das beste Mittel. Auch wird es zum Be- weiss des Nutzens und wenigstens der Unschädlichkeit der Suppen dienen, wenn ich sage, dass unsre Vorfahren, die gewiss starker waren, als wir, und die Bauern, die es noch sind, viel Suppe geniessen, und dass alle alte Leute, die ich kennen gelernt habe, grosse Freunde der Suppe waren.
Der Wein erfreut des Menschen Herz, aber er ist keineswegs eine Noth- wendigkeit zum langen Leben; denn diejenigen sind am ältesten geworden, die ihn nicht tranken. Ja er kann, als ein reizendes, die Lebensconsumtion beschleunigendes, Mittel, das Leben sehr verkürzen, wenn er zu häufig und in zu grosser Menge getrunken wird. Wenn er daher nicht schaden und ein Freund des Lebens werden soll, so muss man ihn nicht täglich, und nie im Ue- bermaas trinken, je jünger man ist, desto weniger, je älter, desto mehr. Am besten, wenn man den Wein als
das beſte Mittel. Auch wird es zum Be- weiſs des Nutzens und wenigſtens der Unſchädlichkeit der Suppen dienen, wenn ich ſage, daſs unſre Vorfahren, die gewiſs ſtarker waren, als wir, und die Bauern, die es noch ſind, viel Suppe genieſſen, und daſs alle alte Leute, die ich kennen gelernt habe, groſse Freunde der Suppe waren.
Der Wein erfreut des Menſchen Herz, aber er iſt keineswegs eine Noth- wendigkeit zum langen Leben; denn diejenigen ſind am älteſten geworden, die ihn nicht tranken. Ja er kann, als ein reizendes, die Lebensconſumtion beſchleunigendes, Mittel, das Leben ſehr verkürzen, wenn er zu häufig und in zu groſser Menge getrunken wird. Wenn er daher nicht ſchaden und ein Freund des Lebens werden ſoll, ſo muſs man ihn nicht täglich, und nie im Ue- bermaas trinken, je jünger man iſt, deſto weniger, je älter, deſto mehr. Am beſten, wenn man den Wein als
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das beſte Mittel. Auch wird es zum Be-
weiſs des Nutzens und wenigſtens der
Unſchädlichkeit der Suppen dienen,
wenn ich ſage, daſs unſre Vorfahren,
die gewiſs ſtarker waren, als wir, und
die Bauern, die es noch ſind, viel Suppe
genieſſen, und daſs alle alte Leute, die
ich kennen gelernt habe, groſse Freunde
der Suppe waren.
Der Wein erfreut des Menſchen
Herz, aber er iſt keineswegs eine Noth-
wendigkeit zum langen Leben; denn
diejenigen ſind am älteſten geworden,
die ihn nicht tranken. Ja er kann, als
ein reizendes, die Lebensconſumtion
beſchleunigendes, Mittel, das Leben
ſehr verkürzen, wenn er zu häufig und
in zu groſser Menge getrunken wird.
Wenn er daher nicht ſchaden und ein
Freund des Lebens werden ſoll, ſo muſs
man ihn nicht täglich, und nie im Ue-
bermaas trinken, je jünger man iſt,
deſto weniger, je älter, deſto mehr.
Am beſten, wenn man den Wein als
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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 612. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/640>, abgerufen am 22.11.2024.
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