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Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797.

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treu, dass er ganzer 46 Tage nicht die
geringste Speise zu sich nahm. Nur am
fünften Tage foderte er abgezogenes
Wasser, und da man ihm ein halbes Nö-
sel Anisbrantwein gab, verzehrte er sol-
ches in 3 Tagen. Als man ihm aber
vorstellte, dass diess zu viel sey, that er
in jedes Glass Wasser, das er trank, nicht
mehr als 3 Tropfen, und kam mit dieser
Flasche bis zum 39sten Tage aus. Nun
hörete er auch auf zu trinken, und nahm
die lezten 8 Tage gar nichts mehr zu
sich. Vom 36sten Tage an musste er lie-
gen, und merkwürdig war es, dass die-
ser sonst äusserst reinliche Mann die
ganze Zeit seiner Fasten über, einen sehr
üblen Geruch von sich gab (eine Folge
der unterlassenen Erneuerung seiner
Säfte, und der damit verbundenen Ver-
derbniss), und dass seine Augen schwach
wurden. Alle Vorstellungen waren um-
sonst, und man gab ihn schon völlig
verlohren, als plözlich die Stimme der
Natur durch einen Zufall wieder in ihm
erwachte. Er sah ein Kind mit einem

treu, daſs er ganzer 46 Tage nicht die
geringſte Speiſe zu ſich nahm. Nur am
fünften Tage foderte er abgezogenes
Waſſer, und da man ihm ein halbes Nö-
ſel Anisbrantwein gab, verzehrte er ſol-
ches in 3 Tagen. Als man ihm aber
vorſtellte, daſs dieſs zu viel ſey, that er
in jedes Glaſs Waſſer, das er trank, nicht
mehr als 3 Tropfen, und kam mit dieſer
Flaſche bis zum 39ſten Tage aus. Nun
hörete er auch auf zu trinken, und nahm
die lezten 8 Tage gar nichts mehr zu
ſich. Vom 36ſten Tage an muſste er lie-
gen, und merkwürdig war es, daſs die-
ſer ſonſt äuſserſt reinliche Mann die
ganze Zeit ſeiner Faſten über, einen ſehr
üblen Geruch von ſich gab (eine Folge
der unterlaſſenen Erneuerung ſeiner
Säfte, und der damit verbundenen Ver-
derbniſs), und daſs ſeine Augen ſchwach
wurden. Alle Vorſtellungen waren um-
ſonſt, und man gab ihn ſchon völlig
verlohren, als plözlich die Stimme der
Natur durch einen Zufall wieder in ihm
erwachte. Er ſah ein Kind mit einem

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[68/0096] treu, daſs er ganzer 46 Tage nicht die geringſte Speiſe zu ſich nahm. Nur am fünften Tage foderte er abgezogenes Waſſer, und da man ihm ein halbes Nö- ſel Anisbrantwein gab, verzehrte er ſol- ches in 3 Tagen. Als man ihm aber vorſtellte, daſs dieſs zu viel ſey, that er in jedes Glaſs Waſſer, das er trank, nicht mehr als 3 Tropfen, und kam mit dieſer Flaſche bis zum 39ſten Tage aus. Nun hörete er auch auf zu trinken, und nahm die lezten 8 Tage gar nichts mehr zu ſich. Vom 36ſten Tage an muſste er lie- gen, und merkwürdig war es, daſs die- ſer ſonſt äuſserſt reinliche Mann die ganze Zeit ſeiner Faſten über, einen ſehr üblen Geruch von ſich gab (eine Folge der unterlaſſenen Erneuerung ſeiner Säfte, und der damit verbundenen Ver- derbniſs), und daſs ſeine Augen ſchwach wurden. Alle Vorſtellungen waren um- ſonſt, und man gab ihn ſchon völlig verlohren, als plözlich die Stimme der Natur durch einen Zufall wieder in ihm erwachte. Er ſah ein Kind mit einem

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Zitationshilfe: Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hufeland_leben_1797/96>, abgerufen am 22.11.2024.