/> S. 28), kannten das Briefschreiben und Briefsenden, ergo einen Briefwechsel<lb/> und eine Staats-Botenanstalt — als Beweis genügt.</note>.</p><lb/> <p>Ein drittes Beispiel bietet die Urgeschichte der Post:<lb/> in der landläufigen Darstellung treten — neben den Taxis<lb/> — nicht weniger als drei »Erfinder« oder »Schöpfer« der<lb/> Post auf: Cyrus, Augustus, Karl der Grosse. Diese An-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0040]
anführen: nach der gewöhnlichen Darstellung wurde damals
in Frankreich die Post eingerichtet, bestand aber eine solche
noch nicht in Deutschland; so sagt z. B. Quetsch, »Ge-
schichte des Verkehrswesens am Mittelrhein« 1891 S. 118:
vor der kaiserlichen Lehenspost haben in den Gebieten der
Kurfürsten von Mainz, Trier und Köln Landesposten nie
bestanden; andererseits rühmt er den Mittelrhein als alten
Hauptknotenpunkt des Transit- und Binnenverkehrs, schon
in der Urzeit und unter der Römerherrschaft. Gemäss
meinem Ausgangspunkt ist es mir — da die Wirtschaftsstufe,
auf der Frankreich und Rheinland damals stand, nicht wesent-
lich von einander abwich, — sehr fraglich, ob auch die posta-
lische Verbindung beider Länder so wesentlich, wie gewöhn-
lich angenommen wird, verschieden war; die »poste« Lud-
wigs XI. und Karls V. ist nicht das, als was sie auf-
gefasst wird, und in Rheinland muss ein dieser »poste«
ähnlicher Botendienst funktioniert haben, wenn er gleich
vorerst noch nicht urkundlich belegt werden kann.
Ein anderes Beispiel: das alte Aegypten, das byzan-
tinische Kaiserreich, die italienischen Städterepubliken sind
politisch so zentralisiert und kommerziell so hoch ent-
wickelt, dass sie einen, wenn auch primitiven Relaisdienst
besessen haben müssen. Es liegt über denselben vorerst
auch nicht eine Urkunde vor, und doch bin ich sicher, dass
sich noch Belege hiefür auffinden lassen 1).
Ein drittes Beispiel bietet die Urgeschichte der Post:
in der landläufigen Darstellung treten — neben den Taxis
— nicht weniger als drei »Erfinder« oder »Schöpfer« der
Post auf: Cyrus, Augustus, Karl der Grosse. Diese An-
1) Ich brauche wohl nicht hervorzuheben, dass diese Schlussfolgerung
aus der inneren Natur des Volkshaushalts sich von der anderen wesentlich
unterscheidet, welcher die Absendung irgend eines Boten oder gar den Ge-
brauch der Buchstabenschrift — schon die Aegypter sagt Matthias (1832
S. 28), kannten das Briefschreiben und Briefsenden, ergo einen Briefwechsel
und eine Staats-Botenanstalt — als Beweis genügt.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |