Quellwasser versagt hat, lasse ichs gelten, Kinder an Bier zu gewöhnen.
III. Körperliche Muskularbewegung tritt nun als ein Hauptstück der physi- schen Erziehung ein. Man lasse das Kind den grössten Theil des Tages in körperlichen Bewegungen, in gymna- stischen Spielen aller Art zubringen, und zwar in freyer Luft, wo sie am nüzlich- sten sind. Diess stärkt unglaublich, giebt dem Körper eigne Thätigkeit, gleichförmige Vertheilung der Kräfte und Säfte, und verhütet am sichersten die Fehler des Wuchses und der Ausbil- dung.
IV. Man strenge die Seelenkräfte nicht zu frühzeitig zum Lernen an. Es ist ein grosses Vorurtheil, dass man da- mit nicht bald genug anfangen könne. Allerdings kann man zu bald anfangen, wenn man den Zeitpunct wählt, wo noch die Natur mit Ausbildung der kör- perlichen Kräfte und Organe beschäftigt ist, und alle Kraft dazu nöthig hat, und diess ist bis zum siebenten Jahre. Nö-
I i 2
Quellwaſſer verſagt hat, laſſe ichs gelten, Kinder an Bier zu gewöhnen.
III. Körperliche Muskularbewegung tritt nun als ein Hauptſtück der phyſi- ſchen Erziehung ein. Man laſſe das Kind den gröſsten Theil des Tages in körperlichen Bewegungen, in gymna- ſtiſchen Spielen aller Art zubringen, und zwar in freyer Luft, wo ſie am nüzlich- ſten ſind. Dieſs ſtärkt unglaublich, giebt dem Körper eigne Thätigkeit, gleichförmige Vertheilung der Kräfte und Säfte, und verhütet am ſicherſten die Fehler des Wuchſes und der Ausbil- dung.
IV. Man ſtrenge die Seelenkräfte nicht zu frühzeitig zum Lernen an. Es iſt ein groſses Vorurtheil, daſs man da- mit nicht bald genug anfangen könne. Allerdings kann man zu bald anfangen, wenn man den Zeitpunct wählt, wo noch die Natur mit Ausbildung der kör- perlichen Kräfte und Organe beſchäftigt iſt, und alle Kraft dazu nöthig hat, und dieſs iſt bis zum ſiebenten Jahre. Nö-
I i 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0527"n="499"/>
Quellwaſſer verſagt hat, laſſe ichs gelten,<lb/>
Kinder an Bier zu gewöhnen.</p><lb/><p>III. Körperliche Muskularbewegung<lb/>
tritt nun als ein Hauptſtück der phyſi-<lb/>ſchen Erziehung ein. Man laſſe das<lb/>
Kind den gröſsten Theil des Tages in<lb/>
körperlichen Bewegungen, in gymna-<lb/>ſtiſchen Spielen aller Art zubringen, und<lb/>
zwar in freyer Luft, wo ſie am nüzlich-<lb/>ſten ſind. Dieſs ſtärkt unglaublich,<lb/>
giebt dem Körper eigne Thätigkeit,<lb/>
gleichförmige Vertheilung der Kräfte<lb/>
und Säfte, und verhütet am ſicherſten<lb/>
die Fehler des Wuchſes und der Ausbil-<lb/>
dung.</p><lb/><p>IV. Man ſtrenge die Seelenkräfte<lb/>
nicht zu frühzeitig zum Lernen an. Es<lb/>
iſt ein groſses Vorurtheil, daſs man da-<lb/>
mit nicht bald genug anfangen könne.<lb/>
Allerdings kann man zu bald anfangen,<lb/>
wenn man den Zeitpunct wählt, wo<lb/>
noch die Natur mit Ausbildung der kör-<lb/>
perlichen Kräfte und Organe beſchäftigt<lb/>
iſt, und alle Kraft dazu nöthig hat, und<lb/>
dieſs iſt bis zum ſiebenten Jahre. Nö-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">I i 2</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[499/0527]
Quellwaſſer verſagt hat, laſſe ichs gelten,
Kinder an Bier zu gewöhnen.
III. Körperliche Muskularbewegung
tritt nun als ein Hauptſtück der phyſi-
ſchen Erziehung ein. Man laſſe das
Kind den gröſsten Theil des Tages in
körperlichen Bewegungen, in gymna-
ſtiſchen Spielen aller Art zubringen, und
zwar in freyer Luft, wo ſie am nüzlich-
ſten ſind. Dieſs ſtärkt unglaublich,
giebt dem Körper eigne Thätigkeit,
gleichförmige Vertheilung der Kräfte
und Säfte, und verhütet am ſicherſten
die Fehler des Wuchſes und der Ausbil-
dung.
IV. Man ſtrenge die Seelenkräfte
nicht zu frühzeitig zum Lernen an. Es
iſt ein groſses Vorurtheil, daſs man da-
mit nicht bald genug anfangen könne.
Allerdings kann man zu bald anfangen,
wenn man den Zeitpunct wählt, wo
noch die Natur mit Ausbildung der kör-
perlichen Kräfte und Organe beſchäftigt
iſt, und alle Kraft dazu nöthig hat, und
dieſs iſt bis zum ſiebenten Jahre. Nö-
I i 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 499. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/527>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.