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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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Reimes wegen die Construction verworf-
fen wird. z. e.

Was soll ich fangen an/
Wenn kömmt die Zeit heran
Daß ich soll zahlen aus
So viel als kost der Schmauß.

CV. Unrein sind die Verse/ wenn ohne
Noth ausländische Wörter mit hineinge-
zogen werden: z. e.

Jch weiß den Mademoisellen
Recht künstlich nachzustellen/
Denn seh ich eine nur
So mach ich gleich amour.

CVI. Ob dieser Vers rein oder unrein
ist/ da die Sylben des Rhythmi gar mit
einander versetzet sind/ das mag der Leser
selber urtheilen. z. e.

Frisch auff! gebraucht die Orgeln
und pfeifft auff peten-tromp!
Frisch auff! schmirt eure Gorgeln/
Und blast auff hörnern-kromp.

CVII. Wil mich iemaand hierinnen eines
allzugrossen rigueurs beschuldigen/ dem ich
vielleicht selber nicht allemahl nachgelebet
hätte: so wil ich eine Antwort geben/ die ich
von einem vornehmen Gelehrten/ wiewohl
in einer andern Materie/ gelernet habe.

CVIII. Denn als derselbe gewohnet war
im lateinischen Stylo auch die allergering-
sten minutias zu tadeln; und aber gefraget
wurde/ ob er denn diese scharffe Regeln

selbst
C 5

Reimes wegen die Conſtruction verworf-
fen wird. z. e.

Was ſoll ich fangen an/
Wenn koͤmmt die Zeit heran
Daß ich ſoll zahlen aus
So viel als koſt der Schmauß.

CV. Unrein ſind die Verſe/ wenn ohne
Noth auslaͤndiſche Woͤrter mit hineinge-
zogen werden: z. e.

Jch weiß den Mademoiſellen
Recht kuͤnſtlich nachzuſtellen/
Denn ſeh ich eine nur
So mach ich gleich amour.

CVI. Ob dieſer Vers rein oder unrein
iſt/ da die Sylben des Rhythmi gar mit
einander verſetzet ſind/ das mag der Leſer
ſelber urtheilen. z. e.

Friſch auff! gebraucht die Orgeln
und pfeifft auff peten-tromp!
Friſch auff! ſchmirt eure Gorgeln/
Und blaſt auff hoͤrnern-kromp.

CVII. Wil mich iemaand hieriñen eines
allzugroſſen rigueurs beſchuldigen/ dem ich
vielleicht ſelber nicht allemahl nachgelebet
haͤtte: ſo wil ich eine Antwort geben/ die ich
von einem vornehmen Gelehrten/ wiewohl
in einer andern Materie/ gelernet habe.

CVIII. Denn als derſelbe gewohnet war
im lateiniſchen Stylo auch die allergering-
ſten minutias zu tadeln; und aber gefraget
wurde/ ob er denn dieſe ſcharffe Regeln

ſelbſt
C 5
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[41/0045] Reimes wegen die Conſtruction verworf- fen wird. z. e. Was ſoll ich fangen an/ Wenn koͤmmt die Zeit heran Daß ich ſoll zahlen aus So viel als koſt der Schmauß. CV. Unrein ſind die Verſe/ wenn ohne Noth auslaͤndiſche Woͤrter mit hineinge- zogen werden: z. e. Jch weiß den Mademoiſellen Recht kuͤnſtlich nachzuſtellen/ Denn ſeh ich eine nur So mach ich gleich amour. CVI. Ob dieſer Vers rein oder unrein iſt/ da die Sylben des Rhythmi gar mit einander verſetzet ſind/ das mag der Leſer ſelber urtheilen. z. e. Friſch auff! gebraucht die Orgeln und pfeifft auff peten-tromp! Friſch auff! ſchmirt eure Gorgeln/ Und blaſt auff hoͤrnern-kromp. CVII. Wil mich iemaand hieriñen eines allzugroſſen rigueurs beſchuldigen/ dem ich vielleicht ſelber nicht allemahl nachgelebet haͤtte: ſo wil ich eine Antwort geben/ die ich von einem vornehmen Gelehrten/ wiewohl in einer andern Materie/ gelernet habe. CVIII. Denn als derſelbe gewohnet war im lateiniſchen Stylo auch die allergering- ſten minutias zu tadeln; und aber gefraget wurde/ ob er denn dieſe ſcharffe Regeln ſelbſt C 5

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/45>, abgerufen am 29.04.2024.