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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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Beweglichkeit und Munterkeit, wenig-
stens auf einige Zeit wieder verschafft;
ja man unternahm es, furchtsame Ge-
schöpfe durch das Blut eines wilden
grausamen Geschöpfs kühn zu machen.
Hierdurch aufgemuntert, trug man kein
Bedenken, auch Menschen auf diese
Weise zu restauriren. Dr. Denis und
Riva zu Paris waren wirklich so glück-
lich, einen jungen Menschen, der an ei-
ner unheilbaren Schlafsucht litt (in der
man ihm gleichfalls 20mal zu Ader ge-
lassen hatte) durch die Anfüllung mit
Lamsblut, und einen Wahnsinnigen
durch die Vertauschung seines Bluts mit
Kalbsblut völlig herzustellen. Aber da
man nur die unheilbarsten und elende-
sten Menschen dazu nahm, so trug sichs
bald zu, dass einige unter der Operation
starben, und seitdem hat es niemand
wieder gewagt. Doch ist sie an Thieren
auch hier in Jena sehr glücklich ausge-
führt worden; und in der That sollte sie
nicht ganz verworfen werden, denn, ob
schon das eingelassene fremde Blut in

Beweglichkeit und Munterkeit, wenig-
ſtens auf einige Zeit wieder verſchafft;
ja man unternahm es, furchtſame Ge-
ſchöpfe durch das Blut eines wilden
grauſamen Geſchöpfs kühn zu machen.
Hierdurch aufgemuntert, trug man kein
Bedenken, auch Menſchen auf dieſe
Weiſe zu reſtauriren. Dr. Denis und
Riva zu Paris waren wirklich ſo glück-
lich, einen jungen Menſchen, der an ei-
ner unheilbaren Schlafſucht litt (in der
man ihm gleichfalls 20mal zu Ader ge-
laſſen hatte) durch die Anfüllung mit
Lamsblut, und einen Wahnſinnigen
durch die Vertauſchung ſeines Bluts mit
Kalbsblut völlig herzuſtellen. Aber da
man nur die unheilbarſten und elende-
ſten Menſchen dazu nahm, ſo trug ſichs
bald zu, daſs einige unter der Operation
ſtarben, und ſeitdem hat es niemand
wieder gewagt. Doch iſt ſie an Thieren
auch hier in Jena ſehr glücklich ausge-
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[30/0058] Beweglichkeit und Munterkeit, wenig- ſtens auf einige Zeit wieder verſchafft; ja man unternahm es, furchtſame Ge- ſchöpfe durch das Blut eines wilden grauſamen Geſchöpfs kühn zu machen. Hierdurch aufgemuntert, trug man kein Bedenken, auch Menſchen auf dieſe Weiſe zu reſtauriren. Dr. Denis und Riva zu Paris waren wirklich ſo glück- lich, einen jungen Menſchen, der an ei- ner unheilbaren Schlafſucht litt (in der man ihm gleichfalls 20mal zu Ader ge- laſſen hatte) durch die Anfüllung mit Lamsblut, und einen Wahnſinnigen durch die Vertauſchung ſeines Bluts mit Kalbsblut völlig herzuſtellen. Aber da man nur die unheilbarſten und elende- ſten Menſchen dazu nahm, ſo trug ſichs bald zu, daſs einige unter der Operation ſtarben, und ſeitdem hat es niemand wieder gewagt. Doch iſt ſie an Thieren auch hier in Jena ſehr glücklich ausge- führt worden; und in der That ſollte ſie nicht ganz verworfen werden, denn, ob ſchon das eingelaſſene fremde Blut in

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/58>, abgerufen am 23.11.2024.