isst ohne zu arbeiten, dem bekommt es nicht. Wenn nicht immer ein gehöri- ges Verhältniss zwischen der Restaura- tion und Selbstaufreibung bleibt, so ist es unmöglich, dass Gesundheit und lan- ges Leben bestehen kann. Werfen wir einen Blick auf die Erfarung, so finden wir, dass kein einziger Müssiggänger ein hohes Alter erreicht hat, sondern die ausgezeichneten Alten durchaus Men- schen von einer ausserst thätigen Lebens- art gewesen waren.
Aber nicht blos der körperliche, sondern auch der Seelenmüssiggang scha- det, und ich komme hier auf ein Le- bensverkürzungsmittel, was man hier wol nicht erwarten sollte, weil es dem Schein nach uns die Zeit so grausam lang macht, die lange Weile. -- Lassen Sie uns die physischen Wirkungen derselben etwas genauer durchgehen, und Sie werden sehen, dass dieser unbehagliche Seelenzustand keineswegs gleichgültig, sondern von sehr wichtigen Folgen für
iſst ohne zu arbeiten, dem bekommt es nicht. Wenn nicht immer ein gehöri- ges Verhältniſs zwiſchen der Reſtaura- tion und Selbſtaufreibung bleibt, ſo iſt es unmöglich, daſs Geſundheit und lan- ges Leben beſtehen kann. Werfen wir einen Blick auf die Erfarung, ſo finden wir, daſs kein einziger Müſſiggänger ein hohes Alter erreicht hat, ſondern die ausgezeichneten Alten durchaus Men- ſchen von einer auſſerſt thätigen Lebens- art geweſen waren.
Aber nicht blos der körperliche, ſondern auch der Seelenmüſſiggang ſcha- det, und ich komme hier auf ein Le- bensverkürzungsmittel, was man hier wol nicht erwarten ſollte, weil es dem Schein nach uns die Zeit ſo grauſam lang macht, die lange Weile. — Laſſen Sie uns die phyſiſchen Wirkungen derſelben etwas genauer durchgehen, und Sie werden ſehen, daſs dieſer unbehagliche Seelenzuſtand keineswegs gleichgültig, ſondern von ſehr wichtigen Folgen für
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0430"n="402"/>
iſst ohne zu arbeiten, dem bekommt es<lb/>
nicht. Wenn nicht immer ein gehöri-<lb/>
ges Verhältniſs zwiſchen der Reſtaura-<lb/>
tion und Selbſtaufreibung bleibt, ſo iſt<lb/>
es unmöglich, daſs Geſundheit und lan-<lb/>
ges Leben beſtehen kann. Werfen wir<lb/>
einen Blick auf die Erfarung, ſo finden<lb/>
wir, daſs kein einziger Müſſiggänger ein<lb/>
hohes Alter erreicht hat, ſondern die<lb/>
ausgezeichneten Alten durchaus Men-<lb/>ſchen von einer auſſerſt thätigen Lebens-<lb/>
art geweſen waren.</p><lb/><p>Aber nicht blos der körperliche,<lb/>ſondern auch der Seelenmüſſiggang ſcha-<lb/>
det, und ich komme hier auf ein Le-<lb/>
bensverkürzungsmittel, was man hier<lb/>
wol nicht erwarten ſollte, weil es dem<lb/>
Schein nach uns die Zeit ſo grauſam lang<lb/>
macht, die <hirendition="#i">lange Weile</hi>. — Laſſen Sie<lb/>
uns die phyſiſchen Wirkungen derſelben<lb/>
etwas genauer durchgehen, und Sie<lb/>
werden ſehen, daſs dieſer unbehagliche<lb/>
Seelenzuſtand keineswegs gleichgültig,<lb/>ſondern von ſehr wichtigen Folgen für<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[402/0430]
iſst ohne zu arbeiten, dem bekommt es
nicht. Wenn nicht immer ein gehöri-
ges Verhältniſs zwiſchen der Reſtaura-
tion und Selbſtaufreibung bleibt, ſo iſt
es unmöglich, daſs Geſundheit und lan-
ges Leben beſtehen kann. Werfen wir
einen Blick auf die Erfarung, ſo finden
wir, daſs kein einziger Müſſiggänger ein
hohes Alter erreicht hat, ſondern die
ausgezeichneten Alten durchaus Men-
ſchen von einer auſſerſt thätigen Lebens-
art geweſen waren.
Aber nicht blos der körperliche,
ſondern auch der Seelenmüſſiggang ſcha-
det, und ich komme hier auf ein Le-
bensverkürzungsmittel, was man hier
wol nicht erwarten ſollte, weil es dem
Schein nach uns die Zeit ſo grauſam lang
macht, die lange Weile. — Laſſen Sie
uns die phyſiſchen Wirkungen derſelben
etwas genauer durchgehen, und Sie
werden ſehen, daſs dieſer unbehagliche
Seelenzuſtand keineswegs gleichgültig,
ſondern von ſehr wichtigen Folgen für
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/430>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.