Besonders merkwürdig ists, dass man mehrere Beyspiele von sehr alt ge- wordnen Römischen Actricen hat, ein Vorzug, den sie leider jezt verlohren ha- ben, und der zu beweisen scheint, dass jezt mehr Lebensconsumtion mit ihrem Stande verknüpft ist, als ehemals. -- Eine gewisse Luceja, die sehr jung zum Theater kam, war 100 Jahr Actrice, und erschien noch im 112ten Jahre auf dem Theater. Und Galeria copiala, eine Actrie und Tänzerin zugleich, wurde 90 Jahre nach ihrem ersten Auftritt auf dem Theater, wieder aufgeführt, um als ein Wunder den Pompejus zu complimen- tiren. Und dennoch wars noch nicht zum leztenmale. Zur Feyer des Augusts erschien sie noch einmal auf dem Theater.
Einen äusserst schäzbaren Beytrag von der Lebensdauer, zu den Zeiten des Kaiser Vespasian liefert uns Plinius, aus den Registern des Census, einer völlig sichern und glaubwürdigen Quelle. Hier
Beſonders merkwürdig iſts, daſs man mehrere Beyſpiele von ſehr alt ge- wordnen Römiſchen Actricen hat, ein Vorzug, den ſie leider jezt verlohren ha- ben, und der zu beweiſen ſcheint, daſs jezt mehr Lebensconſumtion mit ihrem Stande verknüpft iſt, als ehemals. — Eine gewiſſe Luceja, die ſehr jung zum Theater kam, war 100 Jahr Actrice, und erſchien noch im 112ten Jahre auf dem Theater. Und Galeria copiala, eine Actrie und Tänzerin zugleich, wurde 90 Jahre nach ihrem erſten Auftritt auf dem Theater, wieder aufgeführt, um als ein Wunder den Pompejus zu complimen- tiren. Und dennoch wars noch nicht zum leztenmale. Zur Feyer des Auguſts erſchien ſie noch einmal auf dem Theater.
Einen äuſſerſt ſchäzbaren Beytrag von der Lebensdauer, zu den Zeiten des Kaiſer Veſpaſian liefert uns Plinius, aus den Regiſtern des Cenſus, einer völlig ſichern und glaubwürdigen Quelle. Hier
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Eine gewiſſe Luceja, die ſehr jung zum
Theater kam, war 100 Jahr Actrice, und
erſchien noch im 112ten Jahre auf dem
Theater. Und Galeria copiala, eine
Actrie und Tänzerin zugleich, wurde 90
Jahre nach ihrem erſten Auftritt auf dem
Theater, wieder aufgeführt, um als ein
Wunder den Pompejus zu complimen-
tiren. Und dennoch wars noch nicht
zum leztenmale. Zur Feyer des Auguſts
erſchien ſie noch einmal auf dem
Theater.
Einen äuſſerſt ſchäzbaren Beytrag
von der Lebensdauer, zu den Zeiten des
Kaiſer Veſpaſian liefert uns Plinius, aus
den Regiſtern des Cenſus, einer völlig
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/179>, abgerufen am 25.11.2024.
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