vom Ehestand abschreckt, das Einerley, ist sehr heilsam und nothwendig; denn es verhütet die durch ewige Abwechse- lung der Gegenstände immer erneuerte und desto schwächendere Reizung. Es verhält sich wie die einfache Nahrung zur componirten und schwelgerischen; nur jene giebt Mässigkeit und langes Leben.
3. Die Erfarung sagt uns: Alle, die ein ausgezeichnet hohes Alter erreichten, waren verheyrathet.
4. Der Ehestand gewährt die rein- ste, gleichförmigste, am wenigsten auf- reibende Freude, die häusliche. Sie ist zuverlässig diejenige, die der physischen und moralischen Gesundheit am ange- messensten ist, und das Gemüth am ge- wissesten in jenem glücklichen Mittelton erhalten kann, der zur Verlängerung des Lebens der vortheilhafteste ist. Er temperirt sowohl die überspannten und schwärmerischen Hofnungen und Plane, als die eben so übertriebnen Besorgnisse. Alles wird durch die Mittheilung eines
vom Eheſtand abſchreckt, das Einerley, iſt ſehr heilſam und nothwendig; denn es verhütet die durch ewige Abwechſe- lung der Gegenſtände immer erneuerte und deſto ſchwächendere Reizung. Es verhält ſich wie die einfache Nahrung zur componirten und ſchwelgeriſchen; nur jene giebt Mäſsigkeit und langes Leben.
3. Die Erfarung ſagt uns: Alle, die ein ausgezeichnet hohes Alter erreichten, waren verheyrathet.
4. Der Eheſtand gewährt die rein- ſte, gleichförmigſte, am wenigſten auf- reibende Freude, die häusliche. Sie iſt zuverläſſig diejenige, die der phyſiſchen und moraliſchen Geſundheit am ange- meſſenſten iſt, und das Gemüth am ge- wiſſeſten in jenem glücklichen Mittelton erhalten kann, der zur Verlängerung des Lebens der vortheilhafteſte iſt. Er temperirt ſowohl die überſpannten und ſchwärmeriſchen Hofnungen und Plane, als die eben ſo übertriebnen Beſorgniſſe. Alles wird durch die Mittheilung eines
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vom Eheſtand abſchreckt, das Einerley,
iſt ſehr heilſam und nothwendig; denn
es verhütet die durch ewige Abwechſe-
lung der Gegenſtände immer erneuerte
und deſto ſchwächendere Reizung. Es
verhält ſich wie die einfache Nahrung
zur componirten und ſchwelgeriſchen;
nur jene giebt Mäſsigkeit und langes
Leben.
3. Die Erfarung ſagt uns: Alle, die
ein ausgezeichnet hohes Alter erreichten,
waren verheyrathet.
4. Der Eheſtand gewährt die rein-
ſte, gleichförmigſte, am wenigſten auf-
reibende Freude, die häusliche. Sie iſt
zuverläſſig diejenige, die der phyſiſchen
und moraliſchen Geſundheit am ange-
meſſenſten iſt, und das Gemüth am ge-
wiſſeſten in jenem glücklichen Mittelton
erhalten kann, der zur Verlängerung
des Lebens der vortheilhafteſte iſt. Er
temperirt ſowohl die überſpannten und
ſchwärmeriſchen Hofnungen und Plane,
als die eben ſo übertriebnen Beſorgniſſe.
Alles wird durch die Mittheilung eines
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 542. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/570>, abgerufen am 22.11.2024.
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