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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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ges Stück zur Verlängerung des Le-
bens. Sie vermindert zu gleicher Zeit
die Selbstaufreibung, und verstattet
eine weit vollkommnere Restauration,
und wirkt also am vollständigsten auf
Lebensverlängerung. Hieher gehört
der Nutzen eines guten Temperaments,
welches in so fern eine Hauptgrundlage
des langen Lebens werden kann. Das
beste ist in dieser Absicht das sangui-
nische, mit etwas Phlegma tempe-
rirt
. Diess giebt heitern frohen Sinn,
gemässigte Leidenschaften, guten Muth,
genug die schönste Seelenanlage zur
Longävität. Schon die Ursache dieser
Seelenstimmung pflegt gewöhnlich
Reichthum an Lebenskraft zu seyn.
Und da nun auch Kant bewiesen hat,
dass eine solche Mischung von Tempe-
rament das geschickteste sey, um mo-
ralische Vollkommenheit zu erlangen,
so glaube ich, man könne dasselbe wohl
unter die grössten Gaben des Himmels
rechnen.


ges Stück zur Verlängerung des Le-
bens. Sie vermindert zu gleicher Zeit
die Selbſtaufreibung, und verſtattet
eine weit vollkommnere Reſtauration,
und wirkt alſo am vollſtändigſten auf
Lebensverlängerung. Hieher gehört
der Nutzen eines guten Temperaments,
welches in ſo fern eine Hauptgrundlage
des langen Lebens werden kann. Das
beſte iſt in dieſer Abſicht das ſangui-
niſche, mit etwas Phlegma tempe-
rirt
. Dieſs giebt heitern frohen Sinn,
gemäſsigte Leidenſchaften, guten Muth,
genug die ſchönſte Seelenanlage zur
Longävität. Schon die Urſache dieſer
Seelenſtimmung pflegt gewöhnlich
Reichthum an Lebenskraft zu ſeyn.
Und da nun auch Kant bewieſen hat,
daſs eine ſolche Miſchung von Tempe-
rament das geſchickteſte ſey, um mo-
raliſche Vollkommenheit zu erlangen,
ſo glaube ich, man könne daſſelbe wohl
unter die gröſsten Gaben des Himmels
rechnen.


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[266/0294] ges Stück zur Verlängerung des Le- bens. Sie vermindert zu gleicher Zeit die Selbſtaufreibung, und verſtattet eine weit vollkommnere Reſtauration, und wirkt alſo am vollſtändigſten auf Lebensverlängerung. Hieher gehört der Nutzen eines guten Temperaments, welches in ſo fern eine Hauptgrundlage des langen Lebens werden kann. Das beſte iſt in dieſer Abſicht das ſangui- niſche, mit etwas Phlegma tempe- rirt. Dieſs giebt heitern frohen Sinn, gemäſsigte Leidenſchaften, guten Muth, genug die ſchönſte Seelenanlage zur Longävität. Schon die Urſache dieſer Seelenſtimmung pflegt gewöhnlich Reichthum an Lebenskraft zu ſeyn. Und da nun auch Kant bewieſen hat, daſs eine ſolche Miſchung von Tempe- rament das geſchickteſte ſey, um mo- raliſche Vollkommenheit zu erlangen, ſo glaube ich, man könne daſſelbe wohl unter die gröſsten Gaben des Himmels rechnen.

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 266. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/294>, abgerufen am 26.11.2024.