verhältnissmässig die Blutmenge, und beschleunigt dadurch Circulation und Leben; und überdiess entsteht dadurch so oft Indigestion und das Bedürfniss ausleerende Mittel zu nehmen, welches abermals schwächt.
Zu viel essen heisst, wenn man so lange isst, bis man nicht mehr kann, und die nachfolgenden Zeichen sind, wenn man Schwehre und Vollheit des Ma- gens, Gähnen, Aufstossen, Schläfrigkeit, Dumpfheit des Kopfs verspürt. Die alte Regel bleibt also immer noch wahr: Man höre auf zu essen, wenn man noch etwas essen könnte.
Die zu rassinirte Kochkunst gehört ebenfalls hieher. -- Leider muss ich diese Freundin unsers Gaumens hier als die grösste Feindin unsers Lebens, als eine der verderblichsten Erfindungen zu Abkürzung desselben, anklagen, und zwar auf folgende Art:
verhältniſsmäſsig die Blutmenge, und beſchleunigt dadurch Circulation und Leben; und überdieſs entſteht dadurch ſo oft Indigeſtion und das Bedürfniſs ausleerende Mittel zu nehmen, welches abermals ſchwächt.
Zu viel eſſen heiſst, wenn man ſo lange iſst, bis man nicht mehr kann, und die nachfolgenden Zeichen ſind, wenn man Schwehre und Vollheit des Ma- gens, Gähnen, Aufſtoſsen, Schläfrigkeit, Dumpfheit des Kopfs verſpürt. Die alte Regel bleibt alſo immer noch wahr: Man höre auf zu eſſen, wenn man noch etwas eſſen könnte.
Die zu raſſinirte Kochkunſt gehört ebenfalls hieher. — Leider muſs ich dieſe Freundin unſers Gaumens hier als die gröſste Feindin unſers Lebens, als eine der verderblichſten Erfindungen zu Abkürzung deſſelben, anklagen, und zwar auf folgende Art:
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0406"n="378"/>
verhältniſsmäſsig die Blutmenge, und<lb/>
beſchleunigt dadurch Circulation und<lb/>
Leben; und überdieſs entſteht dadurch<lb/>ſo oft Indigeſtion und das Bedürfniſs<lb/>
ausleerende Mittel zu nehmen, welches<lb/>
abermals ſchwächt.</p><lb/><p><hirendition="#i">Zu viel eſſen</hi> heiſst, wenn man ſo<lb/>
lange iſst, bis man nicht mehr kann, und<lb/>
die nachfolgenden Zeichen ſind, wenn<lb/>
man Schwehre und Vollheit des Ma-<lb/>
gens, Gähnen, Aufſtoſsen, Schläfrigkeit,<lb/>
Dumpfheit des Kopfs verſpürt. Die alte<lb/>
Regel bleibt alſo immer noch wahr:<lb/>
Man höre auf zu eſſen, wenn man noch<lb/>
etwas eſſen könnte.</p><lb/><p><hirendition="#i">Die zu raſſinirte Kochkunſt</hi> gehört<lb/>
ebenfalls hieher. — Leider muſs ich<lb/>
dieſe Freundin unſers Gaumens hier als<lb/>
die gröſste Feindin unſers Lebens, als<lb/>
eine der verderblichſten Erfindungen zu<lb/>
Abkürzung deſſelben, anklagen, und<lb/>
zwar auf folgende Art:</p><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[378/0406]
verhältniſsmäſsig die Blutmenge, und
beſchleunigt dadurch Circulation und
Leben; und überdieſs entſteht dadurch
ſo oft Indigeſtion und das Bedürfniſs
ausleerende Mittel zu nehmen, welches
abermals ſchwächt.
Zu viel eſſen heiſst, wenn man ſo
lange iſst, bis man nicht mehr kann, und
die nachfolgenden Zeichen ſind, wenn
man Schwehre und Vollheit des Ma-
gens, Gähnen, Aufſtoſsen, Schläfrigkeit,
Dumpfheit des Kopfs verſpürt. Die alte
Regel bleibt alſo immer noch wahr:
Man höre auf zu eſſen, wenn man noch
etwas eſſen könnte.
Die zu raſſinirte Kochkunſt gehört
ebenfalls hieher. — Leider muſs ich
dieſe Freundin unſers Gaumens hier als
die gröſste Feindin unſers Lebens, als
eine der verderblichſten Erfindungen zu
Abkürzung deſſelben, anklagen, und
zwar auf folgende Art:
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/406>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.