oder wenigere Kraft, den vollkommnen oder unvollkommnen, gesunden oder kränklichen Zustand der wirkenden Ur- sachen bestimmt werden? Wäre es nicht zu wünschen, dass Eltern dieser Bemer- kung einige Aufmerksamkeit widmeten, und nie vergässen, dass dieser Augen- blick von der höchsten Wichtigkeit, und der Moment einer Schöpfung sey, und dass nicht ohne Ursache die Natur die höchste Exaltation unsers ganzen Wesens damit verbunden habe? So schwehr es ist, hierüber Erfarungssätze zu samm- len, so sind mir doch einige ganz un- leugbare Beyspiele bekannt, wo Kinder, die in dem Zeitpunct der Trunkenheit erzeugt wurden, Zeitlebens stupid und blödsinnig blieben. Was nun das Ex- trem im hohen Grade bewirken kann, das können die Mittelstufen im gerin- gern thun, und warum sollte man nun nicht annehmen können, dass ein We- sen, in dem Zeitpunct übler Laune, oder einer körperlichen Indisposition oder
oder wenigere Kraft, den vollkommnen oder unvollkommnen, geſunden oder kränklichen Zuſtand der wirkenden Ur- ſachen beſtimmt werden? Wäre es nicht zu wünſchen, daſs Eltern dieſer Bemer- kung einige Aufmerkſamkeit widmeten, und nie vergäſsen, daſs dieſer Augen- blick von der höchſten Wichtigkeit, und der Moment einer Schöpfung ſey, und daſs nicht ohne Urſache die Natur die höchſte Exaltation unſers ganzen Weſens damit verbunden habe? So ſchwehr es iſt, hierüber Erfarungsſätze zu ſamm- len, ſo ſind mir doch einige ganz un- leugbare Beyſpiele bekannt, wo Kinder, die in dem Zeitpunct der Trunkenheit erzeugt wurden, Zeitlebens ſtupid und blödſinnig blieben. Was nun das Ex- trem im hohen Grade bewirken kann, das können die Mittelſtufen im gerin- gern thun, und warum ſollte man nun nicht annehmen können, daſs ein We- ſen, in dem Zeitpunct übler Laune, oder einer körperlichen Indiſpoſition oder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0494"n="466"/>
oder wenigere Kraft, den vollkommnen<lb/>
oder unvollkommnen, geſunden oder<lb/>
kränklichen Zuſtand der wirkenden Ur-<lb/>ſachen beſtimmt werden? Wäre es nicht<lb/>
zu wünſchen, daſs Eltern dieſer Bemer-<lb/>
kung einige Aufmerkſamkeit widmeten,<lb/>
und nie vergäſsen, daſs dieſer Augen-<lb/>
blick von der höchſten Wichtigkeit, und<lb/>
der Moment einer Schöpfung ſey, und<lb/>
daſs nicht ohne Urſache die Natur die<lb/>
höchſte Exaltation unſers ganzen Weſens<lb/>
damit verbunden habe? So ſchwehr<lb/>
es iſt, hierüber Erfarungsſätze zu ſamm-<lb/>
len, ſo ſind mir doch einige ganz un-<lb/>
leugbare Beyſpiele bekannt, wo Kinder,<lb/>
die in dem Zeitpunct der Trunkenheit<lb/>
erzeugt wurden, Zeitlebens ſtupid und<lb/>
blödſinnig blieben. Was nun das Ex-<lb/>
trem im hohen Grade bewirken kann,<lb/>
das können die Mittelſtufen im gerin-<lb/>
gern thun, und warum ſollte man nun<lb/>
nicht annehmen können, daſs ein We-<lb/>ſen, in dem Zeitpunct übler Laune, oder<lb/>
einer körperlichen Indiſpoſition oder<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[466/0494]
oder wenigere Kraft, den vollkommnen
oder unvollkommnen, geſunden oder
kränklichen Zuſtand der wirkenden Ur-
ſachen beſtimmt werden? Wäre es nicht
zu wünſchen, daſs Eltern dieſer Bemer-
kung einige Aufmerkſamkeit widmeten,
und nie vergäſsen, daſs dieſer Augen-
blick von der höchſten Wichtigkeit, und
der Moment einer Schöpfung ſey, und
daſs nicht ohne Urſache die Natur die
höchſte Exaltation unſers ganzen Weſens
damit verbunden habe? So ſchwehr
es iſt, hierüber Erfarungsſätze zu ſamm-
len, ſo ſind mir doch einige ganz un-
leugbare Beyſpiele bekannt, wo Kinder,
die in dem Zeitpunct der Trunkenheit
erzeugt wurden, Zeitlebens ſtupid und
blödſinnig blieben. Was nun das Ex-
trem im hohen Grade bewirken kann,
das können die Mittelſtufen im gerin-
gern thun, und warum ſollte man nun
nicht annehmen können, daſs ein We-
ſen, in dem Zeitpunct übler Laune, oder
einer körperlichen Indiſpoſition oder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 466. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/494>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.