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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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LXI. Vors erste müssen es reine Verse
seyn. Das heist/ der Reim/ die Scansion und
das genus muß seine Richtigkeit haben.

LXII. Darnach müssen es angenehme
Verse seyn. Das heist/ die Invention, die
Disposition und die Elocution muß was ar-
tiges in sich halten.

LXIII. Endlich müssen es kluge Verse
seyn. Das ist/ es muß weder ein Theologus,
noch ein Ethicus, noch ein Politicus was
daran zu tadeln haben.

LXIV. Jch begehre diese materie keines
weges ex professo zu tractiren: Dannen-
hero wird es genung seyn/ wenn ich mich
durch ein eintziges Exempel erkläre.

LXV. Die Proposition mag seyn: Nolo
amare.
Daraus will ich erstlich einen al-
bern Vers machen/ der weder in der ersten/
noch in der andern/ noch in der dritten Cen-
sur
bestehet.

Jch bin ein rechter Jungfern-Hasser/
Denn wer sie liebt der ist ein Narr:
Man kömmt dadurch in Schand und Laster/
Jch sage das/ und das ist wahr:
Es ist mit allen solchen Freyen
Nichts als nur Berenhäutereyen.

LXVI. Nun will ich einen andern ma-
chen/ den ein iedweder vor einen reinen
Vers wird passiren lassen: aber vor die poe-
tische Lieblichkeit kan ich nicht garentiren.

Jch

LXI. Vors erſte muͤſſen es reine Verſe
ſeyn. Das heiſt/ der Reim/ die Scanſion und
das genus muß ſeine Richtigkeit haben.

LXII. Darnach muͤſſen es angenehme
Verſe ſeyn. Das heiſt/ die Invention, die
Diſpoſition und die Elocution muß was ar-
tiges in ſich halten.

LXIII. Endlich muͤſſen es kluge Verſe
ſeyn. Das iſt/ es muß weder ein Theologus,
noch ein Ethicus, noch ein Politicus was
daran zu tadeln haben.

LXIV. Jch begehre dieſe materie keines
weges ex profeſſo zu tractiren: Dannen-
hero wird es genung ſeyn/ wenn ich mich
durch ein eintziges Exempel erklaͤre.

LXV. Die Propoſition mag ſeyn: Nolo
amare.
Daraus will ich erſtlich einen al-
bern Vers machen/ der weder in der erſten/
noch in der andern/ noch in der dritten Cen-
ſur
beſtehet.

Jch bin ein rechter Jungfern-Haſſer/
Denn wer ſie liebt der iſt ein Narr:
Man koͤmmt dadurch in Schand und Laſter/
Jch ſage das/ und das iſt wahr:
Es iſt mit allen ſolchen Freyen
Nichts als nur Berenhaͤutereyen.

LXVI. Nun will ich einen andern ma-
chen/ den ein iedweder vor einen reinen
Vers wird paſſiren laſſen: aber vor die poe-
tiſche Lieblichkeit kan ich nicht garentiren.

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[30/0034] LXI. Vors erſte muͤſſen es reine Verſe ſeyn. Das heiſt/ der Reim/ die Scanſion und das genus muß ſeine Richtigkeit haben. LXII. Darnach muͤſſen es angenehme Verſe ſeyn. Das heiſt/ die Invention, die Diſpoſition und die Elocution muß was ar- tiges in ſich halten. LXIII. Endlich muͤſſen es kluge Verſe ſeyn. Das iſt/ es muß weder ein Theologus, noch ein Ethicus, noch ein Politicus was daran zu tadeln haben. LXIV. Jch begehre dieſe materie keines weges ex profeſſo zu tractiren: Dannen- hero wird es genung ſeyn/ wenn ich mich durch ein eintziges Exempel erklaͤre. LXV. Die Propoſition mag ſeyn: Nolo amare. Daraus will ich erſtlich einen al- bern Vers machen/ der weder in der erſten/ noch in der andern/ noch in der dritten Cen- ſur beſtehet. Jch bin ein rechter Jungfern-Haſſer/ Denn wer ſie liebt der iſt ein Narr: Man koͤmmt dadurch in Schand und Laſter/ Jch ſage das/ und das iſt wahr: Es iſt mit allen ſolchen Freyen Nichts als nur Berenhaͤutereyen. LXVI. Nun will ich einen andern ma- chen/ den ein iedweder vor einen reinen Vers wird paſſiren laſſen: aber vor die poe- tiſche Lieblichkeit kan ich nicht garentiren. Jch

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/34>, abgerufen am 09.11.2024.