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Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696.

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Auch wenn ich meine Gluth in deinen Armen
dämpffte/
So leschte sich mein Durst nicht wol durch ei-
nen Trunck.
Weil auch der gantze Hoff nach diesem Nectar
ächzte/
So war mein Geitz so groß daß ich nichts übrig
ließ;
So daß die Königin vor Hitze selber lechzte/
Weil sich ein blosser Thau und nicht ein Regen
wieß.
So hab ich dich gereitzt/ so hab ich dich verführet/
So hab ich dich gelockt/ so hab ich dich ver-
sucht!
Die Sünden wachen auf/ das Hertze wird gerüh-
ret/
Und mein Gewissen spricht: Du bist von GOtt
verflucht.
Darum verzweiffle nur verdammte Valiere,
Du gläubest nicht an GOtt/ drum bist du schon
gericht.
Der Himmel zörnt mit dir/ und giebt dir kein Ge-
höre/
Die Thränen sind umsonst/ die Busse hilfft dich
nicht.
Muß dort der reiche Mann die Schuld am Halse
büssen/
Weil sein verfluchter Hals am meisten Sünde
that;
So wirst du auch die Pein daselbst empfinden
müssen/
Wo
Auch wenn ich meine Gluth in deinen Armen
daͤmpffte/
So leſchte ſich mein Durſt nicht wol durch ei-
nen Trunck.
Weil auch der gantze Hoff nach dieſem Nectar
aͤchzte/
So war mein Geitz ſo groß daß ich nichts uͤbrig
ließ;
So daß die Koͤnigin vor Hitze ſelber lechzte/
Weil ſich ein bloſſer Thau und nicht ein Regen
wieß.
So hab ich dich gereitzt/ ſo hab ich dich verfuͤhret/
So hab ich dich gelockt/ ſo hab ich dich ver-
ſucht!
Die Suͤnden wachen auf/ das Hertze wird geruͤh-
ret/
Und mein Gewiſſen ſpricht: Du biſt von GOtt
verflucht.
Darum verzweiffle nur verdammte Valiere,
Du glaͤubeſt nicht an GOtt/ drum biſt du ſchon
gericht.
Der Himmel zoͤrnt mit dir/ und giebt dir kein Ge-
hoͤre/
Die Thraͤnen ſind umſonſt/ die Buſſe hilfft dich
nicht.
Muß dort der reiche Mann die Schuld am Halſe
buͤſſen/
Weil ſein verfluchter Hals am meiſten Suͤnde
that;
So wirſt du auch die Pein daſelbſt empfinden
muͤſſen/
Wo
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[45/0049] Auch wenn ich meine Gluth in deinen Armen daͤmpffte/ So leſchte ſich mein Durſt nicht wol durch ei- nen Trunck. Weil auch der gantze Hoff nach dieſem Nectar aͤchzte/ So war mein Geitz ſo groß daß ich nichts uͤbrig ließ; So daß die Koͤnigin vor Hitze ſelber lechzte/ Weil ſich ein bloſſer Thau und nicht ein Regen wieß. So hab ich dich gereitzt/ ſo hab ich dich verfuͤhret/ So hab ich dich gelockt/ ſo hab ich dich ver- ſucht! Die Suͤnden wachen auf/ das Hertze wird geruͤh- ret/ Und mein Gewiſſen ſpricht: Du biſt von GOtt verflucht. Darum verzweiffle nur verdammte Valiere, Du glaͤubeſt nicht an GOtt/ drum biſt du ſchon gericht. Der Himmel zoͤrnt mit dir/ und giebt dir kein Ge- hoͤre/ Die Thraͤnen ſind umſonſt/ die Buſſe hilfft dich nicht. Muß dort der reiche Mann die Schuld am Halſe buͤſſen/ Weil ſein verfluchter Hals am meiſten Suͤnde that; So wirſt du auch die Pein daſelbſt empfinden muͤſſen/ Wo

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Zitationshilfe: Hübner, Johann: Poetisches Handbuch. Leipzig, 1696, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/huebner_handbuch_1696/49>, abgerufen am 29.04.2024.