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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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2) Die Grösse giebt mehr Lebensca-
pacität, mehr Oberfläche, mehr Zu-
gang von aussen.
3) Je mehr Masse ein Körper hat, desto
mehr Zeit gehört dazu, ehe die
äussern und innern Consumtions-
und Destructionskräfte ihn aufrei-
ben können.

Aber wir finden, dass ein Gewächs
sehr feste und dauerhafte Organe haben
kann, und dennoch nicht so lange lebt,
als eins mit weniger festen Organen, z.
E. die Linde lebt weit länger, als der
Buchsbaum und die Zypresse.

Diess führt uns nun auf ein, für
das organische Leben und unsre künfti-
ge Untersuchung sehr wichtiges, Gesetz,
nehmlich, dass in der organischen Welt
nur ein gewisser Grad von Festigkeit die
Lebensdauer befördert, ein zu hoher
Grad von Tenacität aber sie verkürzt. --
Im allgemeinen und bey unorganischen

2) Die Gröſse giebt mehr Lebensca-
pacität, mehr Oberfläche, mehr Zu-
gang von auſsen.
3) Je mehr Maſſe ein Körper hat, deſto
mehr Zeit gehört dazu, ehe die
äuſſern und innern Conſumtions-
und Deſtructionskräfte ihn aufrei-
ben können.

Aber wir finden, daſs ein Gewächs
ſehr feſte und dauerhafte Organe haben
kann, und dennoch nicht ſo lange lebt,
als eins mit weniger feſten Organen, z.
E. die Linde lebt weit länger, als der
Buchsbaum und die Zypreſſe.

Dieſs führt uns nun auf ein, für
das organiſche Leben und unſre künfti-
ge Unterſuchung ſehr wichtiges, Geſetz,
nehmlich, daſs in der organiſchen Welt
nur ein gewiſſer Grad von Feſtigkeit die
Lebensdauer befördert, ein zu hoher
Grad von Tenacität aber ſie verkürzt. —
Im allgemeinen und bey unorganiſchen

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[96/0124] 2) Die Gröſse giebt mehr Lebensca- pacität, mehr Oberfläche, mehr Zu- gang von auſsen. 3) Je mehr Maſſe ein Körper hat, deſto mehr Zeit gehört dazu, ehe die äuſſern und innern Conſumtions- und Deſtructionskräfte ihn aufrei- ben können. Aber wir finden, daſs ein Gewächs ſehr feſte und dauerhafte Organe haben kann, und dennoch nicht ſo lange lebt, als eins mit weniger feſten Organen, z. E. die Linde lebt weit länger, als der Buchsbaum und die Zypreſſe. Dieſs führt uns nun auf ein, für das organiſche Leben und unſre künfti- ge Unterſuchung ſehr wichtiges, Geſetz, nehmlich, daſs in der organiſchen Welt nur ein gewiſſer Grad von Feſtigkeit die Lebensdauer befördert, ein zu hoher Grad von Tenacität aber ſie verkürzt. — Im allgemeinen und bey unorganiſchen

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 96. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/124>, abgerufen am 21.11.2024.