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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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glückliches und hohes Alter verschaffte,
das ihm reichliche Belohnung seiner Ent-
sagung, und der Nachwelt ein lehrrei-
ches Beyspiel gab. Nicht ohne Theil-
nahme und freudiges Mitgefühl kann
man den drey und achtzigjährigen Greiss
die Geschichte seines Lebens und seiner
Erhaltung beschreiben, und alle die Hei-
terkeit und Zufriedenheit preissen hö-
ren, die er seiner Lebensart verdankt.
Er hatte bis in sein 40stes Jahr ein
schwelgerisches Leben geführt, war be-
ständig krank an Koliken, Glieder-
schmerzen und Fieber, und kam durch
lezteres endlich dahin, dass ihn seine
Aerzte versicherten, er werde nicht viel
über 2 Monate mehr leben, alle Arz-
neyen seyen vergebens, und das einzige
Mittel für ihn sey eine sparsame Diät.
Er folgte diesem Rath, bemerkte schon
nach einigen Tagen Besserung, und nach
Verlauf eines Jahres war er nicht nur
völlig hergestellt, sondern gesünder als
er je in seinem Leben gewesen war. Er
beschloss also, sich noch mehr einzu-

glückliches und hohes Alter verſchaffte,
das ihm reichliche Belohnung ſeiner Ent-
ſagung, und der Nachwelt ein lehrrei-
ches Beyſpiel gab. Nicht ohne Theil-
nahme und freudiges Mitgefühl kann
man den drey und achtzigjährigen Greiſs
die Geſchichte ſeines Lebens und ſeiner
Erhaltung beſchreiben, und alle die Hei-
terkeit und Zufriedenheit preiſsen hö-
ren, die er ſeiner Lebensart verdankt.
Er hatte bis in ſein 40ſtes Jahr ein
ſchwelgeriſches Leben geführt, war be-
ſtändig krank an Koliken, Glieder-
ſchmerzen und Fieber, und kam durch
lezteres endlich dahin, daſs ihn ſeine
Aerzte verſicherten, er werde nicht viel
über 2 Monate mehr leben, alle Arz-
neyen ſeyen vergebens, und das einzige
Mittel für ihn ſey eine ſparſame Diät.
Er folgte dieſem Rath, bemerkte ſchon
nach einigen Tagen Beſſerung, und nach
Verlauf eines Jahres war er nicht nur
völlig hergeſtellt, ſondern geſünder als
er je in ſeinem Leben geweſen war. Er
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[25/0053] glückliches und hohes Alter verſchaffte, das ihm reichliche Belohnung ſeiner Ent- ſagung, und der Nachwelt ein lehrrei- ches Beyſpiel gab. Nicht ohne Theil- nahme und freudiges Mitgefühl kann man den drey und achtzigjährigen Greiſs die Geſchichte ſeines Lebens und ſeiner Erhaltung beſchreiben, und alle die Hei- terkeit und Zufriedenheit preiſsen hö- ren, die er ſeiner Lebensart verdankt. Er hatte bis in ſein 40ſtes Jahr ein ſchwelgeriſches Leben geführt, war be- ſtändig krank an Koliken, Glieder- ſchmerzen und Fieber, und kam durch lezteres endlich dahin, daſs ihn ſeine Aerzte verſicherten, er werde nicht viel über 2 Monate mehr leben, alle Arz- neyen ſeyen vergebens, und das einzige Mittel für ihn ſey eine ſparſame Diät. Er folgte dieſem Rath, bemerkte ſchon nach einigen Tagen Beſſerung, und nach Verlauf eines Jahres war er nicht nur völlig hergeſtellt, ſondern geſünder als er je in ſeinem Leben geweſen war. Er beſchloſs alſo, ſich noch mehr einzu-

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/53>, abgerufen am 23.11.2024.