zurückgeführt, während sie thatsächlich, nach den neueren Forschungen, erst im Laufe der späteren Jahrhunderte zum Teil unter Trajan, Hadrian und Septimius Se- verus, zum Teil aber erst unter Diokletian und Konstan- tin erbaut worden sind. Und es ist nicht zufällig, dass wir auf beiden Gebieten derartigen Uebertreibungen be- gegnen; denn die Postorganisation, wenigstens die rö- mische in ihrer Eigenschaft als Personenbeförderung hängt ihrem Wesen nach von dem Stande der Strassentechnik ab; speziell die Relais des Cursus publicus waren nur an den Staats- strassen eingerichtet; der Frohn unterstanden nur die an die Strasse angrenzenden Ortschaften. Für Augustus Zeiten nun umfasste das Strassennetz eine Länge von etwa 12000 km. Damit aber ermangelte für eine umfangreichere Postorgani- sation im modernen Sinn noch eine Voraussetzung, nämlich die technische: man muss demgemäss die etwas über- schwänglichen Vorstellungen von der römischen Technik wie bei dem Strassennetz, -- an dem mehrere Jahrhunderte gebaut haben -- so auch bei der Postorganisation zurück- schrauben.
F. Berger ("Ueber die Römerstrassen des römischen Reiches", Berlin 1882) fasst das Ergebnis seiner Unter- suchungen über die Römerstrassen in einer Bemerkung zu- sammen, welche direkt auch auf den "Cursus publicus" anwendbar ist; er gibt S. 19 zu erwägen, dass das Imperium der Hauptsache nach doch ein Küstenland war, die Trans- porte der Massen, vor allen Dingen die nach dem Zentrum, zur See stattfanden, ferner, dass in diesem Imperium, der ein Sklavenstaat war, Sklavenherden als Vehikel wohl be- reit standen, wie heute noch in Afrika, endlich, dass die Kaiser ängstlich den Passagierverkehr zu Wagen einschrän-
führung der Wurzel der Post auf das angareion des Cyrus mehr dem Be- dürfnisse der Schulbank nach einem Heros oder Wohlthäter, als dem that- sächlichen Hergang (vergl. übrigens Raumers Histor. Taschenbuch 1868, S. 82).
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zurückgeführt, während sie thatsächlich, nach den neueren Forschungen, erst im Laufe der späteren Jahrhunderte zum Teil unter Trajan, Hadrian und Septimius Se- verus, zum Teil aber erst unter Diokletian und Konstan- tin erbaut worden sind. Und es ist nicht zufällig, dass wir auf beiden Gebieten derartigen Uebertreibungen be- gegnen; denn die Postorganisation, wenigstens die rö- mische in ihrer Eigenschaft als Personenbeförderung hängt ihrem Wesen nach von dem Stande der Strassentechnik ab; speziell die Relais des Cursus publicus waren nur an den Staats- strassen eingerichtet; der Frohn unterstanden nur die an die Strasse angrenzenden Ortschaften. Für Augustus Zeiten nun umfasste das Strassennetz eine Länge von etwa 12000 km. Damit aber ermangelte für eine umfangreichere Postorgani- sation im modernen Sinn noch eine Voraussetzung, nämlich die technische: man muss demgemäss die etwas über- schwänglichen Vorstellungen von der römischen Technik wie bei dem Strassennetz, — an dem mehrere Jahrhunderte gebaut haben — so auch bei der Postorganisation zurück- schrauben.
F. Berger (»Ueber die Römerstrassen des römischen Reiches«, Berlin 1882) fasst das Ergebnis seiner Unter- suchungen über die Römerstrassen in einer Bemerkung zu- sammen, welche direkt auch auf den »Cursus publicus« anwendbar ist; er gibt S. 19 zu erwägen, dass das Imperium der Hauptsache nach doch ein Küstenland war, die Trans- porte der Massen, vor allen Dingen die nach dem Zentrum, zur See stattfanden, ferner, dass in diesem Imperium, der ein Sklavenstaat war, Sklavenherden als Vehikel wohl be- reit standen, wie heute noch in Afrika, endlich, dass die Kaiser ängstlich den Passagierverkehr zu Wagen einschrän-
führung der Wurzel der Post auf das angareion des Cyrus mehr dem Be- dürfnisse der Schulbank nach einem Heros oder Wohlthäter, als dem that- sächlichen Hergang (vergl. übrigens Raumers Histor. Taschenbuch 1868, S. 82).
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zum Teil unter Trajan, Hadrian und Septimius Se-
verus, zum Teil aber erst unter Diokletian und Konstan-
tin erbaut worden sind. Und es ist nicht zufällig, dass
wir auf beiden Gebieten derartigen Uebertreibungen be-
gegnen; denn die Postorganisation, wenigstens die rö-
mische in ihrer Eigenschaft als Personenbeförderung hängt
ihrem Wesen nach von dem Stande der Strassentechnik ab;
speziell die Relais des Cursus publicus waren nur an den Staats-
strassen eingerichtet; der Frohn unterstanden nur die an
die Strasse angrenzenden Ortschaften. Für Augustus Zeiten
nun umfasste das Strassennetz eine Länge von etwa 12000 km.
Damit aber ermangelte für eine umfangreichere Postorgani-
sation im modernen Sinn noch eine Voraussetzung, nämlich
die technische: man muss demgemäss die etwas über-
schwänglichen Vorstellungen von der römischen Technik
wie bei dem Strassennetz, — an dem mehrere Jahrhunderte
gebaut haben — so auch bei der Postorganisation zurück-
schrauben.
F. Berger (»Ueber die Römerstrassen des römischen
Reiches«, Berlin 1882) fasst das Ergebnis seiner Unter-
suchungen über die Römerstrassen in einer Bemerkung zu-
sammen, welche direkt auch auf den »Cursus publicus«
anwendbar ist; er gibt S. 19 zu erwägen, dass das Imperium
der Hauptsache nach doch ein Küstenland war, die Trans-
porte der Massen, vor allen Dingen die nach dem Zentrum,
zur See stattfanden, ferner, dass in diesem Imperium, der
ein Sklavenstaat war, Sklavenherden als Vehikel wohl be-
reit standen, wie heute noch in Afrika, endlich, dass die
Kaiser ängstlich den Passagierverkehr zu Wagen einschrän-
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1) führung der Wurzel der Post auf das angareion des Cyrus mehr dem Be-
dürfnisse der Schulbank nach einem Heros oder Wohlthäter, als dem that-
sächlichen Hergang (vergl. übrigens Raumers Histor. Taschenbuch 1868, S. 82).
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Huber, Franz C.: Die Geschichtliche Entwickelung des modernen Verkehrs. Tübingen, 1893, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huber_verkehr_1893/51>, abgerufen am 16.02.2025.
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